Seit ein paar Tagen tourt der zweite Teil von Frank Farenskis „Leben mit der Energiewende II“ durch deutsche Kinos. Heute Abend schreibe ich nun meine Filmkritik. Dabei frage ich mich aus eigenem Anlass, wie man eigentlich unabhängige Dokumentationen finanzieren kann. Auch wir Energieblogger denken über einen Film nach. Kann man einen Film mit freier Hand machen, ohne mit der Werberassel zu nerven? Vorab sei eines geschrieben: Dieser Film lohnt sich.
Der Film ist auf Youtube sichtbar, inklusive einem Vor- und Nachspann von der Premiere. Ab Minute 20 beginnt der Film.
Filmkritik: Leben mit der Energiewende II
Zu Beginn gefallen mir die ökonomischen Vergleiche. Es wird die Verhältnismäßigkeit zwischen den Kosten für die EEG-Umlage die 18 Milliarden für 25 % erneuerbaren Strom betragen und dem jährlichen Verdienst der vier großen Energiekonzerne: 20,5 Milliarden Euro. Farenski fragt, ob wir uns die Energiewende oder die Profite dieser Konzerne nicht leisten können. Kürzlich habe ich Jürgen Trittin etwas ganz Ähnliches murmeln gehört – der Impuls zu der Diskussion um die EEG-Reform liegt ganz offenbar im Interesse dieser einflussreichen oligarchischen Unternehmen. Es geht mehr um die Bewahrung der Marktstellung, als um eine ausgewogene Lösung für unser Land. Was aber, wenn Politik diesem Interesse zu sehr nachgibt und keine ausreichende Wahrung des Gemeinwohles betreibt? Was, wenn in der Bundespolitik nicht Vernunft, sondern derartiger Einfluss herrscht?
Dann erleben wir das, was sich derzeit an Reform abzeichnet. Noch immer könnte der vom großen Kanzlerhut träumende Gabriel mit Rückgrat hier das Ruder auf Energiewende steuern. Und noch immer kann im Parlament verhindert werden, dass die größte wirtschaftspolitische Chance der Nachkriegszeit verpasst wird. Noch. Es ist genug Platz für Alle. Wir brauchen nur Mut zur konsequenten Veränderung.
In dem ersten Drittel des Filmes bringt Farenski, wie auch schon im ersten Teil des Lebens mit der Energiewende, die besten Informationen. Farenski hat in diesem Film eine Prise gelungenen Slapstickhumor eingebracht. Dieser bringt der sonst eher aufgebrachten Emotionalität eine sympathische Note ein. Im gesamten Film erlebt man Frank Farenski angenehm authentisch. Ab Minute 45 beginnt der Werbe- und PR-Block. So wird unter Anderem das Unternehmen Care Energy ins Licht gerückt. Ob es das „richtige“ ist, steht in den Sternen. Selbst aber in diesem werblichen Teil, bleibt Farenski wie er leibt und lebt. Es ist nicht so, dass der Teil in dem er Unternehmer zeigt völlig uninteressant sei, aber es bleibt hinter der brillanten Qualität des ersten Filmdrittels.
Der Kameramann, mit dem Farenski arbeitet leistet ganze Arbeit – mir gefällt die satte Bildsprache wirklich. Hier würden mich das Produktionssetting und auch die tatsächlichen Produktionskosten interessieren. Die Kosten wurden vermutlich durch die gezeigten Unternehmen finanziert. Wenn er es für öffentlich-rechtliche gemacht hätte, würde Farenski nicht die notwendig journalistische Freiheit haben; und so fehlt die Werbefreiheit. Ich bin mehr dankbar dafür, dass Farenski eine journalistisch unabhängige Doku zu dem wichtigen Thema macht, als dass mich die langatmigen Unternehmerprofile stören. Er hat ja auch recht damit, dass Unternehmerinnen und Unternehmer für die Umsetzung gebraucht werden. Ab 1:54 kommt noch einmal richtig Substanz in Spiel, nur leider zu kurz. Michael Kopatz vom Wuppertal-Institut erklärt, wie wichtig das kulturelle Verhalten in der Energiewende ist. Wir brauchen mehr als Technik.
Wie finanziert man unabhängige Dokumentationsfilme?
Wie macht man das? Wenn man sich nicht mit Filmfonds rumärgern will und auch nicht Redaktionen gefallen will, sondern wirklich freien Journalismus betreiben will. Als Energieblogger könnten wir am Besten einen Film machen, wenn keine direkte Gegenleistung erwartet wird. Diese untopische Nuss ist hart zu knacken. Vielleicht starten wir einen Versuch über Crowdsourcing. Vielleicht auch einen über Sponsoren, die zurückhaltend bleiben wollen. Am Besten wäre es, wenn sich ein selbstloser Mäzen unter den Lesern fände: Lassen Sie es mich wissen und die Film-Skizze wird Sie erreichen.
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