Wir dürfen uns an schlechte Nachrichten nicht gewöhnen, sondern müssen aus der Not eine Tugend machen. Der Arbeitsmarkt für Solarspezialisten ist verheerend. Die noch amtierende Bundeskanzlerin sprach von einer „Atempause für die Photovoltaik„. Diese Atemnot hat mehr Arbeitsplätze gekostet, als beispielsweise bei Vattenfall oder der kleineren EnBW beschäftigt sind. Auch der SolarContact-Index ist eingebrochen, den Robert mit seinen Kollegen erstellt. Wie wird das kommende Jahr? Heiko Schwarzburger proklamiert bereits eine Trendwende und international zieht die Nachfrage an. Die Germany Trade and Invest GmbH stellt dafür eine gute internationale Übersicht bereit.
Ich frage mich, wie viele der Solar- und Biogasspezialisten derzeit Sprachkurse belegen und sich mit den Reizen des Auswanderns beschäftigen. Mit dem abwandernden Wissen wandert auch Wirtschaftskraft aus der Heimat von Goethe und Schiller ab.
Einbruch des Interesses an PV-Anlagen
Im Jahr 2014 hat sich der SolarContact-Index seit Anfang des Jahres von 144 Punkten bis zum November halbiert. Die Verunsicherung des Marktes durch wankelmütige Rahmenbedingungen schlug zu. Vor Weihnachten gab es eine kleine Erhohlung. Stromspeicher werden mit steigendem Interesse nachgefragt. Interessant, dass die Energieautonomie eine so große Triebfeder geworden ist. Diese Bestrebung ist gut für die Energiewende. Denn wir brauchen eine wachsende Akteursvielfalt – wie es Hermann Scheer treffend analysiert hatte.
Im Sommer boomten große PV-Anlagen über 10 kWp, was man auf die „Torschlusspanik“ vor der ab August geltenden EEG-Novelle zurückführen kann.
Was bringt der deutsche Solarmarkt in 2015?
Alles was mit Eigenverbrauch machbar ist, hätte eine gute Chance. Das Vorurteil „Solar rechnet sich nicht mehr“ muss dafür aus der Welt geschaffen werden. Dies ist für alle Aufklärer und Marketer ein Pflichtaufgabe. Die reinen Renditekäufer haben das Boot verlassen. Nun rudern die unabhängigen Eigenstromer. International ist die Situation eine ganz andere. Aus Marketingsicht handelt es sich also um andere Zielgruppen. Vom derzeit niedrigen Ölpreis sehe ich keinen Einfluss auf die erneuerbare Elektrizität.
Die Deutsche Auftragsagentur GmbH geht von einem guten Ausblick für die Speicher aus:
Da jedoch von im Vergleich zu PV-Paneelen von schneller sinkenden Preisen durch steigende Stückzahlen und Lerneffekte ausgegangen wird, dürfte sich die Speichernachfrage im Jahr 2015 verfestigen und ansteigen.
Dennoch muss die Wirtschaftlichkeit von Solarstromspeichern noch reifen. Es ist gut, wenn der Wunsch nach Unabhängigkeit die Energiewende antreiben. Dies ist jedoch eher eine ergänzung zu modernen Netzen, soweit diese auf Erneuerbare ausgerichtet sind. Ich meine damit keine neuen Kohletrassen, sondern insbesondere die Modernisierung der Verteilnetze. Auch Trassen für Offshore Wind sind O.K., auch wenn der Onshore Wind weit bedeutsamer für unser Land ist.
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Wie sehen Sie die Entwicklung der Photovoltaik? Glauben Sie an eine Trendwende für Betriebe in der Bundesrepublik Deutschland?
„Einbruch des Interesses an PV-Anlagen“ – wenig verwunderlich. Wer tatsächlich sein Geld über die „Rendite“ vermehren möchte, wird sich bei den derzeitigen Einspeisetarifen eher desinteressiert abwenden. Weitere Erschwernis, neben dem notwendigen Kapital muss eine PV-Besitzer „to be“ auch Eigenheimbesitzer sein oder sonst frei über eine eigene Immobilie verfügen können.
Eine nicht geringe Anzahl von derartig „begünstigten“, lebt in den „Bonusjahren“ (Rentner etc.) und je nach „Stand der Dinge“ wird er / sie nur noch begrenzte Zeit der irdischen Freude, stolzer Besitzer einer PV zu sein, frönen können.
Eine PV auf dem Dach für jeden sichtbar installiert zu haben, ist keineswegs „sexi“ mehr (wenn es das jemals war). Zahlreichen Kampagnen, alle, welche PV besitzen, als asoziale „Gierhälse“ zu verteufeln, haben gut funktioniert. Neid über „exorbitante“ Gewinnmargen sind immer noch im „Volkskörper“ fest verankert. Inzwischen stimmt das (falls es je berechtigt war) längst nicht mehr. So ab 2012 wurde erkennbar, das Einspeisen ist finanziell „wie Wasser in den Rhein tragen“.
Anlagen, welche auf den Eigenbedarf zugeschnitten sind, gewinnen immer stärker an Bedeutung. Leider ist das ohne bezahlbare Speichertechnologie allenfalls eine „halbe Sache“. Was auch fehlt, speziell bei den (übrig gebliebenen) Produzenten, clevere Lösungen, welche ohne übermäßigen Aufwand in die häusliche E-Installation eingebunden werden können. Dazu gehören wohl auch völlig vom Netz unabhängige Anlagen, welche im „intermittierenden Inselbetrieb“ total vom Netz getrennt arbeiten, um so die „maßgeschneiderte PV“ ausschließlich für den Besitzer nutzbar zu machen. Warum den „üblichen Verdächtigen“ die eigene Investition zu Schleuderpreisen zur gnädigen Verfügung stellen ?
Mit dem kompletten „Overlay“ aus Netzentgelten und derlei „Schweinereien“ bis hin zur doppelten Überbesteuerung ? Jeder Hobbygärtner würde es zurecht mindestens merkwürdig finden, wenn er / sie die selbst angebauten und geernteten Tomaten nur über den örtlichen Großmarkt der eigenen Küche zuführen könnte.
Warum also Geld investieren, wenn den größten Nutzen das etablierte Energiegewerbe hat ? Hier fehlen deutlich Lösungen, welche das Elektro- und Solarhandwerk zum Mitprofiteur im besten Sinn machen könnte.
Wer kommt da noch in Frage – „nur um die Welt zu retten“ – auch weiterhin in private PV zu investieren ?
Hallo Rainer, wie ist das mit dem „Overlay“ aus Netzentgelten und derlei „Schweinereien“ bis hin zur doppelten Überbesteuerung genau gemeint? Wann wer wodurch bei Netzentgelten profitiert ist mir nicht ganz klar. Ich kenne die Stromsteuer, die „Sonnensteuer“, das EEG-Paradoxon,.. welchen Nutzen fes etablieren Energiegewerbes übersehe ich? Bislang stehe ich der Teil-Einspeisung ganz positiv gegenüber.
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