Vor einer Weile war ich in Recklinghausen bei der “Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW”. Mit dem “Partnernetzwerk Medien des Weltaktionsprogrammes Bildung für nachhaltige Entwicklung” hatten wir einen Tag zu interaktiven Medien gestaltet. In nur zwei Stunden durfte ich Schülern, Lehrern und “Multiplikatoren” das YouTuben näher bringen.
Wenn Du weiter liest, findest Du Tipps und Gedanken zum YouTuben und eine kleine Reflexion dieses schönen Tages. Schon mit dem Smartphone und einem Laptop kann man selbst Videos machen und in die Fußstapfen von YouTubern wie LeFloid treten. Dafür brauchst Du ein Thema, das Dich stark motiviert.
Was ist Dir wichtig genug für harte Arbeit?
Motiviert ist, wer ein Motiv hat. Man braucht etwas, das einem so wichtig ist, dass man mit viel Lust und Begeisterung immer weiter daran arbeiten mag. Ich glaube, dass jeder für sich selbst herausfinden kann, was man selbst der Welt bieten will. Eine Sinngebung, die robust ist und andauernd bleibt, kann einem niemand einreden – sie ist einfach in Dir vorhanden.
Deshalb habe ich im Workshop nicht vorgegeben, was für Dich “das Gute” ist. Ich finde es wichtig, dass jede/r für sich selbst überlegt und definiert, was ihr oder ihm wichtig ist. Aus diesem Grund habe ich nicht einmal Beispiele gezeigt, sondern Zettel und Stifte verteilt. Ideen muss man aufschreiben, wenn sie kommen. Sie kommen nicht dann, wenn man sie erzwingt und sagt: “Gib mir eine geniale Idee – wir haben noch 30 Minuten Zeit!” Eine frische Idee kommt einem, wenn man endlich losgelassen hat. Meine wichtigsten Kreativräume sind die Dusche und der Göttinger Stadtwall, auf dem ich so gerne spazieren gehe.
Selbstbestimmung mag ungewohnt sein, ist jedoch die Kern-Eigenschaft des YouTubens. Wir hatten große Papiere an die Wand geklebt, auf die man spontane Rückmeldungen an uns schreiben konnte. Eine Person schrieb, dass mein Workshop als sehr unspezifisch empfunden wurde. Was sei denn dann überhaupt der Mehrwert?
Meine Antwort: Ich will, dass ihr selbst denkt und nicht kopiert. Kopieren übt ihr noch oft genug in eurem Leben. Als YouTuber darfst Du wählen, was und wie Du mit Deiner Community teilen willst. Wer eigene Ideen entwickeln und umsetzen kann, hat viel mehr Möglichkeiten in dieser Welt. Vielleicht wollen manche kein Zahnrad werden, sondern ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen. Und darum geht es!
Überlege, wofür es sich lohnt aufzustehen. Was ist Dir so wichtig, dass es Dich immer wieder fasziniert? Was macht dich neugierig? Worüber hast Du Lust, mehr zu wissen? Welche Veränderungen wünschst Du Dir in dieser Welt? Wenn du darauf eine Antwort findest, dann hast Du ein Thema für Dich entdeckt, dass Dich stark genug von innen heraus motiviert, dass Du die nötige Leidenschaft und Begeisterung entwickeln kannst, mit der man die freudvolle, aber auch harte und beharrliche Arbeit des YouTubens beginnen kann.
YouTuber können und müssen sich sehr viel selber beibringen
YouTuber müssen sehr, sehr viel lernen: wie man sein Konzept entwickelt, vor der Kamera steht, unterhaltsam ist, Videos und Ton in guter Qualität aufzeichnet, schneidet und veröffentlicht.
Alles was man für YouTube lernen muss, kann man auf YouTube in Form von Tutorials finden und sich selbst beibringen.
In den 120 Minuten des Workshops wollte ich alle Schritte einmal praktisch durchgehen. Das geht in dieser Kürze leider nur oberflächlich. Künftig will ich mehr Zeit für derartige Workshops haben. Unter drei Stunden mache ich nichts mehr ;o). Ein ganzer Tag wäre noch besser.
Story entwickeln
Eine Story beginnt mit ersten Ideen. Oft reicht eine gute Frage, die im Video beantwortet wird. Mir hilft es dabei zum einen, im Internet zu recherchieren,zum anderen, mit den Notizen und Informationen Kopf ohne Internet in Ruhe und ohne Ablenkung nachzudenken. Ein Spaziergang mit dem Notizblock wäre mein Tipp, um spontan kommende Ideen sofort festzuhalten.
