Die politische Thematisierung des Strompreises ist ein Angriff auf den Klimaschutz mithilfe erneuerbarer Energien, aber auch eine Erinnerung an die Notwendigkeit, die Energiewende mit erträglichen Verbraucherpreisen und einer volkswirtschaftlichen Optimierung zu gestalten.

Es bleibt Ihnen überlassen, welchen Studien Sie vertrauen. Ich sehe Forschungsergebnisse aus einer gesunden Distanz, denn bei allem Fleiß enthält Forschung immer gewisse menschliche Schwächen. Wissenschaftliche Betrachtungen finde ich dennoch wichtig, um Diskussionen aus dem Sumpf der Stammtische, Ideologien und Vorurteile auf eine vernünftige Ebene zu heben. In sehr seltenen Fällen und zu unterschiedlichen Graden lässt sich aber auch eine vorsätzliche Täuschung unter einem sachlichen Deckmantel unterstellen (Science-Washing).

Hier nun die Studien:

Auswirkungen sinkender Börsenstrompreise auf die Verbraucherstrompreise“

Auftraggeber: Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen
Quelle: Studie auf www.gruene-bundestag.de
Kommentiertes Fazit:
Die Strompreise im Börsenhandel sind um 10 bis 20 % gesunken. Laut der Studie könnten in 2013 deswegen rund 500 Millionen € an Verbraucher weitergegeben werden. Derzeit könnte der Strompreis um 2 ct /kWh geringer sein. In dieser Untersuchung wird bewiesen, dass die EEG-Umlage nicht der Hauptkostentreiber ist. Es lässt sich weniger als die Hälfte der Preiserhöhungen auf erneuerbare Energien zurückführen. Dieser Teil der Gewinnspanne ist einer der vielen Ansatzpunkte, die zur Senkung der Strompreise für Verbraucher beitragen könnten.

 

Was Strom wirklich kostet – Vergleich der staatlichen Förderungen und gesamtgesellschaftlichen Kosten von konventionellen und erneuerbaren Energien“

Auftraggeber: Greenpeace Energy eG und Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE)
Herausgeber: Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V. (FÖS)
Quelle: Studie auf www.foes.de
Kommentiertes Fazit:
Es gibt zwei täuschende Aspekte in der ökonomischen Realität der Strompreise und Förderungen, welche in dieser Studie enthüllt werden: Erstens wurden und werden alle Energiequellen gefördert. Zweitens verursachen alle Energieträger „externe“ Kosten. Externe Kosten sind indirekte Kosten die durch Umweltschäden, Klimafolgen usw. entstehen und letztlich von der Gesellschaft getragen werden. Statt dessen könnten diese Schäden den verursachenden Betrieben in Rechnung gestellt werden. Wenn man den Verkaufspreis, alle Förderungen und die externen Kosten in einen vollständigen Preis einbezieht, ergeben sich für 2012 folgende Strompreise pro kWh:

  1. Wasserstrom: 6,5 Cent
  2. Windstrom: 7,6 Cent
  3. Strom aus Braun- und Steinkohlekraftwerken: 12,1 Cent
  4. Atomstrom: 12,8 Cent
  5. Fotovoltaikstrom: 46,5 Cent

Was darin nicht enthalten ist, sind die Kosten für den Ausbau der Netze. Bei einer dezentralen Anlage zur Selbstversorgung wäre der Preis geringer, als bei einem Fotovoltaik-Park oder einem Windpark der an das Netz angeschlossen worden ist. Die Studie ist ein weiteres Argument dafür, dass Erneuerbare nicht die „Hauptpreistreiber“ sind.

 

Integration der erneuerbaren Energien in den deutsch-europäischen Strommarkt.“

Auftraggeber: RWE
Herausgeber: Deutsche Energieagentur (DENA)
Quelle: Studie auf www.dena.de
Kommentiertes Fazit:
Ergebnis dieser Studie ist, dass auch 2050 konventionelle Kraftwerke mit einer installierten Leistung von 60 GW nötig sind. Dies steht im Gegensatz zu
fünf Studien, deren Szenarien belegen, dass ein vollständiger Umstieg auf erneuerbare Energien bis 2050 möglich ist. Diese anderen besagten fünf Studien gehen von deutlichen Fortschritten bei der Energieeffizienz aus. Die DENA Studie hingegen nimmt an, dass der Strombedarf gleich bleibt. Rückschluss ist, dass ohne Verbesserung der Stromeffizienz konventionelle Kraftwerke in 2050 notwendig wären. Es wird ebenfalls darauf hingewiesen, dass der Ausbau der Stromnetze ein Nadelöhr für das Ausbautempo ist.

 

Studienvergleich: Entwicklung der Brennstoffpreise fossiler Rohstoffe“

Auftraggeber: Agentur für erneuerbare Energien
Quelle: Studienvergleich auf www.energie-studien.de
Kommentiertes Fazit:
Um die Kosten der Energiewende abzuschätzen, muss man die Differenz zwischen fossilen und erneuerbaren Energiepreisen bilden. Da aber die Preisentwicklung fossiler Energieträger unbekannt ist, sind alle Schätzungen ungenau. Je teurer Öl, Gas, Kohle und Uran werden, desto billiger wird die Energiewende. Der Vergleich zeigt, dass sich die verschiedenen Kosten-Studien auf deutlich unterschiedliche fossile Energiepreise beziehen:

„[…]Ein Vergleich von Studien, die in den vergangenen drei Jahren veröffentlicht wurden, zeigt, dass die Annahmen für das Jahr 2030 teilweise um 150 Prozent voneinander abweichen. Beispielsweise schätzt die „Energieprognose 2009“ der Institute IER/RWI/ZEW den Importpreis für eine Tonne Steinkohle im Jahr 2030 auf 76 Euro, wohingegen die Leitstudie 2010 des Bundesumweltministeriums von über 200 Euro pro Tonne ausgeht[…]“

Dass diese Preis-Schätzungen oft zu gering sein könnten, zeichnet sich ab:

„[…]der Importpreis für Rohöl im Jahr 2011 bereits bei rund 580 Euro2010 pro Tonne, also deutlich höher, als einige Studien für die nächsten zehn Jahre annehmen[…]“

Man muss kein Hellseher sein um zu vermuten, dass der Energiehunger Chinas, Indiens, Brasiliens, Europas und Amerikas weiterhin steigt, womit auch der Preis steigt. Nur wenn alle Industriestaaten erfolgreich in Energieeffizienz investieren würden, gäbe es eine Chance für sinkende fossile Energiepreise.

Wie denken Sie, sollte es konstruktiv mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz weitergehen?
Ich freue mich auf Ihre Kommentare!