Mit diesen Worten bremste Hans-Josef Fell vor ein paar Wochen den Vorstandsvorsitzenden von SMA in unserer Podiumsdiskussion der Energieblogger auf dem Barcamp Renewables. Urbon betonte Akzeptanzvorteile der Photovoltaik. Warum aber ermahnte ihn einer der Urvater des Erneuerbare-Energien-Gesetzes?

Alle die voll auf erneuerbare Energien setzen wollen brauchen eine Haltung, die dieses Ziel begünstigt und letztlich ermöglicht. Einige Werte in dieser Haltung sind offensichtlich:

1. Nur mit einem erneuerbaren Energiemix schaffen wir einen vernünftigen Energiewechsel

Wenn wir wirklich 100 % erneuerbaren Energien wollen, dann kann dies nur in Form eines Energiemixes umgesetzt werden: Die einzelnen erneuerbaren Energiequellen ergänzen sich wunderbar und gleichen wechselseitig ihre Schwächen und Stärken aus.

Wenn aber jemand ausschließlich die Vorzüge einer einzelnen Technologie in die Höhe hebt, dann kann ein Einzelinteresse oder Unkenntnis unterstellt werden. Wenn wir wirklich den Energiewechsel schaffen wollen, dann brauchen wir primär ein größeres Bild im Kopf in das die sekundären Einzelinteressen und Teillösungen eingebettet werden. Nur zusammen kann die Vision einer sauberen Gesellschaft verwirklicht werden.

Ein weiteres Beispiel?

In einem Internetforum fragte ich, wie man den stagnierenden Solarmarkt wieder stimulieren könne. Als Antwort wurde eine zwingende Verordnung genannt und die Beendigung der „Verspargelung“ in der Landschaft durch Windräder. Verspargelung? Quatsch mit Sauce Hollandaise!

2. Vergessen Sie die allheilbringende einzelne Wundertechnologie!

Die Vielfalt in einem erneuerbaren Energiemix bedeutet, dass es keine zu einseitige Überlastung durch die spezifischen Nachteile und Eigenheiten gibt.

  • Wenn an vielen Stellen ein paar nötige Windräder stehen, ist es besser, als wenn in einem Gebiet übermäßig viele stehen.
  • Wenn alles durch Biogas aus Mais und Getreide gelöst würde, dann hätten wir zu große intensiv bewirtschaftete Anbauflächen.
  • Wenn es zu viel flache Geothermie an einem Ort gäbe, dann würden sich diese untereinander die Wärme entziehen.
  • Wenn jedes Dach voller Photovoltaik wäre, dann bräuchten wir nachts immer teureren Speicherstrom.
  • Wenn alles Energieeffizienz wäre, dann wäre die restliche Energie nicht automatisch aus erneuerbaren Quellen.

Die Vielfalt hat auch etwas mit den Netzen zu tun. Je vielfältiger der erneuerbare Energiemix ist und je besser dieser zum Ort des Verbrauches passt, desto leichter wird der Netzausbau. Dann heißt die Priorität „Verteilnetzebene“.

Wer eine Einzellösung auf den Thron hebt, der ist entweder schlecht informiert oder zu stark auf das Einzelinteresse seines Branchenzweigs fixiert. Kürzlich habe ich jedoch einen noch unpragmatischeren Lösungsvorschlag gehört: Wir sollen doch bitte warten, bis eine neue Wundertechnologie existiert. Nein. Die Klimafolgen haben bereits begonnen. Warten ist keine Option. Wer das Klimaproblem mit der Kraft seiner Vernunft lösen will, der muss an Wegen zur Beschleunigung des Energiewechsels arbeiten.

3. Wir müssen uns als ein Team begreifen

Engstirnige Verhaltensmuster, bei denen nur eigene Interessen verfolgt werden, müssen verwandelt werden. Wir brauchen ein „wir“, um stark zu sein. Dann werden wir uns nicht nur mehr zutrauen, sondern auch gemeinsam über uns hinaus wachsen. Wir sind ein Team! Wir haben nur eine Erde.

Wer spielt in unserem Team-Energiewende?

  • Menschen die es wollen. Das drückt sich durch Käufe, Fürsprechen, Meinungen, Wahlentscheidungen und Politik aus. Unser Team streitet auch mal um Entscheidungen für erneuerbare Energien.
  • Menschen die es machen. Das drückt sich durch Käufe, Verkäufe, Planungen, Projektierungen, Herstellungen, Installationen und Organisationen aus. Man muss die Dinge einfach machen und nicht nur lamentieren.
  • Menschen die es verbreiten. Das drückt sich durch Vorbilder, unzählige Gespräche und Medien aus. Wir dürfen eine positive Stimmung für erneuerbare Energien machen, weil es richtig ist. Die ganze Palette der menschlichen Gefühle und der Verstand können unser Team entscheidend unterstützen.

Je mehr wir als Teamplayer auftreten, desto erfolgreicher werden wir Lösungswege umsetzen. Das Beste kommt nun: Als Team wird es viel mehr Spaß machen, Freude bereiten und Zufriedenheit auslösen. Wir Menschen sind soziale Tiere und wir können auf diese Bemühung sehr stolz sein. Denn mit einem gewachsenen Teamspirit werden wir alle zusammen stark genug sein, um 100 % erneuerbare Energien hart durchzusetzen.

Wenn wir Gemeinsam keine halbgaren Halblösungen sowie veraltete und schädliche Energiesystembausteine mehr akzeptieren; wenn wir gemeinsam tatkräftig anpacken, dann kann uns nichts mehr im Wege stehen.