In Recklinghausen haben wir Tandems gebildet, in denen man sich wechselseitig seine Story erzählt und eine Rückmeldung bekommen hat, wie man dabei rüberkommt und welche Fragen dem Gegenüber in den Sinn gekommen sind. Das ist wichtig, denn YouTubers müssen sich in ihre Community hineinversetzen können.
Script oder Dreh-Notizen schreiben
Manche schreiben sich ein ganzes Skript auf und “lesen” dies in ihrem Video vor. Ich selbst bevorzuge grobe Notizen. So kann ich meine Inhalte frei und frisch formulieren. Dabei halte ich mich für natürlicher. Eine direkte Ansprache ist ansprechender als eine vom Blatt abgelesene.
Ein guter Aufbau für Videoblog-Beiträge ist:
- “Der Haken”: Worum geht es? Was kann ich erwarten und weshalb sollte ich nicht das Video wegklicken?
- “Das Intro”: Wer ich bin und weshalb ich Dir etwas über das Thema erzählen will.
- “Hauptinhalt”: Das was ich vor allem sagen will.
- “Handlungs-Aufforderung”: Was Du Dir vom Zuschauer als nächsten Handlungsschritt wünschst, z.B. wenn Dir X wichtig ist, dann geh auf Website Y und mache Z.
Einfach losdrehen!
Fast alle hatten ein Smartphone, manche eine Digitalkamera dabei. Für den Anfang reicht das. Später wird ein eigenes Tonaufnahmegerät und eine bessere Kamera wichtig. Auch ein Stativ und Beleuchtung benutzen die meisten fortgeschrittenen YouTubers. Wichtig sind folgende Einstellungen:
- Bildformat: 1920 x 1080 px (HD) mit 30fs (Bilder pro Sekunde) einstellen. Größer und mehr Bilder pro Sekunde gehen natürlich auch, brauchen aber mehr Speicher.
- Fixiere Deine Belichtungseinstellung. Auf der Android-App „Open Kamera“ gibt es dafür ein kleines Schloss. Auf dem iPhone tippt man auf dem Display zuerst auf den Punkt, der scharf sein und für den die Belichtung passen soll. Danach gedrückt halten. Dass es geklappt hat, merkt man daran, dass das Quadrat größer wird und im Display “AE/AF Lock” geschrieben steht.
- Suche Dir einen guten Bildausschnitt. Je größer das Gesicht, desto mehr Emotionen werden übertragen. Filmst Du von unten, dann sieht der Mensch oben mächtig aus und umgekehrt. Ich mag es immer auf Augenhöhe.
- Filme nicht gegen das Licht.
- Schau nach dem Filmen, ob alles stimmt und wie das Video aussieht und achte auch auf den Ton.
Video schneiden
Im letzten Jahrhundert war das Bild- und Tonmaterial auf Rollen. Man konnte eine Szene ausschneiden und hatte dann einen mehrere Zentimeter langen Filmstreifen. Der konnte an eine andere Szene geklebt werden. Zugleich kann man Töne unterlegen. Beispielsweise kann jemand weiter erzählen, während man bewegte Bilder von dem sieht, worüber erzählt wird. So ähnlich geht es heute digital: Man sieht auch hier Streifen nebeneinander, die ein Video ergeben.
Die einfachsten Schnittmöglichkeiten gibt es auf YouTube selbst im “YouTube Video Editor”, auf Smartphone Apps, auf dem Mac mit “iMovie” und auf dem PC mit “Windows Movie Maker”. Ich selbst habe mit “Adobe Premiere” und “Final Cut Pro” gearbeitet. Die sind teuer. Mit dem günstigen Programm für Einsteiger “Magix Deluxe” habe ich auch gute Erfahrungen.
Was ich in Recklinghausen besonders toll fand war, dass die jüngsten Teilnehmer ganz schön experienced in der Bedienung ihres Smartphones waren dies ihren Lehrern zeigen konnten.
YouTuber-Beispiele für das Gute
Wenn ihr nun doch Beispiele sehen wollt. Na gut, hier sind sie:
Wichtig ist, dass ihr nicht versucht, so wie andere zu sein. Seit so wie ihr seid! Entwickelt euer eigenes Ding! Wählt Themen, die andere noch nicht gewählt haben! Wagt einen eigenen Stil! Redet so, wie euch der Mund gewachsen ist! |
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Die Beiden haben das Video in kürzester Zeit mit dem Smartphone gedreht und geschnitten |
Weiteres Lesefutter zum YouTuben auf SUSTAINMENT´s Blog:
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