Auf der Suche nach der Erfüllung der Worthülse „Nachhaltigkeit“, geht es mir heute um die menschliche Dimension. Nachhaltige Entwicklung wirkt immer dann, wenn es sich im menschlichen Verhalten ausdrückt. Also sind nur Taten eine belastbare Messlatte.
Das menschliche Verhalten deckt sich bei niemanden mit dem Wissen um Lösungen, weil im Menschen vieles unbewusst passiert. Deshalb habe ich mir Gedanken gemacht, welche erlernbaren Verhaltensweisen und Haltungen einer Änderung im Verhalten dienlich sind:
Offenheit bewahren
Wenn drei Menschen zusammenkommen: Eine aus der Wirtschaft, ein Ökologe und eine Soziale, dann könnten folgende Vorurteile durch die Köpfe schwirren: Die Betriebswirtin verurteilt die weltfremden Idealisten. Der Ökologe wirft der Kauffrau vor, Nachhaltigkeit nur des Geldes wegen zu wollen und ignoriert das menschliche Wohlbefinden. Die Soziale sucht Gerechtigkeit und vergisst, dass Sozialleistungen finanziert werden müssen.
Und doch sollen diese drei Säulen, bestehend aus Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Sozialem, gemeinsam die Nachhaltigkeit bilden. Dies bedeutet, dass jeder die Offenheit braucht, um die unbewusste Prägung des eigenen Charakters relativieren zu können. Offenheit wäre für mich, meine Vorurteile zu relativieren und widersprechende Interessen kompromissfähig einzubeziehen. Um gesamtheitlich sehen zu können, muss man merken, dass man eigentlich nur Fragmente wahrnimmt.
Schuldzuweisungen entlarven
Die meisten Schuldigen können im Spiegel gefunden werden. Wenn nun der Öko dem Ölgeschäftsmenschen vorwirft, den Klimawandel zu verursachen, dann müsste doch der Öko am Klimawandel unbeteiligt sein. Über unseren täglichen Konsum aber sind faktisch jedoch nahezu alle unbewusst in einem gewissen Maße an den zerstörerischen Phänomenen beteiligt: Wenn wir beispielsweise Bus fahren und Öl verbrannt wird oder wenn wir ein normales Produkt kaufen, welches billig und ohne sozialen Schutz in produzierenden Staaten hergestellt wurde. Es ist also destruktiv, mit einem langen Finger Schuldige zu suchen.
Neugierde und Hinterfragen
Erst wenn etwas bewusst wird, kann es geändert werden. Deshalb ist ein neugieriges Hinterfragen von Produktionsketten hilfreich, auch um Greenwashing und andere Täuschungen aufzudecken. Doch selbst mit dem Wissen um die ökologischen und sozialen Folgen gewisser Produktionszusammenhänge ist es noch immer schwierig, dies konsequent im Verhalten zu etablieren. Gewohnheiten lassen sich eben kaum über den Verstand verändern. Wenn beispielsweise das unbewusste Sicherheitsbedürfnis unser erarbeitetes Geld zusammenhält, dann beginnt irgendwo ein innerer Sparfuchs teure Produkte auszusortieren. Dazu muss gesagt sein, dass ökologische und faire Produkte nicht immer teurer sind.
Bewusst entscheidender Konsum
Wenn aber mehr Wissen um ökologische und soziale Wirtschaftsfolgen vorhanden ist, dann kann ein entschiedener Konsum über die Nachfrage Produktionsweisen verändern. Es bedarf also einer Auseinandersetzung mit Produkten und einer gedankliche Abwägung, woraus ein nachhaltiges Verhalten entspringt. Den meisten Produkten aber kann man dies jedoch nicht entnehmen, da die Herkunft verzerrt und vertuscht wird. Dies kann durch transparente Kommunikation bei nachhaltigen Produkten erleichtert werden.
Welche Möglichkeiten sehen Sie, um Verhalten zu ändern?
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