Wir Energieblogger haben gestern den deutschen Solarpreis in der Kategorie Medien gewonnen. Damit gehören wir zu den diesjährigen sechs ausgezeichneten Pionieren für die Energiewende oder auch zur „Speerspitze der Energiewende“, wie es Dr. Axel Berg, der Vorsitzende der deutschen Sektion von EUROSOLAR bezeichnete.
Den Solarpreis verleiht die 1988 gegründete gemeinnützige Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien EUROSOLAR. Es ist uns eine außerordentliche Ehre, Freude und auch ein Ansporn, diese ehrenamtliche Leidenschaft als Blogger fortzuführen. Bereits andere anerkannte Größen wie Prof. Claudia Kemfert und Hans-Josef Fell haben uns darin bestärkt, mit unserer Vereinigung weiter zu machen. Auch Franz Alt gratulierte uns. Natürlich ist Wertschätzung von außen etwas angenehmes und motivierendes, dass einfach mal gut tut. Wichtiger aber ist die „intrinsische Motivation“ – ein Leben im relativen Einklang mit den eigenen Werten. Was also finde ich an uns über fünfzig Blogs so toll?
Wir optimieren ein Stück weit unsere Demokratie
„Demokratie ist etwas, was jeden Tag aufs Neue erkämpft werden muss.“
John F. Kennedy
Wenn man in Geschichtsbücher schaut, kann man in jeder Demokratie Fortentwicklungen und Fehlentwicklungen entdecken. Aktuell gelingen beispielsweise zu viele politische Einflussnahmen durch starke Wirtschaftskreise. In den USA erkämpfte man sich erst nach und nach das Wahlrecht und damit die Mitbestimmung für Schwarze und Frauen. In Deutschland musste man erst die Weimarer Republik an die Nazis verlieren, bevor man unsere zurückhaltende, aber relativ gute heutige Staatsform eingetütet hatte. Es ist also immer wieder nötig, dass Fehlentwicklungen auffliegen und Diskussionen an unzähligen Küchentischen ihren Ausdruck durch gewählte Personen finden. Derartige Korrekturen aber sind ein unbequemer proaktiver Prozess, in dem eine Zivilgesellschaft durchaus auch mächtige Gegenspieler herausfordern muss. Sobald Wurzelbewegungen an einem Machtgefüge rütteln gibt es „Tritte nach unten“. In Deutschland haben wir eine unermesslich kostbare Meinungsfreiheit. Unsere Kanzlerin akzeptiert es, wenn ich ihre Klimapolitik verbal zerreiße. Wir Energieblogger gehören zu den wenigen, die bei diesem aktiven gesellschaftlichen Engagement mitmachen. Wir Bürger und wir Medien müssen unsere Regierenden wachsam im Blick behalten, um die in unseren ermutigten Augen richtigen Weichenstellungen einzufordern.
Dezentralisierung ist schützende Vielfalt
Die Dezentralisierung ist ein schrecklich verkopfter Begriff. Dessen Bedeutung aber kann umwälzend sein, weshalb dies so gerne von Machteliten eingeschränkt wird. Die einfache und wirksame Idee ist es, die Macht auf viele Schultern zu verteilen. Es wird verhindert, dass einzelne „Diktatoren“ oder aber auch Einflussgruppen eine übermacht gewinnen können. Eine Entscheidung wird also von vielen mitbestimmt. Diese Vielfalt schützt unsere Demokratie vor dem Missbrauch durch Einzelinteressen. Im Grunde schützen alle Institutionen das Gemeinwohl, bei denen Mitbestimmung möglich ist. Exklusive Institutionen hingegen nützen nur wenigen auf Kosten aller, wie man sehr ausführlich in „Warum Nationen scheitern“ nachlesen kann.
Medien zum Mitgestalten
Meinungen entstehen in Medien. Was aber, wenn Medien zu stark gebündelt sind? in der deutschen Medienlandschaft gibt es viele wunderbare talentierte und anständige Menschen, wie der Journalist Doeschner, der auch ausgezeichnet wurde. Die Besitzstruktur aber ist eine deutlich gebündelte, welche einen Missbrauch durch tendenziöse Botschaften ermöglichen kann. In Deutschland sollen fünf Mediengruppen 60 % der Meinungsmacht gehören, so berichtete der Standart. Mit dem MedienVielfaltsMonitor hat oder hatte die Bayerische Landeszentrale für neue Medien ein Monitoring dessen eingeführt. Wir Energieblogger erhöhen jene Medienvielfalt. Wie die bedrohte Artenvielfalt in der Natur schützt dies vor schädigenden Epidemien. Jeder Energieblogger ist sich selbst verpflichtet und untersteht keinen Medienkonzernen. Daher ist bei uns aber auch eine Meinungsvielfalt an Einschätzungen zu gleichen Fragestellungen und eine öffentliche Diskussion dergleichen möglich. Das ist gut so. Über soziale Medien kann jeder Bürger an diesem demokratischen Prozess teilhaben, wie ich es auch für eine UNESCO Publikation geschrieben habe.
