Was haben folgende Vorgänge gemeinsam? In den vergangenen Wochen wird intensiv über Nachteile der Wärmedämmung berichtet. Über zwei Jahre wurde massiv über den angeblich durch erneuerbare Energien so teuren Haushaltsstrompreis berichtet. Dem Ausstieg vom Atomaustieg gelingt ein kurzes Comeback, bevor die tatsächlichen Risiken eine Angstreaktion auslöst hatten. Die Gemeinsamkeit besteht in konzipierten Kommunikationsmethoden zur Diskreditierung der Energiewende.

In diesem Artikel will ich auf diese professionell austarierte Kommunikation eingehen. Nicht aber will ich mich mit den Tätern und deren Auftraggebern befassen. Ich will Sie vor einem zu leichtgläubigen Blick auf die öffentliche Diskussion warnen. Stellen Sie sich die Kommunikation wie eine Software vor, die in „wenn: dann-Mustern“ funktioniert. Es ist unpersönlich und Persönlichkeit ist ein einkalkulierter Faktor. Nettigkeit in der Rolle sagt nichts über die Sache aus. Man muss sich bewusst sein, dass gezielte Kampagnen taktischen und strategische Zielen dienen. Selten aber geht es dabei um eine ergebnisoffene und sachliche Diskussion. Auch Transparenz und ernsthafte Bürgerbeteilligung finden dabei selten statt. Vielleicht zur Schaffung von Akzeptanz, aber kaum zur Mitbestimmung. Eine Satiere dazu finden Sie hier. Nein. Es geht darum den Wandel des Energiesystems hinzu einem sauberen zu sabotieren, um gegenläufige Interessen zu wahren. Diese organisierten Phänomen kann man bei jenen Akteuren beobachten, die durch die ökologisch optimierte Energiewende Nachteile erleiden könnten.

Bruchstücke lassen nur unscharfe Vorstellungen zu

Wie die Archeologen finden wir meist nur Bruchteile einer rufschädigenden Kommunikationskampagne. Wenn man viel im Thema unterwegs ist, dann fallen Argumentationsmuster deutlich auf. Gewisse Aussagen kann man allein durch die Erfahrung gewissen Akteuren zuordnen. Nach und nach kennt man eben seine Pappenheimer. Diskreditierende Kampagnen setzen geschickte Impulse, die gewisse Dynamiken der Medienarbeit ausnutzen.

Schwachstellen der Medienlandschaft

Wenn ich die Medienlandschaft kritisch betrachte, dann sind in der Presse das Abschreiben aus Zeitmangel und die Ressourcenverknappung ein großer Faktor. Einige Artikel sind so falsch und unausgewogen, dass es auch an Unkenntnis liegen könnte. Die Frage ist, ob Journalisten ihre ungenannten Quellen hinterfragen und verstehen. Bei zugespielten exklusiven Informationen sollten die agierenden Personen hinterfragt werden, denn das was für den Leser toll sein soll, kann leicht eine gezielte Imfung sein. Informanten führen nicht automatisch zu ausgewogenen Berichten. Leider werfen die schwarzen Schafe zusammen mit den Abschreibern einen weiten Schatten über die vielen seriös arbeitenden Journalisten.

Dämmkritik aufgrund des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz

Das NAPE substanzielle Ideen birgt erkennt man daran, dass kritische Stimmen lauter und öfter schreien. Bei den genannten Beispielen weiß ich um keine direkten Zusammenhänge zu koordinierten Kampagnen. Was ich aber weiß ist, dass jedes  Argument an unterschiedlichen Stellen verstärkt wurde und einen Ursprung hat. Teilweise geschieht die Verbreitung mit einer edlen oder unedlen Absicht, teilweise in reiner Unwissenheit.

Das Erfolgsrezept der angewandten Diskreditierungsmethoden ist, dass mit den Übertreibungen scheinbar die Interessen von Bürgern vertreten werden. Welch kurzfristig edle Tat. Leider werden dabei die Interessen der künftigen Generationen untergraben, was auch bei einer Verharmlosung der Recycling-Thematik der Fall wäre.

Beispiele für Dämmkritik

In der Dämmkritik werden vorhandene Schwächen geschickt überhöht. Seltsamer Weise wird die energetische Sanierung auf ein Puzzleteil von vielen beschränkt. Mit dem Image der Dämmung habe ich mich schön öfter beschäftigt. Auch Andreas thematisiert es ab und an auf energynet.de.

Der Spiegel berichtet von der Volksverdämmung. Die Kollegen vom EnBauSa-Blog antworten: Titelgeschichte im SPIEGEL: falsche Berechnungen, falsche Schlussfolgerungen.

