Das der Strommarkt eine relativ exklusive Nummer bleiben dürfte, habe ich im letzten Beitrag zur Preissenkung durch Wind und Sonne bereits beschrieben. In diesem Artikel will ich diese Aussage konkretisieren. Um im Regelenergiemarkt mit kleinen Einheiten teilzunehmen braucht man Dienstleister. Als Geschäftsmann würde ich so etwas dann direkt machen wollen, wenn sich der Arbeitsaufwand für die Organisation auszahlt. Diese ökonomische Wahl-Freiheit besteht jedoch im freien Strommarkt nur für Großverbraucher. Bevor ich zu den Barrieren für die Kleinen komme, will ich auch festhalten, dass die angedachte Flexibilisierung im Großen und Ganzen mit dem Weißbuch weite Fortschritte gemacht hat.

Der Zugang zum Strommarkt braucht Mittelsmänner

Man braucht Mittelsmänner, so wie NEXT Kraftwerke, Lichtblick und Andere, die ein virtuelles Kraftwerk organisieren können. Im „Schwarm“ kann auch eine kleine Einheit wie ein Stromspeicher wirken und das ist für sich gesehen gut so.

An diesem Tor gibt es also einen wachsenden Markt, Innovation und neue Akteure – wenn die Bundesnetzagentur überzeugt werden kann. So steht im Weißbuch in Kapitel 5 auf Seite 67:

„Maßnahme 6 Regelleistungsmärkte für neue Anbieter öffnen“

Die für den kurzfristigen Ausgleich von Angebot und Nachfrage wichtigen Regelleistungsmärkte bieten Refinanzierungsmöglichkeiten für die Kapazitäten. Um mehr Wettbewerb zu ermöglichen und damit die Kosten zu senken, sollten sie möglichst vielen Anbietern offenstehen. Die BNetzA öffnet daher die Regelleistungsmärkte für mehr Anbieter: Noch im Jahr 2015 beginnt sie ein Festlegungsverfahren.

Ferner wird eingeschränkt:

Jeder Anbieter, der Regelleistung zuverlässig zur Verfügung stellen kann, sollte am Wettbewerb teilnehmen dürfen.

Wer kann das sein? Der Bürger selbst sind dies nicht. Können die das wirklich nicht mit moderner Technik? Der Riegel davor ist die Mindestangebotsgröße in der Megawattklasse. Damit ist der Zugang für kleinere Marktteilnehmer ausgeschlossen:

Ausschreibung

Maßnahme 8: Besondere Netzentgelte für mehr Lastflexibilität öffnen

Die gleiche Tendez zieht sich auch durch Maßnahme Nummer 8:

Flexible Großverbraucher können das Netz entlasten und auf dem Strommarkt ihre Flexibilität anbieten. Derzeit schränken die Regelungen zu besonderen Netzentgelten dieses Flexibilitätspotenzial ein. Um netz- und marktdienliche Flexibilität verstärkt zuzulassen, werden daher die Vorschriften zu den besonderen Netzentgelten überarbeitet. Zum Beispiel können Großverbraucher künftig Regelleistung bereitstellen.

Warum nur Großverbraucher? Was ist beispielsweise mit einem kleineren Kühlhaus? Denen überlässt man nur die Möglichkeit im Verbund als Aggregat. Für sich gesehen ist die Aggregation eine feine Sache. Schade nur, dass es für kleine Einheiten keine Alternativen gibt.

Maßnahme 10: Regeln für die Aggregation flexibler Stromverbraucher klären

Für viele ist es gewiss eine gewünschte Lösung. Die besagten Mittelsmänner können einem die Arbeit und einen Teil der Rendite abnehmen. Dafür werden nun die nötigen grundlegenden Regeln geschaffen:

Bisher dominieren Großverbraucher den Markt für Lastmanagement. Die Aggregation – das heißt die Bündelung – von mittelgroßen und kleinen flexiblen Stromverbrauchern kann bisher ungenutzte Potenziale effizient heben. Es gibt noch keine spezifischen Regeln von Rechten und Pflichten der Aggregatoren im Strommarkt 2.0. Daher werden die Regeln für die Aggregation flexibler Stromverbraucher geklärt. Im ersten Schritt wird der Zugang der Aggregatoren zu den Regelenergiemärkten vereinfacht.

Deshalb wünsche ich mir noch weniger Barrieren zum „freien“ Strommarkt

Im Sinne der „Bürgerenergie“ bin ich ein Anhänger der Akteursvielfalt. Das BMWi ist in diesem Punkt eigentlich der gleichen Auffassung, jedoch nicht so wirklich auf der Seite kleiner Betriebe. Für meinen Geschmack könnte es noch Kleinteiliger werden. Dabei stelle ich mir den Markt so vor, wie es auch mit der Biodiversität der Fall ist: Je weniger Abhängigkeiten vom Scheitern einzelner besteht, desto stabiler läuft das Ganze. In diesem Sinne sorgt Akteursvielfalt für Versorgungssicherheit. Freiheit entsteht durch Zugänge für alle.