Energie zum Mitgestalten
Wie in der Medienlandschaft ist Deutschlands Energie zum einen durch das Oligopol traditioneller Energiekonzerne und aber auch durch sehr viele kleine und mittlere Unternehmen geprägt: Der Bürgerenergie. Natürlich gibt es beispielsweise auch hier wieder Konzentrationen, nachdem die europäisch vorgegebene Entflechtung noch gar nicht abgeschlossen ist. Wir wollen die „dezentrale Energiewende mit 100 % erneuerbaren Energien„. Dies ist unser wichtigster gemeinsamer Nenner als Energieblogger und für viele auch im Beruf. Es geht natürlich auch Energieeffizienz und das mir so wichtige Ziel des Klimaschutzes.
Alle können Demokratie optimieren
Ich möchte nun auch hier Danke dafür sagen, dass so viele munter schreiben. Manchmal braucht Meinung auch Mut, weil man sich damit etwas verbauen kann. In einer hoffentlichen meist klug gemachten Äußerung aber, sollten eigene und aufrichtige Meinungen aber vielmehr Chancen bedeuten. Jeder, Jede und insbesondere Sie können daran mitwirken, indem Sie kommentieren, über soziale Medien verbreiten, selbst Artikel verfassen oder in Gesprächen zu wichtigen Themen Verantwortung übernehmen. Je mehr Menschen aktiv in der Zivilgesellschaft mitgestalten, desto besser kann das Raumschiff Erde gesteuert werden. Danke auch an EUROSOLAR und den Fotografen Daniel Schmitt.
Lieber Kilian,
mit diesem Artikel ist Dir ein echtes Meisterstück gelungen, mit dem Du gekonnt über den Tellerrand Energiewende heraus schaust und die Grundelemente und Basis unserer Demokratie ansprichst, da eine Demokratie interessierte, informierte, engagierte Bürger benötigt und die von Dir beschriebenen „Diskussionen an unzähligen Küchentischen“, sonst erliegt sie Fehlentwicklungen und entsteht ein Ungleichgewicht zugunsten weniger Einzelinteressen. Ob in der Energiepolitik oder anderen Bereichen. Danke für diesen tollen Artikel und Hintergrundgedanken.
Die Meinungsvielfalt ist sehr zu begrüssen.
Speziell bei Fragen um erneuerbare Energien sind die Fragestellungen und mögliche Lösungen häufig aber auch sehr komplex. Ich hoffe, dass die Energieblogger als „freischaffende Künstler“ die Zeit und Mittel haben, dieser Komplexität gerecht zu werden und nicht nur Schwarz-Weiß-Malerei betreiben. Fakten statt Mythen!
In diesem Sinne wünsche ich dem Blog weiterhin viel Erfolg!
Hallo Herr Tropf, selbstredend können wir nur einen begrenzten Beitrag schaffen. Wenn Ihnen etwas zu einseitig oder undifferenziert erscheint, freuen wir Energieblogger uns auch über kritische Kommentare. Es gibt ja auch das Phänomen der blinden Flecken. In Grunde ist das Schreiben Teil eines Lernprozesses. Gibt es einen bestimmten Mythos, den Sie ansprechen?
Ich beschäftige mich nun seit 6 Jahren beruflich mit den erneuerbaren Energien. Mein Eindruck ist, dass die Energieblogger thematisch sehr vielfältig aufgestellt sind und damit alle Felder der Energiewende abdecken. Jeder hat sein Steckenpferd und kann dazu besonders viel beitragen.
Ich stimme zu, dass die Energiewende ein komplexes Thema ist – zerlegt in die einzelnen Themenfelder ist es aber auch für einzelne leicht möglich, Kompetenz darin aufzubauen. Oft sind dann auch die Mythen der grossen und finanzstarken Interessengruppen schnell entlarvt.
Liebe Energieblogger: Ihr macht einem großartigen Job! Weiter so!!!
Sonnige Grüße,
Christian