Donald Trump wäre nicht zum Präsidenten gewählt worden, wenn Facebook seinen Populismus nicht wie eine Rakete verbreitet hätte – egal ob es die Wahrheit oder eine „Fake News“ war. Im Wahljahr haben deutsche Politiker nun Angst vor Falschmeldungen und suchen nach einem Schutz vor Fake-News. Man sehnt sich nach der alten Presse, die angeblich alle Fakten immer so gründlich recherchiert und überprüft habe. Die Liste der Lösungsversuche ist lang. Demokratische Kräfte sollen einen sauberen Wahlkampf führen, Urheber von Fake-News bestraft werden, Inhalte zensiert werden und den sozialen Medien eine klassische Redaktionsleitung oder ein Crowdmechanimus aufoktruiert werden. Viele der Ideen werden als Einschränkung der Meinungsfreiheit gesehen. Angst hat man auch vor Erfolgen der AfD, die Trump nacheifern könnten und gegen die Energiewende sind. Auch Klimaleugner, Windkraftgegner und die atomar-fossile Energiewirtschaft könnten Stimmung gegen die Transformation des Energiesystems und für die guten alten Zeiten mit Kohle, Öl und Kernkraft machen.

Was verbreitet sich auf Facebook?

Heute ist auf Facebook das sichtbar was bezahlt wurde oder was als interessant eingestuft und „echten“ Freunden zugeschrieben wird. Wer und was das ist entscheidet der undurchsichtige Facebook-Algorithmus. Von den Posts die überhaupt noch angezeigt werden verbreiten sich viele Meldungen aus dem psychischem Bedürfniss heraus, dass man dazu gehören will:

Eine Hypothese besagt, Menschen konsumierten Falschmeldungen im Internet nicht so sehr, um sich zu informieren, sondern um soziales Feedback zu haben. Wenn in meiner Filterblase die Meldung auftaucht, der Papst unterstütze Trump, wenn Hunderttausende das teilen und ich dazugehöre, fühle ich mich aufgehoben.

Als besonders Interessant gelten Beiträge die zu Diskussionen führen. Dabei gilt: Je dreister die Lüge, umso größer die Diskussion. Es gibt keinen zwingenden Zusammenhang zwischen der Wahrheit und dem was Leute interessiert. Eine weitere Erfolgsgrundlage von Donald Trump soll eine sehr präzise Analyse des Wähler gewesen sein, die sich aus dem Onlioneverhalten ableiten lässt. Big Money für Big Data lassen grüßen und eröffnen neue Manipulationsspielräume. Auch hier? Der Social-Media Wachtchblog schreibt dazu:

Wahlkampfexperten in Deutschland winken allerdings ab. Ein Fall, die der von Cambridge Analytica in den USA (an dessen Wirkungsweise sowieso Zweifel bestehen), sei in Deutschland sehr unwahrscheinlich. Es gäbe weder die Daten, noch hätten Parteien die Möglichkeit Daten so einzusetzen. Erwartet uns also der übliche Plakatkrieg an der Bushaltestelle? Das wohl auch nicht mehr – die Parteien haben gelernt, mit sozialen Netzwerken umzugehen. Allerdings ist die Ausgangslage nicht für alle gleich: Die Populisten haben den Vorteil, dass sie aktuell mit dem Strom schwimmen können.

[Wired Germany]

Die Energiewende-Diskussion ist nicht erst seit gestern unehrlich

Populismus und Falschmeldungen können sich heutzutage stärker verbreiten. Die Täuschungsversuche aber sind alt. Wenn wir klassischen Medien voll vertrauen könnten, dann hätten wir die Energieblogger-Gemeinschaft nicht gegründet. Die für soziale Medien geforderte Überprüfung von Fakten wird im klassischen Journalismus zu oft schlampig gehandhabt. Oft mag dies allein aus Zeitmangel geschehen. Natürlich sind Falschnachrichten und Populismus ein Problem. Es muss jedoch auch klar sein, dass nahezu alle Akteure in ihren Meldungen einen „Spin“ haben, der in der Presse nicht immer ausgewogen einsortiert wird. Wurde in der EEG-Kostendiskussion ausgewogen berichtet? Kann es ehrlich sein, wenn alle Akteure offiziell für die Energiewende sind und diese zugleich durch die Bundesregierung so massiv gebremst wurde, dass die eigenen Klimaschutzziele nicht erreicht werden können? Ist es aufrichtig der Welt zu erzählen, dass man das Klima in Paris gerettet habe und selbst kaum etwas in Deutschland dafür zu tun? Ist es ehrlich die Windkraft zu diskreditieren und dabei keine Alternative zu benennen?

Fazit: Sauber bleiben und populärer werden

Wie gehen wir mit dem verstärkten Populismus und Falschmeldungen um? Erst einmal müssen alle Fehldarstellungen als Problem begriffen werden. Wer Fake-News entdeckt, der sollte Fakten anbringen. Fehlberichte in der Presse und in sozialen Medien sollten gleichermaßen als solche angeprangert und dies nachvollziehbar begründet werden. Ein anderes Thema ist die Meinungsmache. Auch wenn es keinen Spaß macht: Meinungsmache gegen die Energiewende sollte mit Meinungen für die Energiewende beantwortet werden. Da darf man sich nicht zu schade sein und auch nicht denken, dass man jemanden überzeugen kann. Es geht mehr darum, dass in den Diskussionen pro und contra erkennbar sind. Ohne Gegenmeinung würde ein einseitiges Bild enstehen. Das einseitige Bild könnte schnell als Meinung der Gesamtheit missverstanden werden – weil zu viele still geblieben sind. Leider wird die Diskussionskultur in sozialen Medien leicht hässlich. In dem Fall sollte man erst recht höflich bleiben – Unhöflichkeit dikreditiert sich selbst. Das emotional und unreflektierte vieles im Affekt verbreitet wird bleibt problematisch. Auch schade ist, das faire und differenzierte Stimmen leicht untergehen. Befürworter müssen also auch mal populistisch „auf den Tisch hauen“. Dabei fände ich eine humorvolle Art toll. Ein solcher Populismus kann eine Chance für die Energiewende sein. Was denken Sie?