Von dem was in der Energiepolitik falsch läuft kann man ununterbrochen lesen. News, Twittertimelines und Kommentare wimmeln von Kritik. Oft geht es um Details und oft ist es auch berechtigt. Dennoch vermisse ich, dass man sich klar macht was man eigentlich hat. Wir haben weder eine Wärme- noch eine Mobilitätswende. Aber wir haben eine Stromwende. Wir erleben diverse Detailentscheidungen für große Akteure und damit zugleich gegen kleine Akteure. Ja, Merkels Regierungen protegieren gegen einen Strukturwandel im Energiemarkt. Wir hingegen befürworten Akteursvielfalt. Trotz all dem ist Merkels Stromwende bemerkenswert. Ich will sie Ihnen klar skizziert vor Augen führen.

Wenn man die Einzelentscheidungen addiert erkennt man unausgesprochene Realitäten. Ich fordere einen schrittweisen Kohleausstieg und 100 % erneuerbare Energien. Das aber 80 % erneuerbare Energien bereits anvisiert sind und damit auch die Kohle drastisch reduziert werden soll, dass muss man auch anerkennen. Schneller und vollständig wäre natürlich besser. Das ginge eben nur, wenn das heiße Eisen der Akteursvielfals und damit des Strukturwandels zugelassen würde.

Das ist Merkels Stromwende:

StromwendeOben sehen Sie in schwarz, wie sich der klimaschädliche Kohle und Gasanteil auf 20 % bis 2050 reduzieren soll. Das kleine Gelbe dort links ist das Ende der Kernkraft. Das große Grüne ist der Ausbau erneuerbarer Stromquellen. Diese sollen sich von knapp 30 % auf 80 % steigern. Dabei sollen, so erscheint Merkels und Gabriels Plan, die Energiekonzerne eine zweite Chance haben, um einen signifikanter Teil dieser klimafreundlichen erneuerbaren Energie zu betreiben. Dabei verlieren alle anderen, die auch mitgestalten wollen.

Die „Dekarbonisierung der Weltwirtschaft„, die in Elmenau beim G7 Gipfel medienwirksam angekündigt wurde, passt zu diesem Plan. Als Ziel hat man das Ende des Jahrhunderts genannt. Zu intensiverem Klimaschutz hat es in Deutschland nicht geführt.

Ja, ich will es schneller

Oben rechts sehen Sie zwei Pfeile. Wir wollen 100 % erneuerbare Energien. Das ist Dekarbonisierung. In Merkels Plan ist nur der Strom aufgetragen, denn zu allem anderen hat unsere Bundesregierung keine ernsthaften Ergebnisse geliefert. Wir wollen nicht nur mehr, sondern wir wollen es auch schneller. 2040 oder besser 2030 wären schöne Peilmarken für 100 % sauberen Strom. Damit Sie sehen wie sehr sich diese Forderung von Merkels Plan unterscheidet komme ich nun zum „bösesten“. Wir wollen, dass sich Strukturen verändern und diese 100 % in den Händen sehr unterschiedlicher Akteure sind. Das stört jeden der vom Gleichbleiben profitiert z.B. Investoren und Kohlekumpel. Wir wollen damit sogar die Einflussspären alter Energiekonzerne kappen. Das ganze nennen wir Wettbewerb. Die Mengenziele in Merkels Plan betrachte ich als Minimalziele unterhalb deren ich nichts akzeptiere.

Quellen:

Ich habe mir das nicht ausgedacht. Aus folgenden Quellen kann man es nachvollziehen.

Energiekonzept aus 2010:

Klimaschutzziele

Entsprechend der Koalitionsvereinbarung soll en bis 2020 die Treibhausgasemissionen um 40% und entsprechend der Zielformulierung der Industriestaaten bis 2050 um mindestens 80% – jeweils gegenüber 1990 – reduziert werden.

Dies bedeutet folgenden Entwicklungspfad bei der Minderung der Treibhausgasemission bis 2050: minus 55% bis 2030, minus 70% bis 2040, minus 80% bis 95% bis 2050.

Erneuerbare Energien

Bis 2020 soll der Anteil der erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch 18% betragen. Danach strebt die Bundesregierung folgende Entwicklung des Anteils erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch an: 30% bis 2030, 45% bis 2040, 60% bis 2050.

Bis 2020 soll der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch 35% betragen.

Danach strebt die Bundesregierung folgende Entwicklung des Anteils der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch an: 50% bis 2030, 65% bis 2040, 80% bis 2050.

Energieeffizienz

Bis 2020 soll der Primärenergieverbrauch gegenüber 2008 um 20% und bis 2050 um 50% sinken.

Wir streben an, bis 2020 den Stromverbrauch gegenüber 2008 in einer Größenordnung von 10% und bis 2050 von 25% zu vermindern.

Die Sanierungsrate für Gebäude soll von derzeit jährlich weniger als 1% auf 2% des gesamten Gebäudebestands verdoppelt werden.

Im Verkehrs bereich soll der Endenergieverbrauch bis 2020 um rund 10% und bis 2050 um rund 40% gegenüber 2005 zurückgehen.

Atomaustieg nach Atomeinstieg vom Atomaustieg

  • bis 2022 alle AKW abschalten