Als erstes muss klar sein, dass es bestärkende und gegenläufige ökonomische Interessen gibt. Verständnis zu dieser Logik kann man sich bei dem sehr vermissten Politiker Hermann Scheer hier im Blog anlesen. Nützliche sind leicht zu finden: Wenn ein Unternehmen von der Energiewende profitiert, dann wird es von sich aus diesem Ziel dienen. Es gibt auch das Gegenteil. Andere Unternehmen erleiden durch die Energiewende Nachteile. Diese haben ein ökonomisches Interesse Marktanteile, Ertrags- oder Absatzmöglichkeiten zu schützen. Dafür werden gegenläufige Interessen sabotiert. Dies konnten und können wir fortlaufend im außerparlamentarischen Berlin beobachten (Lobbyismus). In der Einschätzung, ob ein Akteur gut oder schlecht für die Energiewende ist, dürfen Lippenbekenntnisse nicht mit dem tatsächlichen Agieren verwechselt werden. Die Integrität bedarf einer Prüfung. Wie erkennt man konkret, welche Unternehmen der Energiewende schaden?
Diese Frage muss man sich stellen, um nicht aus versehen Saboteure bei der Sabotage zu unterstützen. Wir müssen wachsam sein, um zu wissen, wer wirklich der Sache dient. Bewertung braucht Kriterien und Ziele.
Ich meine die Bürgerenergiewende
Es wird viel in die Worthülse „Energiewende“ gestopft. Ich vertrete folgende Auffassung:
- Die Struktur wird räumlich und besitzrechtlich hin zu mehr Dezentralität gewandelt.
- Es wird die Energieeffizienz gesteigert.
- Es werden mittelfristig 100 % erneuerbare Energien in allen Sektoren genutzt.
- Dafür wird fossile Energie nach und nach ersetzt. Insbesondere werden erst die Braunkohlekraftwerke und dann die Steinkohlekraftwerke abgeschaltet, um unterschiedliche Emissionen, wie die CO2-Emission zu verhindern.
- Es wird Atomkraft ersetzt, um GAU und Lagerungsrisiken zu verhindern.
Betreiber wollen so lang wie möglich das Gleiche betreiben
Je länger man eine Anlage betreiben kann, desto mehr kann man mit der Investition verdienen. Darin gleichen sich Photovoltaikanlagen mit Kernkraftwerken: Nach der Abschreibung wird Geld gedruckt. Außer die Preise verfallen.
Wie geht man mit gemischten Kraftwerkparks um?
Wenn der erneuerbare Teil wirtschaftlich wichtiger ist als der atomar-fossile, dann wird dieser Teil dominieren. Je konventioneller der Park ist, desto wahrscheinlicher wird man die Laufzeit dieses Anteiles verlängern wollen, weil man davon abhängig ist.
Wie aber misst man dies? Die Schwierigkeit beginnt bereits dort, dass der Rechercheaufwand hoch ist und nicht alle Zahlen verfügbar bzw. belastbar sind. Wenn man alle Zahlen hätte, dann könnte man über die Einnahmen die wirtschaftliche Bedeutung im Mix beurteilen. Unter 20 % würde vielleicht die Abhängigkeit von einem Energieträger gering genug sein. Man könnte gut genug von dem Erfolg der restlichen 80 % leben und kann die 20 % riskieren.
Produktweise kann keine Tendenz abgelesen werden
Man müsste die gesamten Konstrukte bewerten können, um der direkten und indirekten Abhängigkeit aus einflussreichen Beteiligung gerecht zu werden. Einzelne Produkte oder Töchter können nicht in einer Einzelbetrachtung aussagekräftig das Gesamte repräsentieren. Es zählt das gesamte ökonomische Verhalten.
Rohstoffhändler wollen Rohstoffe verkaufen
Einfach ist es in der gesamten Kette von der Förderung, über die Logistik hin zur Umwandlung zu nutzbarer Energie: Wer hier von atomar-fossilen Quellen lebt, der kann nicht für das Interesse der Verdrängung durch erneuerbare Energien sein – auch weil diese ganz ohne den Handel von Energieressourcen auskommen. Mischungen gibt es hier jedoch bei der Bioenergie. Dort kann man ähnlich dem gemischten Kraftwerkspark die wirtschaftlich dominierende Wahre identifizieren.
Bei Anlagenbauern und Projektierern ist es einfach
Die einen bauen oder projektieren ausschließlich regenerative Energien. Damit sind damit per se auf der sauberen Seite. Damit sind diese noch nicht umbedingt dezentral. Die Technik mag dezentral sein. Jedoch werden die Verkäufe an alle Kunden getätigt. Manche Unternehmen sind auch hier „technologieneutral“ aufgestellt und bauen alle Arten von Anlagen. Bei den Anlagenbauern würde ich keine Einschränkungen für realistisch halten. Bei den Projektieren ist die Abhängigkeit vom atomar-fossilen Geschäft eine Angelegenheit, die man ähnlich wie den reinen Betrieb bewerten kann.
Woran misst man die Dezentralität und wer hat eine Bürgerhand?
Die technische Dezentralität lässt sich sehr einfach feststellen. In der Besitzstruktur ist es schwieriger. Wenn von der Bürgerhand gesprochen wird, dann sind Private ebenso wie mittelständische Unternehmen und Stadtwerke eingeschlossen – sofern diese Stadtwerke nicht mehrheitlich in der Hand von Energiekonzernen sind. Es ist also eine Frage der Mehrheitsverhältnisse. Diese würde ich auch heranziehen, wenn „Bürger“ gemeinsam mit großen Partnern ein Projekt verwirklichen. Auch hier würde ich mit der 50+ % Formel anfangen. In Bürgerhand sollte definitiv beinhalten, dass die Bürger das letzte Wort bei Entscheidungen in der Hand haben.
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