Bei unserem vierten “Open Table” der Energieblogger diskutierten wir während der Berliner Energietage über Stimmungsmache gegen die Energiewende. Ich habe 12 Kommunikationsziele im Umgang mit der Stimmungsmache gegen die Energiewende untersucht und bewertet: Was geht und was geht nicht?

Im Ludwig-Erhard-Haus hatte Andreas Kühl zunächst mit unseren Gästen erörtert, wer wo und wie Stimmung gegen die Energiewende macht. Mehr dazu bald auf energynet.de. Und Katja Reisswig sprach mit unseren Gästen darüber, wie wir mit der Stimmungsmache umgehen können. Ein besserer Umgang mit Stimmungsmache ist definitiv erlernbar.

12 Bewertungen, was man
mit Kommunikation erreichen kann:

Kann man “Gegner” überzeugen?

Wenn jemand überzeugt wäre, dann würde er sein Verhalten ändern. Um Verhalten zu ändern, müsste man die innere Haltung ändern. Das sei sehr schwierig. Dies erklärte uns der Neurowissenschaftler Gerald Hüther:

“Weder die bisher eingesetzten kognitiven Strategien der Belehrung und der Aufklärung noch die Versuche, sein Gegenüber emotional aufzuschließen, durch Zuwendung, durch das Schüren von Angst, das Erzeugen von Druck oder mit Hilfe des Zuckerbrot-und-Peitsche-Prinzips verändern eine Haltung.”

Die Tragweite der Erkenntnis, dass weder Belehrung noch Aufklärung Verhalten ändern, ist vielen nicht klar.

Kann man “die Argumentation auf eine Sachebene bewegen”?

Ja, jedoch verändert dies weder die Haltung noch das Verhalten. Wir können uns also stundenlang höflich und sachlich austauschen, ohne dass sich die Überzeugungen wandeln.

Kann man vor Ort Akzeptanz für Projekte schaffen? (z.B. Windrad)

Ja, ein Stück weit kann man gute Bedingungen für Akzeptanz schaffen. Ein rechtzeitiges Einbinden verhindert das Gefühl des Ausgeliefertseins. Zu Beginn gibt es noch Gestaltungsspielräume. Oft aber ist dieser Zug längst abgefahren.

Kann man die Verbreitung von “fake news” in sozialen Medien verhindern?

Nein. Wir alle haben einen “Bestätigungsfehler”, die “Confirmation Bias”. Das heißt, dass wir gerne Informationen auswählen, die unsere Erwartungen und unser Selbstbild bestätigen. Verschärft wird dies auf Facebook durch Algorithmen, die uns nur das anzeigen, was uns angeblich interessiert. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Information wahr oder falsch ist.

Kann man einen “Shitstorm” in sozialen Medien eindämmen?

Nein. Auch in einem “Shitstorm” trickst uns die “Confirmation Bias” aus. Dazu kommt, dass die Anonymität sozialer Medien Empathie hemmt. Auf den eigenen Kanälen in sozialen Medien kann man “Trolle” ausblenden. Auf allen anderen Kanälen, über die man keine Kontrolle hat, kann sich die wenig sozial vorgetragene Kritik fortsetzen.

Kann man Menschen “out of the bubble” erreichen
bzw. nicht nur zu Bekehrten predigen?

Kaum. Einmal mehr schlägt uns die “Confirmation Bias” ein Schnippchen. Hierbei ist es besonders wichtig, dass Treffen für den Austausch zwischen Blasen organisiert werden.

Kann man einander besser verstehen?

Ja, und das kann Konflikte mildern.

Kann man sichtbar machen, dass es nicht nur Gegner,
sondern auch Befürworter gibt?

Ja. Dies ist face-to-face machbar, wenn man für etwas demonstriert oder als öffentlicher Fürsprecher auftritt. Beispielsweise in Kontroversen um Windkraft würde es nicht schaden, wenn sich auch Befürworter zu Wort melden. Im Negativfall verschaffen sich Gegner Gehör, während  Befürworter durch Abwesenheit glänzen. In sozialen Medien ist dies ebenfalls ein Stück weit möglich.

Kann man Gerüchte und falsche Informationen aus der Welt schaffen?

Nein, es bleibt immer etwas hängen.

Kann man Gerüchte und falsche Informationen widerlegen,
um Auswirkungen zu begrenzen?

Ja das kann man. Man muss sehr aufpassen, dass man dadurch alles nicht noch verschlimmert. Mehr dazu in “Widerlegen, aber richtig!”.

Kann man Gleichgesinnte bestärken und Kräfte bündeln?

Ja. An dieser Stelle helfen sowohl die “Confirmation Bias” als auch die Filterblase sozialer Medien. Diese führen Gleichgesinnte zusammen.

Kann man gegen fake news “impfen”?

Ja, das ist möglich, wenn man die Methoden von fake news glaubhaft enthüllen kann.

Stimmungsmache betrifft alle

Alle, die sich beruflich oder ehrenamtlich für die Energiewende engagieren, werden mit Stimmungsmache konfrontiert. In den meisten Fällen ist diese legal und Teil der unersetzlichen Meinungsfreiheit. Sie findet für und gegen die Energiewende statt. Was davon anständig ist und was schlechter, respektloser Stil ist, ist eine Frage kultureller Werte.

Wenn Stimmungsmache primär der Durchsetzung finanzieller Einzelinteressen dient und dabei immense Kollateralschäden hinterlässt, dann ist “Schluss mit lustig”. Im Dokumentarfilm “Merchants of Doubts” beispielsweise wird gezeigt, wie professionell interessengeleitete Klimaleugner vorgehen können. Ob es so etwas in Deutschland gibt, müsste eigentlich mal ein richtig großer investigativer Recherche-Auftrag sein. Interessenten und Unterstützer können sich gerne an die Energieblogger wenden.