Greenwashing: Das Grünwaschen eines Images (Aussenwirkung) ist ein simpler Griff in die Trickkiste der Kommunikation. In der Darstellung werden grüne Eigenschaften in das Rampenlicht gerückt. Sobald sich aber jemand die Meinung bildet, dass mehr Grünes vorgetäuscht wird als real vorhanden ist, steht der Vorwurf des Greenwashings im Raum. Eine Imagewäsche für „mehr Schein als Sein“ kann auch in anderen Farbtönen geschehen. So gibt man sich vielleicht gerne regional verwurzelt, offen, menschenfreundlich oder als Teil der Bürger-Energiewende.
Gute Öffentlichkeitsarbeiter raten von solchen übertriebenen Täuschungen ab, da es am Ende immer an das Tageslicht kommt. Die Strategie funktioniert nur kurzfristig. Ehrlich währt am längsten.
Die Folge ist Vertrauensverlust
Eine Enttäuschung, also die Einsicht, dass man getäuscht wurde, ist eine häufige Ursache für den Verlust von Vertrauen. Darunter leiden in der Energiewirtschaft auch die großen Energieversorgungsunternehmen. Eine Umfrage des Magazins „Journalist“ attestiert diesen DAX-Unternehmen eine sehr geringe Glaubwürdigkeit, nur Banken wurde noch mehr misstraut. Die Studie stellte zwar nicht diesen Zusammenhang her, jedoch könnte es eine Ursache des Misstrauens sein. Auch die renomierte Unternehmensberatung PwC rät vom Greenwashing aus diesem Grunde ab. Wer sich die Mechanismen des Greenwashings im Detail anschauen will, dem lege ich die präzisen Beschreibungen LobbyControll ans Herz. Will man hingegen belastbares Vertrauen aufbauen muss man sehr lange integres Verhalten zeigen. Es ist gut zu tun was man sagt. Jedoch ist selbst eine aufrichtige Kommunikation kein Wundermittel. Auch mit ehrlichen Absichten bleibt ein Restrisiko durch Missverständnisse, Misstrauen und Fehlprojektionen.
Am Ende können die Echten kaum von den Halbechten unterschieden werden
Leider ist der denkende Mensch meist undifferenziert in seinen Urteilen und hat schwerlich die Zeit ausreichend Hintergründe zu recherchieren. Die Last der Täuschung und Enttäuschung müssen leider alle mittragen, die vor dem inneren Monolog „in einen Topf geworfen“ wurden. Je mehr in einem Bereich getäuscht wird, desto mehr sinkt das Vertrauen für alle. In anderen Worten verlieren alle vertrauen. Diejenigen, die nun tatsächlich etwas Tiefgrünes anbieten, werden leicht verwechselt, mit den vielen leichtgrünen Angeboten. Das kann sehr ärgerlich sein und ist ein Beweggrund für Distanzierungen. Distanz macht unterscheidbar. Stellt man eine Kleinigkeit bereits als ausreichend großen Fortschritt dar, bleibt es bei der Kleinigkeit. In meiner Masterarbeit habe ich die Transparenz beschrieben. Nur wenn alle die gleichen Informationen zur Verfügung hätten, würde laut dem Ökonomen Stieglitz der freie Markt funktionieren. So ist Transparenz ein Werkzeug um Märkte in einer solchen Weise zu prägen, dass sich das Beste durchsetzt. In der Energiewirtschaft kann dies in meinen Augen nur ein System ohne Treibhausgasemissionen und ohne die Altlast radioaktiver Abfälle sein.
Greenwashing ist eine Meinung
„Nicht Tatsachen, sondern Meinungen über Tatsachen bestimmen das Zusammenleben“ erkannte einst der Grieche Epiket (50 – 138 nach Christus). Meinungen sind so vielfältig wie die Menschheit an sich. So bieten Meinungen über „grüne Tatsachen“ viel Diskussionsstoff. Im Greenwashing ist es ja meist so, dass es kleine grüne Tatsachen gibt, die aber überverhältnismäßig hervor gehoben werden. Ein CSR-Unternehmer sagte mir einmal, dass er sich immer die Frage stelle: „Ist es besser als der Status quo?“, womit das perfekte Totschlagargument für „Feigenblätter“ geboren war und er dennoch in einer gewissen Weise recht hat.
Wie ist es in der Energiebranche?
In einfachen Worten ist grüne Farbe aus regenerativen Energien und Energieeffizienz dann nur „hohles Gewäsch“, wenn sich dahinter ein ungleich größerer Kern aus Kohle, Öl, Gas und Uran befindet. Die Grenzen sind fließend und werden subjektiv gezogen. Es hat keinen Wert hier zu sehr in ein Bewertungsschema vorzudringen, da man sich daran nur aufreiben würde. Für mich selbst ist die Wurzel der Betrieb atomar-fossiler Kraftwerke und auch die fossile Mobilität. Für mich spielt jedoch auch das „wie“ bei den Erneuerbaren eine Rolle: Auch hier gibt es klare Unterschiede. Nicht umsonst wurden einst „ökologisch optimierte Ausbaupfade“ beschrieben. Den Griff an die eigene Nase wünschte ich mir auch im Studium, als die „Vermaisung“ anfing und am Lehrstuhl der HAWK-Göttingen die Sensibilität sehr unterschiedlich ausgeprägt war.
Man findet zahlreiche Beispiele. Im englischsprachigen Raum gibt es bereits einen Greenwashing-Index, in dem Internettutzer über vermeindlich grün waschende Werbung urteilen. Hier finden Sie die Kategorie Energie, in der beispielsweise die kanadischen Teersande geschönt werden. Relativ bekannt wurde auch vor einigen Jahren ein gewaschener graßgrüner Riese des Unternehmens RWE. Die Kritik daran war hart, was auch ein Bericht im Spiegel zeigte.
Werden Sie nicht zum Mitwäscher
Eine Methode zum Grünwaschen kann die Allianz mit Personen oder Marken aus dem Bereich der Nachhaltigkeit sein. Wer dabei mitmacht hilft bei einer akzeptanzbeschaffenden Imagepolitur und schwächt damit nicht nur alle nachhaltigen Anbieter, sondern ist Teil eines Täuschungsmanövers, bei dem zu wenig für den Klimaschutz passiert. Die Auftraggeber selbst leiden unter Vertrauensverlust.
Viel Ökostrom ist grün gewaschen
Mein Kollege Jens Hakenes aus dem grünen Medienpool hat es für CO2-Online gut beschrieben. Mit seinen Texten kann man leicht echten Grünstrom von Graustrom unterscheiden. Für viele der 11,5 % Deutschen, die der Umwelt zuliebe Ökostrom geordert haben, ist es bitter: Viele Ökostromprodukte basieren nur auf dem Einkauf von RECS-Zertifikaten. Das einfachste Kriterium zur Unterscheidung ist, ob durch den Strombezug auch in neue regenerative Kraftwerke investiert wird. Sonst verändert sich nichts am Status quo. Dies stellt das Grüner Strom Label ganz gut sicher.
Zu guter letzt ein Apell. Ich wünsche mir mehr Ehrlichkeit in der Energiebranche. Wenn Sie auf eine Diskrepanz treffen; fragen Sie nach. Entblößen Sie Grüngewaschenes höflich und klar.
[…] die Stärke in die Breite tragen. Doch noch wandelt sich dort wenig. Es wird zu häufig nur ein grünes Mäntelchen angelegt, obwohl Klimakiller wie Kohlekraftwerke von den selben Marktteilnehmern betrieben werden. Im […]
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