Mit den Szenarien zur Energiewende ist es wie mit guten Vorsätzen zum neuen Jahr: Man muss es erst machen, damit es geschehen kann. In diesen errechneten Zukünften gehen die meisten davon aus, dass wir die Energie effizienzer nutzen werden – wir können das Gleiche mit weniger Energie haben. Übrigens lassen sich in derartigen Annahmen die Tendenzen der Ergebnisse vorweg anvisieren – falls mal irgendwo eine Studie zur politischen Begründung gebraucht wird. Heute geht es jedoch nicht um den Einfluss von Geldgebern auf die Wissenschaft, sondern darum, wie man diesen guten Vorsatz für die Energie-Effizienz eigentlich umsetzen kann.
Umsetzen können Sie und ich ihn überall dort, wo Energie verbraucht wird. Sie wollen es konkreter? Schauen wir uns eine der großen Baustellen an: Green IT. Wie machen wir Informations- und Kommunikationstechnologien sauberer? Was muss man als Macher wissen?
Was sind die Informations- und Kommunikationstechnologien?
Es geht um alles, was wir mit Rechnern, Smartphones und Tablets machen sowie die Technik, welche die Kommunikationsflüsse ermöglicht. Es geht um all die Dinge, die uns so stark vernetzen, unglaublich viel Wissen zugänglich machen und leider parallel dazu relativ „gläsern“ gemacht haben.
Wie relevant ist Green IT für die Energiewende?
2008 wurden 1,8 Prozent des deutschen Strombedarfs für Rechenzentren und Server verbraucht. Klingt wenig, ist aber viel! Denn das sind 10,1 Terawattstunden Strom. Laut einer Studie aus dem Hause Bitkom waren es 2011 nur noch 9,7 Terawattstunden Strom. Green IT ist also hoch relevant und hat Erfolge erzielt. Da jedoch die Industriestrompreise so stark subventioniert sind, gibt es nur wenige Server, die mit erneuerbarem Strom betrieben werden. Das macht es weniger „green“ und mehr zu einer „black-efficient IT“. Mit höherem Verkehrsaufkommen in den Kommunikationsnetzen wird der Energieverbrauch wieder ansteigen, was der Effizienz noch mehr Bedeutung bringt. Wir, die als Blogger und soziale Medien Schaffende arbeiten, sollten uns auch beim Datenvolumen an die eigene Nase fassen. Es ist wie bei dem vielfliegenden Al Gore, der sich mit einem fatalen eigenen CO2-Fußabdruck brillant für den globalen Klimaschutz einsetzt.
Auch Computer sind hoch relevant, wobei die Herstellung der Geräte einen ähnlich großen Energiedurst hat, wie es bei den Rechenzentren und Servern der Fall ist. Vielleicht brauchen wir nicht jährlich neue Geräte. Im privaten Haushalt fließt über die Hälfte des Stroms in den Betrieb dieser Technologien.
Natürlich ist Green IT weit mehr als die Energiewende. Es geht um gesamten Schutz der Ressourcen, wie das Wasser beim Drucken, die Rohstoffe in der Produktion und das abschließende Recyling oder besser Upcycling der ausrangierten Produkte.
Sie produzieren Informations- und Kommunikationstechnologien?
Hier beginnt es mit dem Umbau Ihrer Produktionsstätten. Es geht um strategische Entscheidungen, die ganz oben und nicht nur in der PR angesiedelt sein sollten. Setzen Sie konsequent auf erneuerbare Energien und Energie-Effizienz? Jede eingesparte und selbst erzeugte Energie- und Materialeinheit müssen Sie nicht mehr einkaufen. In diesem Kalkül ergibt sich die strategische Unabhängigkeit von Energie-Importen. Durch Kapitalbindung wird die Volatilität von Energiepreisschwankungen erkauft. Sie haben damit einen Schritt hin zu einer guten Reputation vollzogen. Wichtig ist dabei, dass Ihre Kommunikation und Ihre CSR nicht übertreibend konzipiert wird oder Schatten verleumdet: Vertrauen entsteht dauerhaft nur durch belastbare und aufrichtige Aussagen. Lügen haben kurze Beine: „Wer den Weg der Wahrheit geht, stolpert nicht“ (Mohandas Karamchand Gandhi, 1869 – 1948).
