Kommunikation kann Bewusstsein für Brennpunktthemen wie den Ressourcenraubbau bilden. Doch welchen konkreten Nutzen bieten die Mechanismen der Bewusstseinsbildung? Ein Denkanstoß hat mir dazu Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon in seinem Vortrag auf einer Nachhaltigkeitskonferenz gegeben. Letzlich gehen die Möglichkeiten aktiver Bürger und Bürgerinnen innerhalb der Zivilgesellschaft weit über die Stimmabgabe hinaus, solange der Mut zur kritischen Bildung bestehe. Ein Anwendungsfeld ist die Beteiligungsarbeit zur Energiewende.

Bewusstseinsbildung als politischer Einfluss
Politisch durchsetzbar werden jene Ansätze, für die eine ausreichende Menge an Bürgern ein Problembewusstsein hat und sich betroffen fühlt. Beispielsweise hat das Bewusstsein für die Risiken eines Atomkraft-Unfalls zu zwei politischen Atomaustiegen geführt. Beobachten lassen sich fortentwickelte Bewusstseinsbilder, wenn Demonstrationen, Wahlergebnisse und kontroverse Medienberichte auftreten. Daraus lassen sich drei Mechanismen ableiten:

  1. Politiker haben den Willen für einen Lösungsansatz, aber zu wenig Menschen haben ein Bewusstsein dafür:
    Die politische Person ist machtlos.
  2. Politiker haben den Willen und die Macht zu einem Lösungsansatz,
    weil genügend Personen ein passendes Problembewusstsein haben.
  3. Politiker haben nicht den Willen und sind dennoch zum Handeln gezwungen,
    weil genügend Personen ein entsprechendes Problembewusstsein haben.

Bewusstseinsbildung als wirtschaftlicher Einfluss

Für die Wirtschaft und Konsumenten zeichnet sich ein sehr ähnliches Bild: Erst wenn eine gewisse Menge an Konsumenten „gute“ Produkte nachfragt und „schlechte“ boykottiert, werden nachhaltige Produkte verkäuflich. Voraussetzung dafür ist das Problembewusstsein für einen Missstand. Bürger haben beispielsweise ein Bewusstsein für die Qualen und Gesundheitsrisiken der Massentierhaltung weshalb Biobauern zertifiziertes Fleisch verkaufen können. Auch daraus lassen sich wieder drei Mechanismen ableiten:

  1. Produzenten bieten ein nachhaltiges Produkt, aber zu wenig Menschen haben ein entsprechendes Problembewusstsein:
    Das Unternehmen ist chancenlos.
  2. Produzenten bieten ein nachhaltiges Produkt, für das eine Nachfrage besteht,
    weil genügend Personen passendes Problembewusstsein haben.
  3. Produzenten haben nicht das Problembewusstsein und sind dennoch zum produzieren gezwungen,
    weil genügend Personen die gesellschaftliche Lösung nachfragen.

Wie wird gehirngerechte Bewusstseinbildung aufgezogen?

Wie Hirnforscher die Bewusstseinsbildung anpacken würden, möchte ich beim Symposium „Klimawandel im Kopf“ am 6. Februar in Wildeshausen erfahren. Wenn Sie dort sein sollten, würde ich mich gerne über den Praxistransfer des Forschungswissens unterhalten. Solange sich die Gesellschaft noch nicht ausreichend gewandelt hat, können wir nicht aufhören die Nachhaltigkeitskommunikation zu professionalisieren. Ich freue mich auf Substanz für einen vertiefenden Blogbericht zu gehirngerechter Bewusstseinsbildung.