Wenn wir darauf vertrauen würden, dass die Energielobbys keinen Einfluss auf den Journalismus nehmen würden, dann gäbe es Energieblogger gar nicht. Wir hatten uns doch einst gegründet, weil Presseberichte zur Energiewende so seltsam erschienen. Was war mit der Presse beispielsweise damals bei der Strompreis-Diskussion los? Der Vorwurf einer Einflussnahme ist jedoch schwer zu belegen.
Deshalb habe ich mich über ein Fundstück im Netz auf Facebook vom Forum Qualitätsjournalismus besonders gefreut:
Studie: „Ausverkauf des Journalismus“
Marvin Oppong untersuchte im Auftrag der Otto-Brenner-Stiftung, wie Lobbyverbände als Mitveranstalter von Zeitungs-Events Einfluss auf Inhalte nehmen. Die Schlüsselfrage ist also, ob es durch die gemeinsamen Veranstaltungen Einfluss auf Inhalte gibt. Sei es ein gewisser Einfluss auf Thema, Titel und Ausrichtungsort, auf das Programm, die Auswahl der Referenten oder die Moderation.
Es wurden drei Intensitätsstufen des Einflusses beschrieben:
- HOCH: Mitveranstalter/Mitorganisator
- MITTEL (Kooperations-)Partner/Sponsor
- GERING Medienpartnerschaft
Ob redaktionelle Tätigkeiten mit den Nebengeschäften der Verlage vermischt werden erkennt man besonders gut daran, ob Mitglieder der Zeitungsredaktionen in die Veranstaltung eingebunden werden: Das scheint der normale Weg zu sein.
Kooperations-Beispiele zwischen Zeitungen und Energielobbys:
- Tagesspiegel, BDEW, WV Stahl und VCI veranstalten im Jahr 2014 „Agenda 2015 – Das Politik-Briefing für Deutschland„
- Die Zeit und der Verein Zukunft Erdgas veranstalten „Zeit Konferenz Erdgas & Klimaschutz“
Wie nimmt das Einfluss?
- Es schafft „Gelegenheitsstrukturen“
- Nähe zwischen Journalisten und Lobbyisten führt zu Schonung
- Interessen zwischen Journalisten und Lobbyisten gleichen sich durch gemeinsames wirtschaftliches Interesse an
- Kritische Perspektive schränkt sich ein
Weitere Kooperations-Folgen:
- Berichterstattung im Medium ohne Nachrichtenrelevanz sondern zur Profitgenerierung
- Weitere Berichterstattung nach dem Event zum Thema
Lösungen: Sein lassen oder wenigstens transparent machen
Die Studie fordert in Publikationen einen Hinweis an prominenter und deutlich wahrnehmbarer Stelle:
„Diese Konferenz wurde vom Medium X in Zusammenarbeit mit dem Industrieverband Y ausgerichtet und durchgeführt.“
Noch besser wäre:
„denkbar, generell zu fordern, dass thematische Kooperationen der Medienhäuser
mit Lobbyverbänden unterbleiben. Dies würde wahrscheinlich mit dem Hinweis auf
ökonomische Zwänge beantwortet.“
Auch wir Blogger müssen sich immer wieder an die Nase fassen. Minimum sollte sein:
- Zahlungen müssen gut erkennbar gekennzeichnet werden.
- Auch enge Beziehungen sollten gut erkennbar sein; Stichwort „Rücksichtnahme!“
- Auch bezahlte Artikel wie „schreib Deine ehrliche Meinung zu Thema X“ sollten gekennzeichnet werden.
Das Beste wäre natürlich, wenn vermischende Konstellationen aus dem Weg gegangen würde. Wir brauchen Möglichkeiten, um Einfluss-Freien Journalismus zu finanzieren und zwar möglichst investigativ. Denn Medien nur die wirkliche Unabhängigkeit hilft bei einer unabhängigen Grundlage zur Meinungsbildung!
Sehr wichtiges Thema, denn es gibt eine deutliche Tendenz von Verlagen sich mehr über Veranstaltungen zu finanzieren. Die klassischen Geschäftsmodelle funktionieren nun mal heute nicht mehr so gut. Da sind solche Veranstaltungen mit diversen Sponsoren leider sehr attraktiv und verlockend. Völlig frei von Kontakten und Bezoehungen zu diversen Interessengruppen wird es aber auch nicht gehen, ist illusorisch. Vielleicht hilft der Druck zu größtmöglicher Trandparenz, die Offenlegung und der Hinweis von außen zu solchen einseitigen Verbindungen, sowie selbst mit gutem Beispiel voran zu gehen.
Ich nehme für mich selbst den Hinweis mit, auch nichtmonetäre Beziehungen offen zu legen.