Sie kaufen Informations- und Kommunikationstechnologien?
Schauen Sie sich an, wie die Technologie produziert wird. Vergleichen Sie wichtige Kennwerte, wie beispielsweise den wöchentlichen Stromverbrauch der Produkte „TEC“ (Typical Electricity Consumption). Fragen Sie Verkäufer, damit Hersteller um die neue Aufmerksamkeit für diese Fragen wissen. Die Identifizierung ökologisch verträglich hergestellter Produkte ist schwierig, unbequem und aufwändig. Folgende Einkaufshilfen haben einen guten Eindruck gemacht:
- Green IT Wegweiser – gute Studien
- ITK-BESCHAFFUNG.de – gute Leitfäden / etwas alt
- Green Procurement in Action – Beschaffung für öffentliche Einrichtungen / noch relativ wenig Substanz
Sie betreiben Internetseiten?
Es ist kurios, wie viele im Bereich der Nachhaltigkeit noch nicht auf Server mit echtem Ökostrom setzen. An dieser Stelle kehren zu viele noch nicht vor der eigenen Tür. Um mehr von diesem Thema zu verstehen, habe ich Lars-Helge von biohost.de angerufen. Er ist Pionier und kauft bei Naturstrom. Es ist beim Ökostrom wichtig, dass die Anbieter nachweislich in den Ausbau zusätzlicher erneuerbarer Energien investieren. Viele Anbieter kaufen nur Zertifikate an der Börse, ohne dies sicherzustellen. Das einzige Stromsiegel, dem ich hierbei über den Weg traue, ist Grüner Strom Label. Mein Büro wird mit dem Strom der Rebellen aus Schönau versorgt. Ich habe Lars-Helge gefragt, wie man Server effizient macht. Er sagt, dass sich da alle Hersteller anstrengen. Technisch ist bei den Speichern der Stromverbrauch von SSD im Vergleich zu Festplatten signifikant geringer. Auch bei sparsamen Netzteilen kann ein Unterschied gemacht werden. Sauber sind beispielsweise teuto.net mit greensta, die bei allen Angeboten komplett auf Greenpeace Energy setzen. Teuto und Biohost betreiben eigene Rechenzentren in Deutschland und können erst dadurch die Stromherkunft für Ihre Server garantieren.
Sie drucken?
Am besten ist es, wenn man den Druck vermeidet. Wenn man aber schon drucken muss, dann sollte man mindestens ein Angebot bei einer nachhaltigen Druckerei einholen. Bei größeren Auflagen werden dort im Offsett-Druck schonende Farben eingesetzt und auch recycled Papiere eingesetzt. Ein leider veraltetes Ranking der Umweltdruckereien gibt es hier. Einen guten Leitfaden zum Kauf und Betrieb von Druckern finden Sie hier.
Sie telefonieren?
Mit dem NABU Umwelt-Tarif haben Sie die Möglichkeit, auf Ökostrom und weitere nachhaltige Effekte zu setzen. Auch gibt es Anbieter grüner Telefonkonferenzen, wie ecotalk, die ich einmal bei der deutschen Umweltstiftung kennen gelernt habe. Die Macher dort sind zu Naturstrom gewechselt, nachdem einige nachhaltige Unternehmer auf die Schwächen des früheren Zertifikate-Ökostrom-Anbieters hingewiesen hatten. Bei Meetgreen hingegen konnte ich keine Information über den Bezug vernünftigen Ökostroms erhalten, obwohl es mit dem renommierten B.A.U.M. e.V. beworben wird.
Der Transparenz wegen: Dieser Artikel ist mit freundlicher Unterstützung von Konica Minolta entstanden. Vielen Dank dafür.
Was sind Ihre Tipps, um Ihre Arbeit oder Ihr Unternehmen grüner aufzustellen?
Hinterlasse einen Kommentar