Einst waren für Stromkonzerne die Produktion und der Verkauf von Strom das Geschäftsmodell schlechthin. Heute ist Strom an der Börse kaum mehr etwas wert. Nebengeschäfte sind wichtiger geworden. Beispielsweise der Betrieb von Stromleitungen, für den der Staat eine Rendite von 9 % garantiert. Anleger leiden unter dem Zusammenbruch des Kerngeschäftes. Beispielsweise waren Kommunen stark Abhängig von den Dividenden. Inzwischen gehen diese leer aus. Aktienkurse sind in einem Tiefflug.

Was ist das Kern-Problem?

Deutschland macht viel zu viel Strom

In der Summe aus Kohlestrom, erneuerbarem Strom und Atomstrom haben wir einen gewaltigen Strom-Überschuss. Fraunhofer ISE meldet:

Es zeigt sich, dass Deutschland durch den Export von Strom in den letzten 10 Jahren Einnahmen von über 13 Milliarden Euro erzielt hat. Der Stromexportüberschuss lag 2015 bei ca. 50 TWh, was ebenfalls einen neuen Rekord darstellt. Während 8074 von 8760 Stunden bzw. 92% der Zeit des Jahres waren die Exporte höher als die Importe. Die durchschnittlich exportierte Leistung lag bei 5,7 GW, was der Leistung von vier Kernkraftwerken entspricht.

Man könnte nun denken, dass es sich nach dem abgeschlossenen Atomausstieg zurechtruckelt. Weit gefehlt, wie Thorsten festgestellt hat. Auch dann bleibt das Problem des Stromüberflusses bestehen. Die Energiewende ist bislang eine Stromexport-Wende – also ein neues Geschäftsmodell, dass lediglich zur Implosion des Strommarktes führt.

Es ist ja nicht einmal so, dass Verbraucher vom billigen Strom profitieren. Das Ökostromparadoxon kehrt den Effekt um, sodass die Differenz über die EEG-Umlage ausgeglichen wird.

Der billige Strom macht den Betrieb von Kraftwerken unrentabel. Ohne das einst florierende Kerngeschäft wanken die Stromkonzerne bedrohlich.

Insolvente Stromkonzerne sind teuer für den Steuerzahler

Bei Pleiten schauen drei Parteien in die Röhre:

  1. Anleger wie Kommunen verlieren Geld – unternehmerisches Risiko.
  2. Der Staat muss die ganzen Altlasten der Atomwirtschaft und Braunkohletagebaue stemmen.
  3. Es werden Menschen arbeitslos – von denen nur ein Teil in Nachfolgegesellschaften unterkommen würde. Die Entlassungen wären zwar geringer, als bei der politisch fabrizierten Demontage der einheimischen Photovoltaik-Industrie. Das jedoch die Allgemeinheit alle Folgekosten des Atomstroms tragen soll, darauf wird sich keiner einigen wollen.

Einzig positiv wäre an diesem teuren Trümmerhaufen die Entflechtung von öffentlichen Interessen und Konzerninteressen.

Geförderte Stromkonzerne sind teuer für den Steuerzahler

Was also macht man? Man sucht neue Einnahmequellen und Geschäftsmodelle.

So erfinden Lobbyisten Förderprogramme für fossile Kraftwerke, mit denen bestehende Kraftwerke über Wasser gehalten werden. Die Zahlung dieser Steuergelder verlängert die Existenz von Stromkonzernen. Das kostet viel und löst nicht das bekannte Problem des Stromüberflusses.

Der zweite Lösungsansatz, mit dem Strommarkt 2.0 ist schon besser. Dort können in der Tat große (nicht kleine) Unternehmen neue Geschäftsmodelle durch Flexibilität erfinden.

Auch die Ausschreibungen für erneuerbare Energien, die allen Unternehmen auf dem Corporate-Level in die Hände spielen, helfen bei der Erschließung neuer Geschäftsmodelle. Auch die Drosselung des Zubaus erneuerbarer Energien (Ausbaukorridor) löst das Stromüberschuss-Problem nicht, sondern verlangsamt die Zuspitzung und verhindern eine größere Markterschließung der Stromkonzerne – die deshalb nur ein kleines erneuerbares Stromgeschäft machen können.

Selbst die Schadensersatz-Klage der Stromkonzerne wegen des Atomausstieges-vom-Atomeinstieg-vom Atomausstieg wird das Kerngeschäft nicht neu beleben.

Ich will mehr Markt

Ich will eine Lösung. Wer an der Börse Strompreise sehen will, mit denen aus dem Betrieb von Kraftwerken Gewinne erwirtschaftet werden können, der muss das Angebot verknappen.

Aus diesem Grunde ist ein Kohleausstieg sinnvoll. Wenn diese ohne Verknappung weiter betrieben werden, dann bleiben diese unrentabel. Werden diese nach und nach abgeschaltet, dann können die später aussortierten Kohlekraftwerke für eine gewisse Zeit ökonomisch funktionieren, da die Börsenstrompreise durch Verknappung steigen. Auch moderne Gaskraftwerke wie Irsching können wieder an der Börse Geld erwirtschaften.

Für die Verknappung durch den schrittweisen Kohleausstieg muss ein kluges Tempo gefunden werden. Es muss schnell genug sein, um die Börsen-Strompreise ausreichend anzuheben und es muss langsam genug sein, damit mit den Kraftwerken noch so viel verdient werden kann, dass die Stromkonzerne nicht pleite gehen und sich neue Geschäfte aufbauen können. Zeitgleich mit dem Kohleausstieg muss der Ausbaukorridor entfernt werden, damit das Geld anders verdient werden kann. Erst dann beginnt eine Stromwende.

Verknappung ist nötig

Ich bin für ein Verfallsdatum und ein Neubauverbot für Kohlekraftwerke, sodass der Kohleausstieg innerhalb von 15 Jahren abgewickelt ist.

Im Gegensatz zum Plan der Agora Energiewende, würde ich dabei die Zuschüsse zum Betrieb fossiler Kraftwerke auf ein Minimum reduzieren wollen und ebenfalls Pariser Klimaziele in die Überlegungen einbeziehen.