Löst ChatGPT Google als Suchmaschine ab – und was heißt das für uns?

Google und ChatGPT als Suchmaschine im Vergleich

Wenn Menschen nicht mehr googeln, sondern die KI fragen, dann optimieren wir Inhalte nicht länger für Suchmaschinen, sondern für Maschinen, die Sprache verstehen. Das ist keine Spielerei, sondern ein Paradigmenwechsel – mit Folgen für jede Website, jede Kampagne, jede Botschaft.

Mit den eigenen Stärken im Internet gefunden zu werden, ist ein wichtiger Schlüssel im bizarren Wettbewerb um Aufmerksamkeit. Ich will, dass alle die erneuerbaren Energien machen, hier gut aufgestellt sind. In diesem Artikel ergründe ich deshalb, ob die Sichtbarkeit von morgen von Erwähnungen der künstlichen Intelligenz abhängt und zeige, was wir tun können, dass uns die KI auf dem Schirm hat.

Bevor wir einsteigen, gibt es erst mal harte Wahrheiten.

ChatGPT antwortet normaler Weise, ohne seine Quellen zu nennen. Wir schenken der KI also unser Know-how, welches wir auf Internetseiten publizieren und sie erwähnt uns nicht. Entsprechend kann keine Kompetenzzuschreibung stattfinden. Google selbst sägt am selben Bein, indem seine Search-Generative-Experience (SGE) per KI klickfreie Antworten bietet. Damit wären weite Teile des Content-Marketings nicht mehr King, sondern tot.

Moment. Ganz so ist es nicht:

  • Im ChatGPT, so wie es sich in diesem Moment an Ostern 2025 darstellt, gibt es einen “Suche”-Button. Antworten solcher Suchen umfassen Quellen.
  • Wer ChatGPT auffordert, seine Auskünfte mit Quellen zu belegen, dem nennt das populäre Large-Language-Modell (LLM) Quellen. Diese Möglichkeit finde beim Recherchieren für Blog-Artikel und andere Contents praktisch.
  • Wen nach Unternehmen oder Dienstleistern gesucht wird, wie z. B. “Finde eine gute Solarfirma in Berlin”, werden die Unternehmensseiten angezeigt – je besser der Content, desto weiter oben. Zudem zeigt es Ranking-Systeme wie Google-Bewertungen.
  • Zudem zitiert der Chatbot von OpenAI Inc. einzigartige Quellen, wie bestimmte Methoden, Marken oder Formulierungen.

Für einen Teil der Suchen auf ChatGPT ist Sichtbarkeit möglich.

Kann die Sichtbarkeit auf ChatGPT beeinflusst werden?

Ja.

Grundsätzlich fällt mir auf, dass Suchmaschinen und sprachbasierte künstliche Intelligenzen sehr ähnliche Kriterien für guten Content und damit dafür haben, was sie prominenter anzeigen. Worauf es in der Suchmaschine Google ankommt, beschreibt der Internetkonzern Google am besten selbst. Neben einigen technischen Grundlagen ist in meinen Augen die wesentliche Einsicht, dass Google Website-Inhalte mit hohen Rankings belohnt, die für Menschen wirklich hilfreich sind. Die wichtigste Richtschnur ist also, ob unsere Inhalte Menschen weiterhelfen.

Können wir also einfach Suchmaschinenoptimierung (SEO) wie immer weitermachen und einfach behaupten, dass wir nun für ChatGPT optimieren?

Nein.

Erst mal sind einige SEO-Aspekte für die Sprachmodelle bedeutungslos. Beispielsweise spielt das SERP-Snippet keine Rolle mehr, bei dem der Text eingetragen werden kann, den Google in seinen Suchergebnissen zeigen soll.

Bedeutsamer wird, dass Texte wirklich etwas erklären und nicht einfach nur Keywords (Suchbegriffe) umfassen. SEO-Methoden wie die Keyword-Dichte können wieder verworfen werden. Die sprachverstehenden Roboter mögen es, wenn Texte logisch aufgebaut sind. Eine natürlich klingende Sprache ist besser als eine, die für Suchmaschinen optimiert klingt.

Was können wir tun, damit uns ChatGPT zeigt?

OpenAI wirbt mit einem Browser-Plugin für seine Suchfunktion

Schritte für mehr Sichtbarkeit auf ChatGPT

Content semantisch optimieren

Wenn Texte klare Bedeutungszusammenhänge herstellen – dann sind sie für menschliche und künstliche Intelligenz gut verständlich. Als Schreibende müssen wir also nicht nur die richtigen Stichwörter nennen, sondern die Konzepte hinter den Wörtern verstehen und ausdrücken. Semantisch optimierter Content erklärt Zusammenhänge und umfasst Synonyme. Zudem lohnen Einsortierungen in einen breiteren Kontext – Content mit Kontext.

Ich mag das. Denn die platte Oberfläche finde ich beim Lesen und Schreiben selbst viel zu langweillig.

Einzigartige und markenspezifische Begriffe kreieren

Wer seine Einzigartigkeit kennt und kommuniziert, kann Sichtbarkeit erlangen.

