Auch als Teil der Green Economy begegnen mir in meinem  Umfeld und in meiner eigenen Berufserfahrung Stress. Der Wille immer mehr zu schaffen, immer schneller zu werden und schneller zu wachsen schießt leicht über das Ziel hinaus. Selbst verliert man dabei die Dinge die das Leben lebenswert machen.

Ein simpler Blick in die Natur reicht

Lass uns über Prinzipien biologischer Landwirtschaft, nachhaltiger Waldwirtschaft oder nachhaltiger Fischerei sinnieren. Wenn Pflanzen ungesund schnell wachsen, dann geschieht dies auf Kosten des Bodens, des Grundwassers und der Biodiversität. Wenn Tiere ungesund schnell wachsen, dann finden wir Antibiotika im Grundwasser und in unserem Körper.

Immer dann, wenn es zu schnell wird, dann kann sich das Ökosystem nicht regenerieren.

Dies ist auch beim Waldbau der Fall. Ein schneller Kahlschlag führt zerstört die Regenerationsfähigkeit des Waldes. Das Holz das wir brauchen kann nicht mehr dauerhaft nachwachsen. Es mag zu einem kurzfristig höheren Ertrag führen. Jedoch sinkt die Leistungsfähigkeit so dauerhaft. Diese Dinge sind offensichtlich.

So ist es mit uns Menschen

So ist es auch mit uns Menschen. Wir sind ja Teil des Ökosystems und selbst ein Ökosystem. Genau dies ist die soziale Dimension der Nachhaltigkeit, der zu selten ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Definition der sozialen Nachhaltigkeit ist ganz einfach:

Kann es mir und den anderen gut gehen, wenn wir so miteinander arbeiten wie wir arbeiten?

Wenn wir zu viel und zu gehetzt arbeiten, dann laugen wir den Körper aus. Er findet seine Balance nicht wieder. Er verliert die Kraftquellen des Lebens. Die für das Wohlbefinden essentiellen menschlichen Beziehungen erodieren und die Gesundheit wird zermürbt.

Ist unsere Arbeitswelt „Bio“?

Eine Bio-Arbeitskraft und eine Bio-Wirtschaft findet eine Balance zwischen Arbeit, Familie, Freundschaft, Bewegung, Ruhe und all den anderen Dingen, die uns wirklich gut tun. Vielleicht wird dann auch weniger durch Shopping, Digitalsucht, übermäßigem Essen  oder anderen Lastern kompensiert.

In einer echten Green Economy wird der Mensch als Mensch gesehen und nicht als Produktionsfaktor und Ressource, die ausschließlich dem Dienst der Wertschöpfung und Steuergenerierung unterworfen wird. Ja, eine nachhaltige Wirtschaft ist mehr als der Austausch von schmutziger durch saubere Technik (Clean Energy etc.).

Eine nachhaltige Green Economy muss langsamer werden, um das betriebswirtschaftliche Ziel in einem gesunden Maße in die weiteren Lebensziele einzusortieren. Die Zeit des einsilbigen Wirtschaftswachstums muss enden, um eine mehrdimensionale nachhaltige Wirtschaft zu erreichen. Wir können doch nicht so dumm und einsilbig bleiben und all den anderen eigenen Nutzen dem Sog der Profitgenerierung unterwerfen. Diese Profite werden schließlich nicht geteilt.

Denken Sie daran, wenn Sie das nächste mal Druck machen

Wir müssen uns unsere Leben zurück nehmen. Wer sich versklaven lässt und das ganze als Erfolg akzeptiert ist selbst schuld. Wir müssen „stopp“ sagen, wenn es zu viel wird und prüfen, welcher Termindruck wirklich nötig ist.

Diese Verantwortung haben Auftraggeber und Auftragnehmer, wenn diese ein gutes Arbeitsverhältnis auf Augenhöhe haben. Wer dies nicht haben will, der muss sich nicht wundern, wenn nachhaltig wirtschaftende Unternehmen keine „Bluthochdruck-Kunden“ mehr akzeptieren. Wer dies haben will, der kann sich auf bessere Arbeitsergebnisse freuen als das Mittelmaß der Ausgebrannten.

Beispielsweise sollten wir nicht mehr von einer „Deatline“ sprechen. Es kann doch nicht ernsthaft mit dem Tod oder Abbruch der Zusammenarbeit gedroht werden, wenn ein Wunschtermin naht. Viel mehr muss eine gesunde Eintaktung in realistische Kapazitäten erfolgen, in der wir alle genug Zeit für die Muße des Lebens finden und dennoch in einem gesunden Maß hart arbeiten.

Eine weitere Stressfalle ist das übermäßige Ehrenamt. Wenn Sie also das nächste mal denken, dass jemand etwas mal so eben machen könne, dann denken Sie bitte an die Folgen einer Überlastung.

Wie gehen Sie mit diesem praktischen Thema um?