Monatelang haben wir „nebenbei“ zwei größere Veranstaltungen ehrenamtlich vorbereitet. Das eine „wir“ sind die Energieblogger mit dem Barcamp Renewables. Das andere „wir“ ist die AG-Medien. Mit der Gruppe dürfen wir uns ´offizieller Beitrag zum Abschluss der UN-Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung´ nennen – hier haben wir einen Fachworkshop gemacht. Heute teile ich meine Denkzettel aus Berlin und Kassel, in denen es um die Kommunikation für den Klimaschutz geht. Eigentlich geht es mir als Mit-Macher um das Lernen, deswegen schreibe ich auch diesen Blog. Im Beruf ist die Freude am Lernen eine verlässliche Motivation. Das Hecheln nach Erfolgen und die Vermeidung von Misserfolgen sind flüchtige Erfahrungen.
Klimaschutz: Jetzt gezielt, effektiv und bewegend kommunizieren
Mit einem Umzug in den Beinen fuhr ich nach Berlin zum Tische rücken. Die Eröffnung des Fachworkshops durch unsere Sprecher hat den ersten Denkzettel dieser Woche angeregt. Joachim Borner (KMGNE) stellte fest, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Allgemeinen erfolgreich in der Gesellschaft angekommen sind. Friedrich Hagedorn (Grimme-Institut) regte eine Differenzierung an: Man sollte Botschaften gewählter und gezielter verbreiten, um effektiver zu werden. Ich denke es muss gezielt und bewegender werden, da das breite allgemeine Wissen erst wenig substanzielle Handlungen anregen konnte.
Wenn wissenschaftliche Botschaften ankommen
Wir hatten VIP´s da: Benno Pilardeaux berichtete von der Arbeit im „Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen„. Die Gutachten der Wissenschaftler werden erst durch unterschiedliche Disziplinen wechselseitig redigiert. Dies merzt bereits sperrige Fachbegriffe aus – Politiker und auch Bürger sollen es verstehen können. Von Korrektur zu Korrektur sucht man kurze und gute Formulierungen, deren sachliche Richtigkeit immer wieder mit den Wissenschaftlern rückversichert wird. Dieses Modell ist nicht selbstverständlich. Viele Wissenschaftler sind verschlossen und haben noch keine geeignet kommunikative Kultur erlernt.
Pilardeaux berichtete auch von den wissenschaftlichen Comics, welche ganz neue Zielgruppen (z.B. 16-Jährige) erreichen. Diese Abbildungen werden gerne in Schuldbüchern aufgenommen. Kurze verdichtete Texte werden belohnt. Das Gegenteil wurde hingegen bereits abgestraft, als es WBGU-Grafiken in das Bruch „die wirrsten Grafiken der Welt“ geschafft haben. |
Quelle: Jacoby & Stuart / WBGU |
Auch lesenswert: Sondergutachten „Klimaschutz als Weltbürgerbewegung“
Ein Watchdog für die Forschungsförderung
Steffi Ober von der „Forschungswende“ schilderte die Struktur der Forschungspolitik. Überwiegend fließt Geld in technische Themen. Bei den Kommunikationsthemen scheint die Beschaffung von Akzeptanz im Vordergrund zu stehen. Das Mitreden und Mitmachen und auch die Interessen von Otto-Normal-Verbrauchern sind deutlich im Hintergrund. Die Vergabe der Forschungsgeldern wird durch einen relativ kleinen Kreis von Institutionen dominiert. Akteure wie das Öko-Institut etc. und auch Akteure die Bürgerinteressen vertreten, haben an diesem Tischen keinen Platz. Mit der neuen Hightech Strategie werden „Partizipation“ und „Transparenz“ genannt – insgesamt sind einige Begriffe umschifft worden – alles klingt moderner. Steffi Ober warnte davor, dass diese Begriffe nicht wieder gekapert werden dürften, wie es einst mit der in den 80er Jahren definierten „Energiewende“ passiert ist. Es ist also wichtig, dass „Bürger-Akteure“ (wer auch immer das sein mag) diese Begriffe definieren und ausdifferenzieren! Bei mir blieb hängen, uns niemand fragt, was erforscht werden soll. Es ist an der Zeit, dass man Mitbestimmung einfordert, da es schließlich aus unseren Steuern finanziert wird. Bisher verhält sich die Masse in der Forschungspolitik komplett passiv. Auch gemerkt habe ich mir, dass Forschungsanträge offenbar dann gelingen, wenn die Konzepte nicht an Strukturen rütteln.
