Opa_ohne_Lobby_02_©SOMMERREICH_klein-1Als sich vor 5 bis 25 Millionen Jahren in der Lausitz aus dem Torf in den ausgedehnten Mooren durch geochemische Prozesse Braunkohle formte, hatten sich Menschenaffen entwickelt. Ob Menschenaffen es klug gefunden hätten, dass die Masse ihrer evolutionären Nachfahren, des Homo Sapiens, zur Selbstzerstörung neigen, kann ich nicht nachvollziehen. Was ich aber nachvollziehen kann: Die energetische Nutzung von Kohle ist das exakte Gegenteil von Klimaschutz.

Kohleenergie ist ein profitabler Irrsinn

Deutsche Banken investieren Milliarden. Inmitten der politisch ausgehöhlten Energiewende dürfen zahlreiche neue Kohlekraftwerke gebaut werden, die über ihre Betriebsdauer für gut 40 Jahre die Energiewende erschweren dürften, da Plätze für 100 % Erneuerbare blockiert werden. Liebe Kohlekraftwerksbetreiber, bitte investiert dieses Geld in Erneuerbare und kauft Kohle nur noch für den Grill! Mit einem volkswirtschaftlichen Strohfeuer – oder besser Kohlefeuer – verbauen wir uns mittelfristig volkswirtschaftlich sinnvolle Entwicklungsfelder.

Abbaugebiete sind keine Urlaubsgebiete – außer Sie lieben Wüsten

Eines der Abbaugebiete für Braunkohle ist in der Lausitz. In dem sorbischem Dorf Proschim, welches in Brandenburg gelegen ist, soll das Dorf dem Kohleabbau durch ein schwedisches Energieunternehmen weichen. Vor Ort wehrt man sich signifikant und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass in anderen fernen und unbekannten Abbaugebieten, auch nicht alle Menschen zufrieden sind: Hinterlassen werden Wüsten.

Schade, dass Appelle an die Vernunft selten wirken. Lustig, dass sich Menschen für höhere Wesen halten, obwohl der präfrontale Kortex im Gehirn schwächlich ist. Der Mensch macht sich vor, er sei klug, dabei verhält er sich unkontrolliert, immer beherzt aktionistisch mit der Säge am Ast der eigenen Enkelkinder. Heute widerspreche ich meinen eigenen Kommunikationsthesen und habe Sorge, selbst zynisch zu werden: Eigentlich rate ich von Schuldzuweisungen und Angstszenarien ab und empfehle dennoch, die unangenehmen Fakten in positive Kommunikation einzubetten. Ich muss aber sagen, dass es mich wirklich ärgert, wie der tatsächliche Klimaschutz ins Hintertreffen bei vielen unserer Verantwortungsträger geraten ist.

Mit Ihrer Unterschrift können Sie für Erneuerbare und deswegen gegen Kohle ein Zeichen setzen

Auf die Sorgen in Proschin bin ich über das kuriose „Leben mit der Energiewende TV“ von Frank Farenski gekommen. Der Filmemacher wirbt mit seiner bewusst provokativen Aufmachung für eine Offensive der echten Energiewende. Die regelmäßige Sendung zur Energiewende nennt er „Militär-Sender“ aus dem „War Room“ in Berlin. Sachlich ist die Sendung sehr gut – tolle Aufklärung mit Tiefgang – anständiger Publizismus. Hoffe, dass der militante Touch dem Journalisten nicht den Ruf eines „Verschwörungstheoretikers“ beschert. Unklar ist mir das Verhältnis des Sendeformates zum umstrittenen Stromanbieter care energy.

In Proschin sollen Windräder entfernt werden, um stattdessen Kohle abzubauen. Die Anwehsenden haben dazu einen netten Film gemacht und sammeln Unterschriften auf der Website www.opa-ohne-lobby.de. Wer den zusätzlichen Braunkohleabbau ablehnen will, sollte gemeinsam mit den dortigen Betroffenen ein Zeichen setzen.

Für oder gegen Energiewende wählen

Bei der kommenden Bundestagswahl geht’s ins Eingemachte für die Energiewende. Aus meiner Sicht ist das Auslaufen der Kohleenergie einer der tatsächlichen Schlüssel. Neue Kohle-Kraftwerke sind das Gegenteil der Energiewende. Aus einem tollen Dokument des Berliner Informationsdienstes, welches die Wahlprogramme vergleicht, habe ich die folgenden Positionen zur Kohle gelistet.  Bitte entscheiden Sie bewusst:

Pro Kohle:

  • CDU: Der Bau moderner Kohlekraftwerke wird gefördert; auch die heimische Braunkohle kann hier eine wichtige Rolle spielen.

Halb pro Kohle:

  • SPD: „Wir setzen aber ebenso (noch) auf konventionelle Energieerzeuger, wie Kohle- und Gaskraftwerke, als Brückentechnologie, solange wir sie brauchen.“

Kontra Kohle:

  • GRÜNE: Kohleausstieg bis 2030 // Änderung des Bergrechts: Braunkohle-Tagebau soll dadurch verhindert und sich international für die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards beim Steinkohleabbau eingesetzt werden. Zudem soll eine größere demokratische Beteiligungs- und Klagemöglichkeit gewährleistet werden.
  • LINKE: „Ausstieg von Kohlestromversorgung (Kohleausstiegsgesetz). Verbot für den Neubau von Kohlekraftwerken und für den Neuaufschluss von Braunkohletagebau. Schrittweise Abschaltung aller bestehenden Kohlekraftwerke; das letzte soll bis spätestens 2040 vom Netz gehen. Zudem Erneuerung des Bundes-Berg-Gesetzes: Die Rohstoffsicherungsklausel muss durch soziale und ökologische Kriterien ergänzt werden.“

Die FDP äußert sich gar nicht, und die SPD bleibt schwammig. Entscheiden Sie, was Sie zwischen den Zeilen von den Parteien erwarten.  Ich denke, dass ich bei der Berliner Polizei den Klimaschutz als vermisst melden sollte. Kluge Menschen sagten: „It´s too late to be a pessimist.“ Also werden verantwortungsvolle Landesdiener das vermisste Enkelkind wieder finden. Glücklicherweise ist die Leitung der CDU berühmt für Kehrtwenden.