Als Livebericht kommentieren wir hier aus Bad Staffelstein vom PV-Symposium. Im Kaisersaal des Klosters tritt hier gerade Prof. Quaschning auf. Er schafft einen grundlegenden Überblick.
So etwas ermöglicht erst die Bewertung des aktuellen EEG-Gesetzesentwurfes (Erneuerbare-Energien-Gesetz). Mit einem Überblick aber ist die bitter benötigte Diskussion um das Ausbautempo erneuerbarer Energien möglich.
EEG-Referentenentwurf
Das Gute vorab: Es soll es eine Ausnahmeregelung für Energiegenossen geben, wie Frank hier skizziert hat. Daniel sieht darin nur einen Tropfen auf den heißen Stein. Die Regelung ist eine Ausnahme vom ab 2017 geplanten Ausschreibungs-Verfahren, welches primär zu einer Konzentration hin zu großen Marktteilnehmern führt.
2040 brauchen wir 250 GW Solarstrom, um 30 % Photovoltaik im Strommix zu erzielen. Gestern bei der Pressekonferenz hieß es, dass der Förderstop ab 52 GW im Referentenentwurf des BMWi nicht mehr steht. Das ist vorraussichtlich die zweite gute Nachricht.
Im Gegenzug zur der kleine jährliche PV-Ausbau-Deckel um 0,1 GW auf 2,5 GW Solarstrom gesenkt. Für den Wind gibt es künftig nur noch Reste. UDI beschreibt dies so:
Der Ausbaukorridor für onshore-Windkraftanlagen errechnet sich vereinfacht „aus dem, was übrig bleibt“, wenn man die Leistung aus allen anderen neuen Anlagen (aus allen anderen EE plus offshore) und aus den Bestandsanlagen zusammennimmt und von der Gesamtzielmenge „Strom aus EE“ abzieht.
Es gäbe unzählige diskussionswürdige Details, um die es mir aber nicht geht. Daran aber will ich mich gerade nicht aufreiben. Wir müssen erst einmal über das große Ganze sprechen!
Erneuerbare Ausbauziele müssen Pariser Klimaschutzziele erfüllen
Reicht der jährliche Ausbaukorridor von 2,5 GW Solarstrom, um die Pariser Klimaschutz-Ziele zu erreichen? Bei weitem nicht. Langfristig würde die Photovoltaik so 8-10 % des deutschen Bruttostromverbrauches erzielen können. Bei dem aktuellen Tempo wären wir bereits in 2150 klimaneutral.
Wenn wir unter 1,5 Grad Erderwärmung bleiben wollen, dann muss unsere Volkswirtschaft um 2040 klimaneutral sein, so Prof. Quaschning. Bald werde ich auch darüber berichten, warum dies ebenfalls bedeutsam für die Stabilität des Finanzsystemes bedeutsam ist.
Klimaschutz bedeutet Energiewende beschleunigen
- Um Faktor 2,5 beschleunigen, wenn..
die CCS-Technologie und erneuerbaren Energien eingesetzt werden sollen. - Um Faktor 4 beschleunigen, wenn..
ausschließlich erneuerbare Enrgien genutzt werden sollen. - Tempo belassen, wenn..
der Klimaschutz egal sein soll.
In 10 – 15 Jahren müsse man bereits aus der Braunkohle ausgestiegen sein.
Für den Energiewende-Tacho bedeutet dies
2,5 GW Solarstromzubau und 2,5 GW Windstromzubau pro Jahr: Erwärmung über 2 Grad.
12,5 GW Solarstromzubau und 6 GW Windstromzubau pro Jahr: Deutschland macht seine Klimaschutz-Hausaufgaben.
Diese Werte sind zur Vergleichbarkeit wie im EEG dargestellt. Das heißt, dass der PV-Zubau in brutto und der Windkraft-Zubau Netto beziffert worden ist. Der Brutto-Zubau umfasst alle Neuanlagen, auch wenn diese ausrangierte alte Anlagen ersetzen.
Als Netto-Zubau müssen mindestens 10 GW Solarstrom zugebaut werden. In diesem Bereich muss eine ernsthafte Messlatte angesetzt werden.
Prof. Quaschning ist für mich ein echter Vordenker! Vor kurzem habe ich mir eine etwas ältere Diskussion mit ihm angesehen, wobei er die Idee angesprochen hat, die ungenutzen Dachflächen in den Städten zur Energiegewinnung zu nutzen. Weiters sehe ich es auch als unsere Pflicht für zukünftige Generationen, schleunigst zu handeln und auf regenerative Energiesysteme umzuschwenken!