Letzten Mittwoch wollte ich in Gelsenkirchen beim Netzwerktreffen der KlimaExpo NRW “Erste Hilfe in der Kommunikation mit anderen Welten” leisten. Hier finden Sie die wichtigsten der in den 30 Minuten genannten Quellen zur Klima-Kommunikation. Dabei ging es mir insbesondere um den Austausch mit Menschen, die sich gar nicht für Klimaschutz interessieren oder diesen ablehnen. Und das ist eine wirklich harte Nuss!

Desinteressierte für Klimaschutz gewinnen

Das Ziel, Desinteressierte für ein dauerhaft klimafreundliches Verhalten zu gewinnen, ist eine sehr harte Nuss. Mehr dazu erfahren Sie in meinem Artikel über das Gespräch mit dem Neurowissenschaftler Gerald Hüther: “Wie können wir Desinteressierte und Gegner für Nachhaltigkeit gewinnen?”.

Die Diskussion auf eine Sachebene bewegen

Die Diskussion auf einer respektvollen Sachebene zu führen kann im Idealfall Konflikte entschärfen und Verständnis füreinander bringen. So lässt sich die „Ansteckungsgefahr“ durch Stimmungsmacher gegenüber Dritten senken und eine einseitige Wahrnehmung von Konfliktparteien abwehren, ja verhindern. Sachliche Belehrung und Aufklärung sind allerdings nicht in der Lage, oft leider fest verankerte Haltungen aufzulösen und damit das Verhalten zu ändern.

Wie entkräfte ich Fehlinformationen?

Wir empfehlen, sich die Publikation “Widerlegen, aber richtig!” von Sceptical Science einzuverleiben und anhand der darin vorgestellten Methode Argumentationen auf häufige Mythen zurechtzulegen und bis zur souveränen Anwendung einzuüben.

Mit dieser Methode werden grundlegende Fehler vermieden. So sollte man wesentliche Fakten wiederholen
 und nicht die Mythen – 
dies verankert sie nur umso tiefer im Bewusstsein. Wer sich doch auf einen Mythos beziehen will, der sollte zu Beginn einen eindeutigen Warnhinweis
 geben und eine alternative Erklärung bieten
.

Resignation abschütteln

Folgende Zeilen von klimafakten.de über NGOs treffen ins Mark:

“Die Ansprüche an die eigene Wirksamkeit sind stets und immer größer als die eigenen Mittel – was zuverlässig zu einer spritzigen Mischung aus Verzweiflung ob der eigenen Ohnmacht und dem festen Vorsatz führt, es künftig noch besser zu machen.”

Statt sich allein zu fühlen, empfehlen wir die Vernetzung über soziale Medien – online und face-to-face. Dies begünstigt die natürliche Neigung zur Selbstbestätigung („Confirmation Bias“).  Statt Burnout unter Klimaschützern zu erzeugen, finden wir es wichtig, dass man sich tatsächliche Handlungsspielräume klar macht und diese voll ausschöpft. Das dabei entstehende Gefühl der Selbstwirksamkeit („ich kann etwas bewegen“) hilft dabei, das Machbare selbstbewusst zu kommunizieren.

Aufrütteln contra Hoffnung

Manche wollen mit Weltuntergangs- und Katastrophen-Botschaften aufrütteln; sie glauben, dass die Bereitstellung von Fakten zu anderem Verhalten führe.

Andere warnen vor Angstmache und setzen auf hoffnungsvolle Botschaften, um Taten statt psychische Blockaden zu erzielen.

Welcher Ansatz funktioniert tatsächlich? 
Der in NATURE CLIMATE CHANGE erschienene Kommentar “Reassessing emotion in climate change communication” stellt fest, dass man dies gar nicht genau wisse.

Ganz gleich auf welche Emotion man setzt – wichtig sind:

  • Wiederholungen (pattern drill)
  • möglichst passgenaue Kommunikation mit der jeweiligen Zielgruppe
  • Übermittlung durch glaubwürdige Repräsentanten

Etwas für Menschen tun

Der Sozialpsychologe Harald Welzer sagt, dass Klimakommunikation 
weniger vom Klima sprechen
 und weniger Zahlen, Diagramme
 und Negativ-Szenarien nutzen solle. Statt einem Klimanutzen solle man den individuellen Nutzen für Menschen betonen! (z.B. Lebensqualität). Mehr dazu auf klimafakten.de

Etwas für die Wirtschaft tun

Meiner Meinung nach sollten wir nicht mehr von ‘Klimaschutz’ sondern ‘Klimasicherheit’ sprechen. Klimaschutz klingt wie Vogelschutz, Tierschutz, Bienenschutz oder Naturschutz. Diese in meinen Augen sehr bedeutsamen Schutzgüter fallen erfahrungsgemäß immer dann unter den Tisch, wenn sich Krisen abzeichnen oder es um viel Geld geht: Erst kommen Kohle und Kohldampf, danach greifen möglicherweise Helfersyndrom und Moral.

Wir können das Thema ganz anders anpacken und den Einsatz für wirtschaftliche Stabilität in den Mittelpunkt stellen, indem wir die Verluste von Anlagevermögen vermeiden und Gefahren für das Finanzsystem entschärfen, die zu einer dauerhaften Wirtschaftskrise führen mögen.

Mehr dazu habe ich in einem Artikel zur Kohlenstoffblase, einem Jahresrückblick und einem über das Start-up Carbon Delta beschrieben.