Auf dem Weg in das Büro dachte ich an die Schlagzeilen zum Klimagipfel in NewYork. USA durch Obama und China äußern verbal eine Vorreiterrolle. Anstelle von Fakten wurden wieder einmal nur weiche unbelastbare Intentionen bekundet. Kanzlerin Merkel nahm nicht einmal persönlich an dem Treffen teil. Anstelle dessen setzt sich Leonardo DiCaprio für die Sache ein. In wessen Verantwortung liegt eigentlich der Klimaschutz? Sollen Regierungen Staaten und Völker zum Wohle der Menschheit und der Länder lenken? Sind es die Unternehmen die nicht nur CSR-Berichte schreiben, sondern auch etwas tun? Ist es die, auch kürzlich durch das WBGU benannte Welt-Bürgerbewegung, also jeder einzelne? Leute wie Du, ich und DiCaprio? Sind es die gesellschaftlich schief angeschauten ökologischen Pioniere oder die angepassten und gezähmten Öko-Parteien?

Für das Schreiben nehme ich gerne Gedanken auf, die mich bewegen. Zu der Verantwortungsfrage regte mich der Austausch mit einem Trainer für Kommunikation im Bereich der erneuerbaren Energien an. Uwe Schultz, den ich bei einem Treffen der Deutschen Umweltstiftung kennen lernte, wühlt gerne auf und pointiert mit Klarheit.

Politik

In der Büroküche hängt ein Artikel in dem beschrieben wird, wie die politische Elite sich mit der Wirtschaftskrise auf die Wirtschaft konzentrierte. In dieser Phase verlohr der Klimaschutz als politisches Handlungsziel so arg an Gewicht, dass dieser unter dem Teppich landete. So etwas äußert sich in der Reform des Erneuerbare Energien Gesetzes, in schwer erreichbaren Durchsetzung angemessener Ziele auf europäischer Ebene, in Fördermittelentscheidungen, in dem Zugang von Lobbyisten-Arten an Politiker und vieles mehr. Es sind nicht nur die Volksparteien, sondern auch die Grünen, bei denen das Thema vernachlässigt wird.

Al Gore soll kürzlich gesagt haben, dass alles was die Menschheit brauche, sei politischer Wille. „Und das ist ein nachwachsender Rohstoff.“ BM 24.9.2014.

Der ehemalige gewählte Präsident der USA liegt damit fast richtig, aber es ist nicht das Einzige, aber vielleicht das wichtigste. Man muss sich überlegen, wie politischer Wille entsteht. Auch ist Verantwortung dort fassbar, wenn Ämter vergeben werden. Ich möchte an den neuen EU-Kommissar für Klima und Energie erinnern, der Vorstand eines Öl-Unternehmens war und Anteile halten soll.

Wirtschaft

Die Überleitung zum politischen Willen zur Wirtschaft ist eindeutig im Begriff Lobbyismus fassbar. Unternehmen wünschen sich von der Politik passende Rahmenbedingungen. Hier ist der strategische Interessenkonflikt, aus Öl-Wirtschaft, Kohle-Wirtschaft, Gas-Wirtschaft, Auto-Wirtschaft und Flug-Wirtschaft mit dem Ziel der CO2-Reduktion verankert. Dann geht es hin zur Finanzwirtschaft, welche die Aktien dieser Wirtschaftszweige handelt. Damit kommen wir zur Anlegererwartung, die durch alle Anleger von Geld geprägt wird. Es liegt eine Verantwortung in Anlageentscheidungen. Je mehr Geld man hat, desto höher ist jene Verantwortung. Es geistern durch die Medien durchaus Signale solcher Entscheidungen, wenn man beispielsweise Warren Buffet beobachtet oder Donald Musk. Vorstände verweisen auf Renditeerwartungen. In der gesamten Wirtschaft ist der Drang zum schnellen Geld ein Problem. Klingt wie eine Binsenweisheit. Es sind aber auch Unternehmen, die mit strategischen Entscheidungen durchaus klimaschonend werden, was auch durch Kunden belohnt wird. Es liegt also eine Verantwortung in jedem Unternehmen. Noch immer ist es die Energieeffizienz, die hier eine der Schlüsselrollen einnehmen könnte. Auch hier werden verantwortungsvolle Vorbilder gebraucht.

Bürgerinnen und Bürger

Das WBGU will eine Weltbürgerbewegung. Hinter dem Gedanken steckt der gegenüber vom Lobbyismus vielleicht geringere Einflussfaktor: Die Wahlentscheidung von Bürgern. Diese Weltbürgerbewegung ist also nötig, um diese Themen erneut auf die politische Agenda zu heben und auch auf die Konsumagenda. Dies hier vollzogene Dreiteilung ist also eigentlich Unsinn. Jeder im politischen oder wirtschaftlichen Geschäft ist auch Bürger – auch Schauspieler wie Herr DiCaprio. Es geht also auch um die Mainstream-Meinung, die durchaus durch Unternehmen beeinflusst wird, um Akzeptanz für wirtschaftspolitische Entscheidungen zu besorgen.

Der „schwarze Peter“ wird immer weiter gegeben

Der beratende Klimaforscher Joachim Schellnhuber schrieb in der SZ einen Gastbeitrag:

„Der Staat soll es richten

Die Bürger delegieren die Verantwortung für die Stabilisierung unseres Klimas an die Politiker. Der Staat soll es richten – viele wollen die „Schuld“ für die Umweltfolgen ihrer Lebensweise loswerden, ohne dafür höhere Lebenshaltungskosten zu akzeptieren. Dies führt wiederum dazu, dass die Politiker die auf sie übertragene Verantwortung nicht wahrnehmen: Warum sollen sie etwas tun, wenn die anderen Staaten nicht mitziehen? Warum sollen sie sich bei Wählern wie Wirtschaftsvertretern unbeliebt machen? Die Wirtschaftsvertreter wollen, bis auf Ausnahmen, erst recht keine Verantwortung für das Klima übernehmen.“

In Schellnhubers Ausführungen sehe ich die Beschreibung der Weitergabe von Verantwortung. Es ist wie die Diskussion um die Henne und das Ei. Er sagt: Weil Politiker gut mit Wirtschaft kooperieren wollen liegt die Schuld beim Verbraucher. Ich teile Schellnhubers Vorwurf nicht. Ich erweitere ihn auf alle der genannten Gruppen inklusive der Forschungslandschaft, einschließlich der Forschungslandschaft, die stark von der Vergabe von Forschungsgeldern abhängt.

Die Antwort hätte ich leicht auch in die erste Zeile schreiben wollen. Habe ich aber nicht, um die Gruppen erst zu entwirren und zu sortieren. Nun aber ist es eindeutig: Alle sind mit dem was in der eigenen Macht steht verantwortlich. Mich treibt folgender Gedanke an: Wenn ich Papa werden würde, würde mein Kind bereits die schlimmsten Klimafolgen erleben. Deshalb streite ich für Klimaschutz und gegen Emittenten.

Wie nehmen Sie Ihre Verantwortung wahr? Ich meine im echten Leben, konkret und machbar.

Welche kleinen Dinge beachten Sie bereits?