Wie kann unsere natürliche Lebensgrundlage geschützt werden? Zu den meisten mir bekannten Lösungsansätzen passt die Antwort: Ja, das ist gut, aber allein wird es nicht reichen, um die Welt zu retten. Wirklich schützen können nur Ansätze, die einen Verhaltenswandel hinzu einer nachhaltigen Lebensweise fördern. Ich schreibe heute von der Chance des Paradigmenwechsels. Einige mir bekannte Lösungsansätze reflektiere ich mit neurowissenschaftlichen Kenntnissen aus dem Buch „Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten – Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern“ von Prof. Dr. Dr. Gerhardt Roth.
Regeln: Verbieten wir einfach alles Schädliche
Ein Zwang zum Glück des Gemeinwohls kann lediglich kurzfristige Effekte herbeiführen. Dr. Roth beschreibt, dass Druck von Oben nach Unten jegliche Kreativität abtöte, womit wiederum die Kapazität zum Verändern erlösche. Regulierung verhindere kreative Änderungsfähigkeiten, denn es bestehe keine Aussicht auf Belohnung. Übrig bliebe Kreativität zur Vermeidung der Strafe. Mein schlichtes Resümee ist, dass wir mehr als Regeln brauchen, auch wenn es mal ein berechtigter Anfang sein kann.
Der Klassiker: Umwelttechnologien, Konzepte und Pläne
Wenn Klimawandel rein technisch lösbar wäre, wären vereinbarte Schutzziele bereits erreicht worden. Anstelle dessen wurde massiv versagt: Noch immer steigen die globalen Treibhausgas-Emissionen. Es fehlt also etwas zwischen dem vernünftigen Lösungsweg und der menschlichen Umsetzung. Dr. Roth bezeichnet dies als psychische Prüfinstanz zwischen der Einsicht und dem veränderten Handeln: Nur wenn unbewusste adäquate Motive befriedigt werden, können Gedanken zu verändertem Verhalten führen. Das innere Kind muss etwas davon haben.
Der Schlaumeier: Naturwissenschaftliche Beschreibungen
Es gibt eindrückliche, sachliche und bedeutsame wissenschaftliche Erkenntnisse und Beschreibungen, dafür, dass es nicht so weiter gehen kann. Die Problembeschreibung kann den technischen Lösungsweg begründen, aber der Weg muss gegangen werden: Wieder muss Verhalten nicht über ein Verstehen, sondern über einen Einklang mit individuellen inneren Motiven verändert werden. Nur wenn das Belohnungssystem im Hirn doppelt befriedigt wird, kann ein gewohntes Muster geändert werden. Appelle reichen nicht. Die von mir lange gesuchte, vernunftbasierte Diskussion reicht letztlich nicht aus. Die Naturwissenschaftlerin und der Ingenieur können erst dann nützen, wenn mannigfaltige innere Motivmuster überzeugt worden sind.
Paradigmenwechsel: Ein Kulturwandel, der persönliche innere Motive mitnimmt
beim Freischürfen einer inneren Motivation gelingt. Zu etwas „hinloben“ ist auch wirksamer als ein Appell. Deshalb nun zum Kern des Artikels: Wenn wir Kultur wandeln, haben wir eine Chance. Nur wie geht dies? Auf der Suche nach Antworten auf diese Frage habe ich gestern mit meinem befreundeten Konzepter Jens Schäfer die Veranstaltung “Im Bann der sinnlichen Natur – Wege in eine lebensfördernde Gesellschaft” in Hannover besucht. Es war schon sehr anders als auf frontalen Symposien. Im neuen Rathaus waren die Stühle in Kreisform angeordnet und im Mittelpunkt sprachen unterschiedliche Leute, sehr unkonventionell und irgendwie lebendig. Das Publikum war herzlich, aber irgendwie komisch. Die Versuche, möglichst anders zu sein, wirken ungewohnt. Nur wie kann es anders sein, wenn Kultur im Wandel ist? Wenn neues ausprobiert und kreiert wird, ist es befremdlich und faszinierend zugleich.
Im Workshop mit dem Philosoph und Geschichtenerzähler David Abraham ging es um eine andere innere Haltung in der Kommunikation. David sagt, dass die Unterscheidung vom Lebendigen und den Objekten unsere Sinne betäubt. Wenn wir allem, auch Steinen, der Luft und Bäumen so begegnen, als würden wir im Dialog mit etwas Lebendigem sein, nehmen wir es anders war. Das Abstrakte Objekt wird zum lebendigen Erlebnis. In dieser Haltung würden wir mit dem gesamten “Animal-Body” kommunizieren. Dabei würde eine für uns übliche Unterscheidung weggelassen werden – wie es in Naturvölkern üblich sei. Es würde wieder eine Verbindung mit dem gesamten lebendigen Metabolismus, in dem wir uns als ein Teil wahrnehmen können, gespürt werden. In meiner Selbstwahrnehmung kann ich in dieser Haltung viel Neugierde und Begeisterung bestätigen.
Wenn denn aber sich Kultur wandelt und mehr Menschen von innen heraus sanfter Leben, dann brauchen diese Menschen auch Ingenieurinnen und Naturwissenschaftler mit technischen Lösungswegen.
Es gibt kulturwandelnde Beispiele
Mit solchen Workshops kann begonnen werden Kultur zu wandeln. Auch in dem Lüneburger Studiengang „Sustainability Management“ gibt es Module, die einen Change Agent ausbilden sollen. Auch das BMU geförderte Projekt green transformation beinhaltet solche Ziele. Erfindungen in diese Richtung braucht das Land. Neue Wege gehen mit Unsicherheit einher – aber ohne echte Pioniere werden wir und unsere Enkel brachial insolvent.
Kennen Sie weitere Beispiele für Kulturwandel?
Ich freue mich auf Ihre Kommentare und unseren Dialog!
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