Nun läuft die Klimakonferenz in Paris. Ich frage mich, was man von ihr erwarten kann. Es herrscht eine skurille Stimmung. Sie geht von „jetzt oder nie“ bis hin zu „es ist eh alles nur Show“.  Beide Erwartungshaltungen kann ich verstehen. Es werden Unmengen an Botschaften in den Orbit gesandt. Gewürzt wird es durch Außenpolitik, wenn Putin mal so eben dem Erdogan die Unterstützung des IS vorwirft – Stichwort Fluchtursachen. Zig Akteure packen Weihnachtsgeschenke aus, die Tatkraft symbolisieren sollen. In diesem Artikel geht es um zwei häufige Erwartungshaltungen zwischen „ganz“ und „gar nichts“.

Ich müsste mir die ganze Woche Zeit nehmen können, um diese Informationsflut angemessen zu kuratieren. Auch ist meine Twitter-Accountliste zu COP21 noch immer auf Ihre Mitrecherche angewiesen.

Zurück zu den Erwartungen an die Konferenz. Schauen wir uns die beiden in der Szene häufig beobachten Haltungen an. Eine dritte noch häufigere Haltung ist totales Desinteresse.

Erwartung „Jetzt oder nie – es ist die letzte Chance“

Am besten bringt diese Haltung Barack Obama rüber. Die Konferenz wird sehr mit Bedeutung aufgeladen. Wenn ein starkes Abkommen entstünde, so hätte man die die beste aller Erwartungen erfüllt. Auch wir als Energieblogger fordern ein solches starkes Abkommen.

Was aber, wenn das Ergebnis nicht die nötige Klimawirkung bringen kann? Was ist wenn es wirklich unendlich schwer ist? Die falsche Strategie vielleicht? Was ist wenn man ein Abkommen mit allen Staaten feiert und dennoch die ausreichend schnelle Trendumkehr im Klimaproblem verfehlt wird? Diejenigen, die sich ent-täuscht fühlen denken an Täuschung.

Erwartung „Es ist eh alles nur Show“

In den prominenten Reden wird zu beginn meist viel richtiges gesagt. Wie an anderen „Sonntagen“ auch wird die Notwendigkeit richtig beschrieben und der Handlungsbedarf schwammig gehalten. Zum Ende gab es bislang immer „gute Gründe“ für unzureichende Minimalkompromisse. Gute Gründe für Minimalkompromisse können als Ausreden verstanden werden. Man kann Klimakonferenzen sogar als ein strategisches Ausweichmanöver verstehen, um alles beim alten zu lassen. Wer will sich schon täuschen lassen? Auch diese Haltung bewegt sich teilweise im Bereich meiner Vorstellungskraft. Manche im politischen Zirkus wollen wirklich – andere reden sich raus.

Die pessimistische Haltung kann einer unendlichen Enttäuschung engagierter Akteure entspringen. Wenn man rennt, dann muss doch wer mitkommen! Entgegen gigantischer Beharrungskräfte ist Frust leicht nachzuempfinden. Leichter ist es dann anzunehmen, dass es eh alles nur Show im großen „Klimatheater“ ist. Ohne Erwartung kann man nicht mehr enttäuscht werden. Wie aber kann man ohne Erwartung motivieren und motiviert sein? Wer nicht an eine Erfolgschance glaubt..ja hat der nicht aufgegeben? Die Gründe werden nicht bei allen gleich sein.

Fazit

Unter dem Strich wird es ein Ergebnis geben. Ich versuche in diesen Tagen Kriterien herauszuarbeiten. Zum einen muss man verstehen, welche Forderungen man unterstützt. Zum anderen muss man das Ergebnis bewerten können. Wie stark oder schwach sind die konkreten Bausteine des Kompromisses?

Auf die aktuelle Verhandlung können wir nur geringen Einfluss nehmen. Mehr ausrichten können wir indirekt über die öffentliche Wahrnehmung. Statt eine Ruhephase zu gewähren muss Schwaches umgehend entlarvt werden. Die Erfolgsfeier eines schwachen Abkommens würde auf jeden Fall kommen. Die PR-Kollegen wolle ja Rechnungen schreiben. NGO-Kollegen müssen den Nutzen der Spendengelder nachweisen. Es muss die Spreu vom Weizen getrennt werden.

Das „es nichts wird“ weiß auch Thorsten von den Energiebloggern. Ich mag seine Schlussfolgerung entlang des Nutzens und der Einforderung von Verbindlichkeit:

Anstelle einen Klima-Flashmob mit Politikern in Paris zu veranstalten, sollte man Wirtschaftsberater und Rechtsanwälte der ganzen Welt zusammenbringen. Die Wirtschaftsberater sollen zeigen, welcher Profit aus nachhaltigem Handel generiert werden kann. Die Rechtsanwälte sollen Mittel und Wege der aktiven Strafverfolgung über Landesgrenzen ausarbeiten. Das Klima ist der Tatort, bei dem ei Verbrechen verübt wird – die Täter sind jedoch frei von Verfolgung, da es keinen Ankläger geben kann (von sehr vielen Einzelfällen abgesehen).

Selbst bei einem starken Ergebnis sollte der öffentliche Erwartungsdruck nicht nachlassen – es muss ja auch umgesetzt werden. Die eigentliche Arbeit wird nicht in Paris erfolgen. Diese geschieht seit spätestens seit den 90er Jahren und wird andauern bis meine Generation alt geworden ist.