Die Heute-Show verstärkt humorvoll. Man hat den Dammstoffverband anvisiert. Ich habe großen Respekt vor dem Humor. Wie aber die inhaltliche Themenaufbereitung im Prozess einer ZDF-Redaktion entstanden ist, dass wüsste ich gerne.
Im November stiegen die Suchanfragen zur „Wärmedämmung“

Persönlich bin ich für Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Klimaschutz. Ich setze mich klar für die nachhaltige Entwicklung ein, wobei ich keine Präferenz bei den Lösungswegen habe. Für mich zählt, was wirklich funktioniert. Die langfristigen Folgen der Kernkraft sind für mich jedoch inakzeptabel. Die Politik irrte in den fünfziger Jahren, als man die Kernkraft zu „friedlichen Zwecken“ massiv unterstützt hatte. Andere setzen sich für andere Interessen ein.

Beispiel: „Kommunikationskonzept Kernenergie – Strategie, Argumente und Maßnahmen“

Schauen wir im „Archiv des Museums für Energiegeschichte“ nach. „Dort“ findet man ein lesenswertes internes Strategiepapier für die Atomlobby, dessen Enthüllung auch über Lobbycontrol verbreitet wurde. Dort war das Papier eine Zeit lang über den Blog von Greenpeace verfügbar. Heute habe ich es dort aus mir unbekannten Gründen nicht mehr gefunden.

Wie funktioniert eine diskreditierende Kampagne?

Jede Diskreditierung bedarf anderer Zutaten und Protagonisten. Hier werde ich einige markante Ideen aus dem Konzept vorstellen. Das Kommunikationskonzept ist auf einem hochprofessionellen Niveau. Die Kommunikationsziele waren unter Anderem:

  • Entwicklung einer Kommunikationsstrategie, um die Fronten im Wahlkampf aufzuweichen, um Brücken zu bauen und die große Gruppe der Unentschlossenen zu überzeugen.
  • Entwicklung von Argumentationslinien zur erfolgreichen Positionierung der Befürworter der Kernenergie

Gezielt wurden Journalisten ausgewählt, deren Namen ich hier nicht nenne. Man wollte die Presse indirekt oder gezielt und punktuell angehen, um die Themen in die Öffentlichkeit zu bringen.

Der große Fokus lag auf der Bearbeitung von Multiplikatoren und Politikern. Die Bearbeitung von Multiplikatoren erleben viele Blogger als eine Mailflut, weil Multiplikatoren gerne wie Esel vor andere Karren gespannt werden.

Die Argumentationslinien sollten 2009 im hessischen Landeswahlkampf erprobt werden. Offenbar gelang dies.

Meinungsumfragen würden nicht reichen, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen.

Das Instrument der meisten Umfragen zur Kernenergie wurde wegen der politischen Motivation und Zielrichtung in Frage gestellt. Es gibt zu viele Suggestivfragen und geschlossene Fragen. Dies erinnert mich an eine analysierte Infratest-Befragung auf SUSTAINMENT´s Blog. Man könne damit zwar Öffentlichkeitsarbeit machen, aber keine politische Analyse.

Man müsse sich Vertrauen, Image und Glaubwürdigkeit erarbeiten. Diese fachliche Einschätzung teile ich vollständig. Von einer Werbekampagne pro Kernenergie und Klimaschutz wurde damals abgeraten, da dies nur bei einem bereits vorhandenen Vertrauen funktionieren könne. Es musste also in diesem Fall leise und indirekt gearbeitet werden.

Bei den Argumenten wurde als emotionales Argument die Versorgungssicherheit angesprochen. Man gibt Hoffnung: Kernenergie + Erneuerbare Energien = Klimaschutz + Versorgungssicherheit.

In diesem Zusammenhang frage ich mich noch immer, ob die Versorgungssicherheit auch beim Kohleausstieg zu den Mythen gezählt werden kann. Als weiteres emotional ansprechendes Argument ist die Importabhängigkeit vom russischen Erdgas genannt worden. Die Angst vor den Russen kann heute mehr den je ausgenutzt werden, wobei man den Ruf zahlreicher anständiger Bürgerinnen und Bürger aus dem früheren Zarenreich mit beschädigt. Die Stromlücke aus der DENA-Studie von Anfang 2008 wurde als Argumentationshilfe benannt.

Als Risiko wurde gesehen, dass sich die Fronten weiter verhärten könnten, da Unentschlossene und Kompromissfähige wichtig für die Durchsetzung der Laufzeitverlängerung waren. Entschlossenheit und Kompromisslosigkeit hätten in diesen Fragen also den Atomkraftgegnern und Befürwortern einer schnellen Bürgerenergiewende in die Hände gespielt.

Haben Sie weitere Indizien für derartige Kampagenen? Was sehen Sie als Gegenrezept?