Vorhang auf für eine neue Wortschöpfung. Sie ist ein Geschenk an die Sache, Sie und euch. Mit dem Wort „Energiesparrechnung“ werden Sie leichter Menschen von der Investition in Klimaschutz überzeugen können. Konkreter geht es um effiziente und erneuerbar versorgte Gebäude – ein Herzstück der Energiewende. Mir gibt immer wieder folgendes zu denken: Gebäude-Eigentümer entscheiden letztlich die Gebäude-Energiewende. Dabei wollen fast alle Interessenten wissen, ob es sich rechnet. Nur komischer Weise umschiffen viele Anbieter genau diese Frage. Das kann nicht gehen. Abgeraten habe ich davon auch bei meinem Vortrag beim Dämmstoffhersteller DAW. Wir Befürworter der Energiewende sind eine Antwort schuldig und müssen etwas rechnen. Die Frage ist, wie wir diese rechnerische Antwort richtig verpacken.
Wichtig ist, dass sich die Eigentümer ihrer Sache sicher sein können. Dann haben wir den ersten Teil der emotionalen Kommunikation für die Gebäude-Energiewende geschafft, die doch als so wichtig von unseren Gästen beim „Open Table“ auf den Berliner Energietagen erachtet worden war. Emotion ohne das Rechnen halte ich für einen Holzweg in dieser Kommunikatio. Ob im Blog, als Aufklärer oder in der Werbung: Eine Gebäudehülle wird immer eine trockenere Materie bleiben, als das leicht verkäufliche Wohlfühl-Bad. Wir müssen den Wert so herausarbeiten, dass das Preisschild für die energetische Modernisierung und die Wärmewende angemessen und machbar erscheint. Ja, der innere schwäbischen Sparfuchs muss zufrieden sein. Dieses Sicherheitsbedürfnis ist schließlich eine der Ursachen für Merkels Kanzlerschaft.
Eine Rechnung darf keine falsche Präzision vortäuschen
Der Dämmstoffverband hat einen guten Schritt gemacht. Erstmalig wurde eine relativierte Studie mit ungefähren Amortisationszeiten gemacht. Das Werk entzieht Übertreibungen den Boden und wird der Realität individueller Gebäude besser gerecht. Damit werden künftig Vertrauensverluste vermieden.
Der Haken am Wort „Amortisationsrechnung“
„Amortisation“ hat nichts mit der Liebe – amore zu tun. Es kommt aus dem Französischen (amortir) und heißt tilgen. Historisch war es der Vermögenserwerb durch Kirchen, das damit der weltlichen Wirtschaft entzogen worden war. Im 19 Jahrhundert wurde die Kirche in ihren „Amortisationen“ zurückgestutzt. Weder die Tilgung einer Schuld, noch das Machtspiel zwischen Kirche und absolutistischem Staat sind angenehm.
Heute spricht der Begriff die Gewinnerwartung an eine Investition an. Mit dem wecken dieser Erwartung gehen wir zu weit. Also brauchen wir eine andere Formulierung, mit der wir die anfänglich höheren Investitionskosten erklären können. Sonst bleibt es bei den billigen und schmutzigeren Anschaffung bei geringeren Investitionskosten. Ich meine Brennwertkessel und Gebäude mit hohem Energieverbrauch.
Was können wir rechnen ohne die Renditeerwartung in den Vordergrund zu rücken?
Der Chance im Wort „Energiesparrechnung“
„Ihre Energiesparrechnung zeigt, dass Sie spätestens in sieben Jahren oder eventuell schon in fünf Jahren keine laufenden Energiekosten mehr haben.“
So könnte die Argumentation klingen.
Wir Deutschen lieben die Sicherheit. Das haben uns unsere bitter erschütterten Vorfahren mitgegeben. Lass uns mehr in die Logik der „Sicherheit durch Unabhängigkeit“ einsteigen. So können Sie meiner Meinung nach bei der „Energiesparrechnung“ mit positiven Emotionen rechnen:
- Es geht um „Ihre Energie“
- Wir sparen gerne
- Es wird gerechnet
Das Sparen und das Rechnen bietet die attraktive Sicherheit. Man spart Energie und kann mit der stabilisierenden Unabhängigkeit rechnen. Die Wortschöpfung ist nichts Neues; sondern neue Wortwahl in einer auch dadurch gelingenden Energiewende.
Hallo Kilian,
ich finde es prima, dass Du Dir Gedanken machst über die Attraktivität der Energiespar-Maßnahmen. Bevor ich auf den Begriff Energiesparrechnung eingehe, möchte ich zur Amortisation. Dies ist die erwartete Zeit, nach der man die Investition zurück hat. Danach hat man das eingesetzte Geld wieder zurück und nicht verloren. Ist das wirklich so attraktiv?
Viel attraktiver ist doch der erwartete Gewinn, die Rendite. Bei Finanzprodukten schaut man doch auch auf die Rendite und nicht auf die Amortisation. Wir sollten beim Energiesparen und bei der Energieeffizienz viel mehr die Rendite betonen und uns nicht mit der Amortisation aufhalten, denn dieser Begriff bremst Investitionen aus.
Die Energiesparrechnung klingt attraktiv, aber so richtig kann ich mir darunter noch nichts vorstellen. Das Beispiel ist jedoch gut „nach x Jahren keine laufenden Energiekosten“, aber nur mit eigener Energieerzeugung mit erneuerbaren Energien machbar und wenn der Verbrauch reduziert wird. Keine Energiekosten ist ein Optimalfall. Gerade im Gebäudebereich in der Heizung sind solche Aussagen schwierig, da das Nutzerverhalten und die Temperaturen im Winter nicht bekannt sind.
Oder sollte die Energiesparrechnung vielleicht die Rendite ausweisen?