Mit der Studie „Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen“ wird empfohlen, die Energiewende mit deutlich weniger Bioenergieanteilen zu vollziehen. Betroffene Verbände laufen Sturm. Um dem Thema gerecht zu werden, muss differenziert werden.

Ich bin kein Freund aktionistischer Einschnitte und polarisierter Kritik, die eine Branche ruinieren, wie es sich in der Photovoltaik abzeichnet. Ebenso wenig bin ich Fan von pauschalen unreflektierten Freifahrtscheinen, nur weil es Unternehmen stützt. Spiegel-Online schreibt „Forscher erteilen Bioenergie klare Absage“ und verfehlt den Inhalt. In der Vorlesung von Prof. Dr. Hubert Merkel an der HAWK haben wir gelernt, Nutzungspfade vernünftig zu differenzieren. Hier nun mein Kommentar zu den wichtigsten Empfehlungen dieser Studie:

Erst wird Bioenergie vollständig abgelehnt und dann werden Teilvarianten akzeptiert

„Um den Verbrauch von fossilen Brennstoffen und die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren, sollte Deutschland nicht den weiteren Ausbau von Bioenergie anstreben.“

Die Leopoldina bevorzugt alle anderen erneuerbaren Energien und Energieeffizienz. An dieser Stelle wird ein Stop empfohlen. Im Folgenden werden Nutzungspfade aufgezählt, die als nachhaltig eingestuft werden. Es geht also um eine Auswahl der nachhaltigsten Nutzungspfade: Der Schwerpunkt soll auf die Reststoffe Gülle und Stroh gelegt werden. Auf Holzrestoffe wird nicht eingegangen.

Vollständige Ökobilanzen

Bei der Bewertung von klimaschädlichen Emissionen im Zusammenhang mit der Produktion von Bioenergie müssen alle Treibhausgase (Kohlendioxid, Stickoxide und Methan) einbezogen werden, die aus der Verwendung von Düngemitteln und aus dem Verbrauch fossiler Brennstoffe bei der Produktion und Konversion von Biomasse … resultieren. .. auch.. direkten und indirekten Änderungen der Landnutzung auf die Treibhausgas-Bilanz sowie auf Ökosystemfunktionen und Biodiversität zu berücksichtigen.

Dem stimme ich voll und ganz zu. So würde sich das Anbauspektrum zu extensiveren Anbauformen verschieben. Diese Aspekte sollte auch in die Nahrungsproduktion einfließen.

Keine Biokraftstoffe aus Stärke und Zucker

Die Produktion von Bioethanol aus Stärke oder Zucker, die primär als Lebensmittel dienen, ist für Deutschland aufgrund der damit verbundenen Klima relevanten und ökologischen Folgen nicht zu empfehlen (siehe Kapitel 1). Gleiches gilt
für den Import von Bioethanol, der aus diesen Rohstoffen hergestellt wird.

Für effiziente, kleine reststoff-geführte Anlagen wird eine begrenzte Tür offen gehalten. Palmölplantagen und Zuckerrohrplantagen, für die Regenwälder gerodet werden lehne ich ebenfalls ab und bin dagegen, eine Nachfrage durch Quotenregelungen zu generieren. Ein wenig Ethanol aus heimischen Zuckerrüben könnte ich mir vorstellen.

Biogas und Pyrolysegas aus Reststoffen mit Pflanzenbau-Ergänzung
Das hier vorgeschlagene Modell akzeptiert einen ergänzenden Pflanzenbau, solang Reststoffe dominieren. Diese Richtung finde ich sinnvoll. Dies sagt aber auch, dass Beispielsweise Mais, zu einem kleineren Teil weiterhin für Biogas gebraucht wird.

Mein Eindruck
Mein erster Eindruck ist, dass in der Studie wichtige wunde Punkte angesprochen werden, jedoch auch einige Themen unbearbeitet sind, um einem vollständigen Überblick gerecht zu werden. Die Kurzfassung der Studie geht nicht auf die unterschiedlichen Anbaukulturen ein. Ich habe das Wort Kurzumtriebsplantage oder Waldrestholz nicht finden können.
Für Biogas hat mir das Thema Effizienz gefehlt: beispielsweise müssten alle Gärrestelager abgedeckt werden, damit kein Methan in die Atmosphäre entweicht. Alle Biogasanlagen sollten wärmegeführt gebaut werden oder das Gas einspeisen. Die Wärmenutzung müsste noch mehr an Effizienzkriterien gebunden werden. Ich denke nach wie vor, dass Erneuerbare stark auf Nachhaltigkeit achten müssen, um die Akzeptanz zu erhalten. Dabei wird es immer eine Abwägung zwischen dem geringeren ökologischen Übel sein, Wirtschaftlichkeit wird immer ein Kriterium bleiben und es wird nie perfekt sein. Eine ökologische Optimierung erneuerbarer Energien ist möglich.