Eigene Methoden können mit einer Bezeichnung versehen werden. Mit dem Namen dann kann sie in Antworten auf ChatGPT auftauchen – wenn eine Relevanz festgestellt wird. In Texten kann anstelle von „unsere Methode“ darauf hin z. B. die “Carbon-Catch-Methode” genannt werden. Wenn anschließend nach der Methode gefragt wird, kann sich die ersehnte Brücke zur eigenen Kompetenz manifestieren.

Eindeutige Markennamen oder Produktnamen können ebenfalls bei der Sichtbarkeit in künstlichen Intelligenzen helgen. Beispiel: „Wir von GreenFruitTech haben eine umweltfreundliche Erntetechnik entwickelt, die das Ernten von Obst nachhaltiger macht.“ Wenn jemand nun nach umweltfreundlicher Erntetechnik fragt, könnte der Markenname in der Antwort erscheinen.

Strukturierte Daten verwenden

Strukturierte Daten klingt erst mal langweillig. Weil es meiner Erfahrung nach oft vernachlässigt wird, gehe ich detaillierter darauf ein.

Strukturierte Daten kann man sich wie Etiketten auf einer Webseite vorstellen. Aber eben nicht für Menschen, die Marmeladensorten in ihrer Speisekammer unterscheiden wollen, sondern für Maschinen, die besser verstehen, womit sie es zu tun haben und es damit zudem einfacher kategorisieren können.

Auch Suchmaschinen können Websites mit strukturierten Daten besser indexieren. Mit den sogenannten Rich Snippets können sie prominenter in Suchergebnissen gezeigt werden. Das führt dann zu mehr Klicks. Sprachassistenten wie Siri oder Google Assistant bevorzugen ebenfalls strukturierte Daten.

Und wie macht man das?

Technisch kommen Formate wie JSON-LD oder Schema.org zum Einsatz. Keine Angst: Um den Code der Website mit sinnvollen Etiketten bekleben zu können, muss man nicht programmieren können.

Für WordPress-Sites lassen sich strukturierte Daten über SEO-Plugins wie Yoast SEO, Rank Math oder Schema Pro hinzufügen. Alternativ kann das Markup ohne Programmierkenntnisse Google’s Structured Data Markup Helper erstellt und in den HTML-Code der Website eingefügt werden.

Abschließend sollte getestet werden, ob es geklappt hat. Hierfür stehen Google’s Structured Data Testing Tool und der Rich Results Test zur Verfügung, ob die Rich Snippets richtig dargestellt werden.

Zu Erwähnungen ermuntern

Suchmaschinen und künstliche Intelligenzen beurteilen die Content-Qualität anhand von Verlinkungen und Zitaten. Um die Positionierung als Experte zu fördern, ist eine Positionierung als Interviewpartner hilfreich. Grundlage bleibt selbstredend, dass Qualität geboten wird. Zudem muss man sich aber auch ins Spiel bringen / bringen lassen, um auf anderen Medien stattzufinden.

Häufige Fragen erkennen und beantworten

Suchmaschinen und sprachbasierte künstliche Intelligenzen wollen das beantworten, was die Leute wirklich wissen wollen.

Wir müssen also häufige Fragen identifizieren und gute Antworten zu diesen entwickeln. Das, was oft gefragt wird, ist relevant. Je nützlicher die Antwort wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass ChatGPT sie kennt und daraus gelernt hat. Eine Möglichkeit, häufige Fragen zu identifizieren, ist ChatGPT selbst. Gut sind aber auch die Vorschläge, die Google per AutoSuggest macht, wenn man mit Keywords in der Suche herumspielt. Mit dem Keyword-Planner in Google Ads und Google Trends lässt sich die Relevanz von Stichwörtern und Wortkombinationen prüfen, da dort Suchvolumina angegeben werden.

Ist ChatGPT das neue Google?

Nein.

Noch nicht.

Heute liegt der Anteil an Internetsuchen von Google noch immer bei knapp 90 Prozent, während suchähnliche Fragen auf ChatGPT nur 0,25 Prozent ausmachen.

Jedoch steigen die Nutzungszahlen von Chat GPT in einem irrsinnigen Tempo. Als das berühmte LLM im November 2022 veröffentlicht worden ist, erreichte es innerhalb von fünf Tagen eine Million Nutzer.1 Im Februar 2025 wurde es laut ​AIbase weltweit durch 400 Millionen Menschen wöchentlich aktiv genutzt.

Gutes SEO denkt die KI heute bereits mit.

Wer dauerhaft die Sichtbarkeit von Content erzielen will, muss zunächst technische Hausaufgaben wie strukturierte Daten erledigen. Beim Content selbst lohnt es sich nicht nur auf den gehetzten Schnellleser im Web zu konzentrieren, sondern ebenfalls ausführlichere Inhalte mit Tiefgang zu bieten.

Das ist aufwendig. Und es gibt keine Garantie dafür, dass die Systeme ihre Quellen nennen. Für Website-Betreiber gut wäre es, wenn die Sprachmodelle eines Tages ihre Quellen automatisch angeben würden oder Content-Creators dafür kompensieren, dass sie ihr Wissen nutzen. Mindestens in der “Suche”-Funktion oder bei Suchen wie “guter Energieberater in Düsseldorf” bevorzugt ChatGPT Websites, die mit Fachwissen unterfüttert sind.