Shitstorm auf die Klimalounge
In Berlin berichtete Anders Levermann über die Erfahrungen als Mitautor von von Stefan Rahmstorfs Blog „Klima Lounge„. Es macht den fleißigen Wissenschaftern viel Arbeit, wenn einmal wieder mehr der Shitstorm weht und unterhalb der Gürtellinie ankommt. Emotionale und wirtschaftliche Kontroverse hat viele Väter. Manchmal werden die „Überbringer der Botschaft als Täter“ bestraft. Manchmal werden bezahlte Kommentare gemacht. Andere tun dies aus der gegenteiligen Überzeugung.
Nachhaltigkeit vermitteln ist das Vermitteln von Selbstwirksamkeit
Prof. Joachim Borner verdichtete die Transformationkommunikation als das Klarmachen von Selbstwirksamkeit. Das Mut machen zur selbstbestimmten Autodidaktik und dem Machen von dem, was man für richtig hält.
Communitys verdrahten und bündeln
Es waren viele Multiplikatoren in Berlin. Es ist sehr gut, wenn es gelingt mehr und mehr füreinander Dinge zu verbreiten. Diese Art der Kooperation ist die optimale Überleitung zum Barcamp Renewables. So kann die Reichweite guter Ansätze weiter getragen. Auch hier gibt es viel Raum zur Vernetzung. Auch aber braucht es eine medientaugliche Aufbereitung. Nur dann kann im Netzwerk der Netzwerke die freiwillige Verbreitung passieren.
Die Gäste des Barcamp Renewables sind ermutigt
Die Vernetzung und der Austausch stehen im Vordergrund. Das ist in diesem Jahr sehr stark: ständig finde ich mich in Gesprächen wieder, die ich zwar interessant finde, mich aber schwer höflich heraus lösen kann. Unter den vielen Gästen haben sehr viele eigen Ideen für Sessions eingebracht. Das ist ein Zeichen, für die Ermutigung zur eigenen Meinung. Das ist wunderbar, wobei ich an Joachims Worte des Empowerments denken muss.
Wir brauchen Storytelling um die Energiewende zu vermitteln
Als Energieblogger brauchen wir mehr Storytelling, Bilder, Videos und Ton. Das ist ein Stilthema, was ein neuer Schwerpunkt in den kommenden Wochen werden könnte. Es geht um echte Personen und deren Geschichte, um den Zuhörer und Leser zu halten.
Unter dem Strich war die Freude wieder einmal groß! Ich bin stolz auf alle Gäste, für die Offenheit und die Dialoge. Dankbar für Kathrin vom Windwärts Blog und Björn-Lars von proteus welche die meiste Organisation gestemmt haben und für die Sponsoren, mit deren Hilfe diese offene und ermutigende Athmosphäre möglich wurde. Freue mich auf das nächste Jahr!
[…] Energiewendebewegung mit der modernen Medienlandschaft verknüpft. Das haben wir bereits bei den Barcamps erlebt. Noch hat es sich nicht überall herumgesprochen, dass eine Gleichbehandlung von kleinen […]
[…] Unterwegs: Barcamp und Fachworkshop für UN-Dekade gemacht […]
[…] systematischen Bewertung von Kommunikationsbeiträgen zur Nachhaltigkeit” stellte er beim Workshop unserer AG-Medien der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung […]