Die Hypothese, dass man die fünf der großen Ölkonzerne als führende Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien/Energiewende einstufen könne, halte ich für eine Fehleinschätzung. Ich will Dir gerne schildern, weshalb ich es anders sehe.

Grundsätzlich ist der Zubau von erneuerbaren Energien – in unterschiedlichem Maße und auf unterschiedliche Weise – deutlich weniger schädlich und riskant, als Kernkraft, Öl, Kohle und Gas. Deshalb begrüße ich erneuerbare Energien, ganz gleich, wer sie baut und betreibt.

Für den Klimaschutz müssen Öl, Kohle und Gas so schnell wie möglich und dauerhaft im Boden gelassen werden!

Wir müssen also differenzieren: Wenn Du die Energiewende als reines Geschäftsmodell auffasst, dann gehören manche Ölkonzerne zu ernsthaften Akteuren. Wenn Du auf eine Energiewende abzielt, die ihren Beitrag zur Abwendung eines Klimakollaps leisten soll, dann nicht.

Führend und in meinen Augen unterstützenswert sind Gesetzespakete, Unternehmen, Organisationen und Bewegungen, die atomar-fossile Energien rasch beenden. Und genau hier setzt meine Kritik an. Die allermeisten Ölkonzerne haben kein Interesse an einem maximalen Tempo, bei dem sie ihr bewährtes Geschäftsmodell aufgeben müssten. Treffend dazu ein Zitat aus einem Spiegel-Artikel:

„Die werden das Pferd reiten, bis es umfällt”.

Sie haben aber ein strategisches Interesse daran, für sich zukunftsfähige Geschäftsmodelle mit der Energiewende zu erschließen. Nur mit einem anderen Timing als Klimaschützer. Das Ergebnis: Wir schlingern langsam auf direktem Wege in die Katastrophe. Ölkonzerne werden ihre Lobbyisten nicht auf eine deutliche Beschleunigung ansetzen, sondern lediglich so tun, als würden sie dies wollen – in einem für ihre eigenen Interessen verträglichen Tempo. Belegbar ist dies am Investitionsverhalten. Laut Spiegel enthielt das jährliche Investment von Shell nur ein bis zwei Milliarden Dollar in erneuerbare Energien etc. – von insgesamt 25–30 Milliarden Dollar!

Eine Zusammenarbeit mit Ölkonzernen unterstützt das Image, welches die skandalösen Investments überstrahlen soll. Je mehr Image-Strahlkraft, desto besser. Im Falle von Shell geht es darum, ein klimaschädliches Investment von 23 bis 29 Milliarden Dollar / Jahr zu übertünchen. Deshalb sind Ölkonzerne eben nicht führend an einer Energiewende, die eine für die Menschheit überlebenswichtige Klimakatastrophe abwendet. Deshalb lehne ich derartige Kooperationen ab. Und wer es mir Kleinblogger nicht glaubt, der vertraut vielleicht Greta Thunberg, die nicht ohne Grund über die „endlosen Greenwashing-Kampagnen” der Ölkonzerne klagt.