Na klar: Beide Industrien reklamieren die Energieeffizienz für sich und halten sich darin für ziemlich gut. Es gibt jedoch noch mehr Gemeinsamkeiten zwischen der Dämmstoffindustrie und der Heizungsindustrie. Aufgefallen sind sie mir in zwei Marktstudien. Für den Blogartikel in der letzten Woche hatte ich „Wie heizt Deutschland“ vom BDEW auf dem Tisch und im Frühjahr 2015 las ich die „Metastudie Wärmedämmstoffe“ vom FIW, als ich mir Gedanken um die Dämmstoffkritik gemacht hatte.

Als Vertreter eines ökologischen Interesses ist meine Präferenz eindeutig: Ich will umweltschonende Produkte mit höchster Klimaschutzleistung sehen. Diese aber sind im Massenmarkt selten. Erneuerbares Heizen und ökologisches Dämmen spielen nur eine Nebenrolle. Die Parole „Energieeffizienz durch Dämmung und Brennwert“ reicht nicht. Wir müssen da genauer hinschauen.

Dämmstoffmarkt: Anteile verschieben sich parallel

Auf Seite 74 der „Metastudie Wärmedämmstoffe“ wird die Marktentwicklung dargestellt. Egal ob gerade viel oder wenig gedämmt wird: Die Marktanteile bleiben gleich. Es bleibt bei der Dominanz von Mineralwolle und EPS. Ökologische Dämmstoffe werden als „Sonstige“ mit einem kleinen Marktanteil aufgeführt.

Heizungsmarkt: 7 % wechseln den Energieträger

Nun wird es spannend. „Wie heizt Deutschland“ stellt fest: Bei einem Heizungstausch wechseln 7 % den Energieträger. Ich finde das ist wenig und ähnelt damit dem Dämmstoffmarkt.

65 % dieser Wohnungen wurden vor dem Wechsel des Energieträgers mit Öl beheizt.

Die Anteile der übrigen Energieträger, die nach der Heizungsmodernisierung nicht weiter genutzt wurden, liegen jeweils unter 10 %.

Öl wurde vor dem Ölpreissturz in der Tat weniger. Heute dürfte diese Zahl geringer ausfallen. Energieblogger Frank Urbansky bestätigt dies. Weg vom Gas wechseln dann nur noch 0,7% (10% von 7%).

Warum wird es nicht ökologischer?

Was den Wechsel hin zu erneuerbaren Heizungen hemmt, habe ich versucht zu verstehen. Ich glaube die Hemmnisse sind beim Wechsel hin zu ökologischen Dämmstoffen ähnlich:

  • Investitionshemmnis
  • Schlechte Beratung durch das Handwerk
  • Unaufgeklärte Hauseigentümer
  • Komplexität der Produkte
  • Undifferenzierte Förderkulisse
  • Interesse an der Distribution und dem Verkauf von Öl und Gas

Die Bürger haben Alternativen kaum auf dem Schirm

Mit einem einfachten Trick aus der Suchmaschinenoptimierung (SEO) will ich zeigen, weshalb ich meine, dass Bürger nicht an Alternativen zu fossilen Produkten denken.

Ich habe auf Google-Trends nach „Wärmedämmung“ gesucht. Unter den verwandten Top 20 Suchergebnissen finde ich Dämmstoffe wie: „Styropor“, „eps“, „wdvs“ und „isover“. Nun habe ich auf Google-Trends nach „Heizung“ gesucht. Unter den verwandten Top 20 Suchergebnissen finde ich Suchanfragen wie: „gas heizung“, „viessmann heizung“, „buderus heizung“, „vaillant heizung“, „heizung solar“, „junkers heizung“, „öl heizung“ und „gasheizung“. Bis auf „heizung solar“ wurden Hersteller oder das fossile Produkte gesucht.

Was lernen wir aus den Gemeinsamkeiten?

Leider ist die Wärmewende noch immer mehr ein Wunsch als eine Realität. Wie Ecoquent Positions berichtet ist der Anteil erneuerbarer Wärmequellen ist sogar gesunken. Die Modernisierungsquote stagniert.

Eigentlich brauchen Dämmstoffhersteller und Heizungshersteller ein Ankurbeln des Marktes. Der Klimaschutz aber braucht, dass dabei zunehmend mehr CO2 eingespart wird und das Ökosystem braucht, dass es naturfreundlicher wird.

Jede Sanierung bei der fossile Heizungen und Dämmstoffe zum Einsatz gekommen ist, bremst trotz kleiner Fortschritte die Wärmewende und die nachhaltige Wirtschaft um 10-25 Jahre. Wärmewende anschieben heißt nicht „weiter so wie bisher“. Wärmewende heißt, dass sich die Marktanteile hin zu den ökologischen und CO2-freien Alternativen verschieben und zugleich die Modernisierungsquote zunimmt. Es müssen Wege aus den Nischen in den Massenmarkt gefunden werden.

Dafür muss man sich mit denen Bewahrern des Status quo anlegen und den Hauseigentümern die Stärken aufzeigen. Man muss sich Marktanteile erkämpfen. Das wird schwierig. Für ökologische Dämmstoffe ist mir keine Interessensvertretung bekannt. Bei der erneuerbaren Wärme gibt es zwar Vertreter einzelner Wärmequellen. Jedoch fehlt ein Aufbäumen gegen die fossile Vorherrschaft und ein Werben für Kombinationen aus erneuerbaren Wärmequellen. Dieses aber muss auf politischer Ebene, in der Produktgestaltung, in der Öffentlichkeitsarbeit und in der Werbung erfolgen.