Gestern wurde eine „Mittelstandsinitiative Energiewende“ publiziert, die vom Bundeswirtschaftsministerium, Bundesumweltministerium, DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag) und dem ZDH (Zentralverband des Deutschen Handwerks) ausging. Handwerker sollen Botschafter der Energiewende sein und der Mittelstand möge die Energie-Effizienz anpacken.
Für das „gesamtgesellschaftliche Gemeinschaftswerk“ werden auf allen Ebenen enorme Anstrengungen benötigt, das ist eindeutig. Statt dass sich verschiedene Gruppen nur abwartend den schwarzen Peter zuschieben und sich ineffizienter Schuldzuweisung hingeben, will ich hier gezielte Wünsche an unterschiedliche Handlungsebenen formulieren.
Globale Ebene: Das Patt der Klimaschutzgipfel
Die oberste Ebene arbeitet sehr, sehr langsam. Nationale Egoismen, Machtspiele, Lobbyismus und die Sicherung von Wettbewerbsvorteilen stehen einer konstruktiven Zusammenarbeit im Wege. Ein Durchbruch in dieser Patt-Situation könnte gelingen, wenn erkannt wird, dass mittelfristig nur die Pionier-Nationen erneuerbarer Energieen ganz vorn mitspielen können. Je geringer die Importabhängigkeit ist, um so besser sehen die Karten im Konflikt um Ressourcen aus. Deshalb wünsche ich mir für die globale Energiewende einen Wettbewerbsgeist ähnlich demjenigen, welcher einst Menschen ins All tragen konnte.
Bundesebene: Die Balance zwischen kurzfristiger und dauerhafter Wettbewerbsfähigkeit
Die Energiewende der Bundesregierung kommt zu langsam voran. Die ausreichenden Ziele werden ungenügend in Taten umgesetzt. Ein Staat kann und muss verlässliche Rahmenbedingungen für das Gemeinwohl schaffen, wobei Einzelinteressen mitunter zurückzutreten haben. Als Erfolgsfaktor sollte das EEG bewahrt sowie ökonomisch und ökologisch optimiert werden. Zusätzlich wünsche ich mir massive Energieeffizienz-Anreize und einen beschleunigten Ausbau nachhaltiger Infrastruktur. Statt Erneuerbare zu bremsen muss der Infrastrukturausbau erheblich beschleunigt werden.
Kommunale Ebene: Oben braucht Unten
Für Oben braucht es eine Rückkopplung von Unten; nur so kann realistisch gehandelt werden. Kommunen können gemeinsame Sache mit Ihren Bürgern machen und die regionale Wertschöpfung für sich gewinnen. Der Rahmen für Initiativen und Kooperationen kann gebettet werden, um gemeinsam zu führen. Dabei dürfen Buerger mitverdienen und mitgestalten, müssen aber auch sichtbare Elemente wie optisch „störende“ Windräder mittragen.
Energieversorgungs-Unternehmen
Welcher Aktionär verzichtet freiwillig auf kurzfristige Gewinne? Jemand, der etwas besseres bekommt. Es gibt einen rationalen Zielkonflikt zwischen dem Gemeinwohl und dem unternehmerischen Ziel. Wenn Energiekonzerne jedoch intensiv in die Energiewende investierten, bliebe ein konstruktives Claim erhalten. In diesem Zielkonflikt-Dilemma bedarf es neuer Strategien, die aus Kurzfristigem langfristig Wirksames und Erfolgreiches formen können. Vielleicht eignet sich ein stetiges Ausschüttungs-Modell, welches gleich einer Rente dauerhafte Versorgung sichert.
Kleine und mittelständische Unternehmen
Energieeffizienz in Unternehmen ist sehr wichtig, weshalb die „Mittelstandsinitiative Energiewende“ richtig ansetzt. Vermutlich werden zusätzliche Schritte benötigt, damit Energieeffizienz in Unternehmen gut ankommt und durchgesetzt wird. Wir brauchen Fingerspitzengefühl, denn unsere Unternehmen sollen auch weiterhin global mithalten können. Dieser Schutz darf aber nicht als Universal-Ausrede dienen, um strategische Ziele des Klimaschutzes zu verwässern. Für KMU wünsche ich mir den Mut zur Investition in den Wettbewerbsvorteil der Energiepreis-Unabhängigkeit.
Bürgerebene
BürgerInnen mit Politikfrust und Ohnmachtsgefühl übersehen ihre verantwortliche, aktive Mitgestaltungsrolle in einem freien Land. Durch strategischen Konsum und das Ergreifen der Initiative können viele kleine „Graswurzel-Revolutionen“ nach Oben dringen und die Energiewende beschleunigen. Der Vorteil der “kleinen“ Bürger ist, dass sie auf niemanden warten müssen, um das Richtige zu tun. Dafür wünsche ich mir ermutigte Verbraucher, selbstständige und reflektierte Informationssuche und ebenso feinfühliges wie hemdsärmliges Anpacken.
Unsere heutigen Anregungen sind gewagt und unfertig, weshalb eine konstruktive Diskussion eindeutig erwünscht ist.
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