QualitätenClemens Schwender freute sich sichtlich, eine Tagung zum wissenschaftlichen Stand der Nachhaltigkeitskommunikation zu machen. Mit dabei waren viele Akademiker und auch eine Hand voll Praktiker. Diese Mischung zwischen dem Überdenken und dem Tun ist sehr fruchtbar.

Qualitäten der Nachhaltigkeitskommunikation fand im verschneiten Berlin in einem kalt anmutenden Gebäude statt. Bevor die Berliner Verkehrsbetriebe dort ihre Büros bezogen hatten,  war dort die 1938 erbaute Reichsautobahnhauptverwaltung der deutschen Nazis. Zum Glück war die angenehme Runde trotz der schrecklichen Geschichte unserer Vorfahren schnell beim warmen Du der Medienschaffenden angelangt.

Was ist inhaltlich bei mir hängen geblieben? Ich verspreche Ihnen Antworten mit würziger Kürze. Folgende elf Botschaften sind in der Kommunikationspraxis dienlich:

Eine frische Definition der Nachhaltigkeit

Alfons Matheis hat eine großartige Definition mitgebracht:

Genug von Allem. Für Alle. Für immer.

Diese steht im Gegensatz zu der langatmigen Erklärung der Brundlandt-Kommission. Mit ihren drei Säulen wurde seit den 80er Jahren fast jeder Vortrag zur Nachhaltigkeit eröffnet. Sperrige Worte wirken entfremdend. Eigentlich ist es ganz einfach diese Definition anzuwenden.

Wie redet das politische Berlin über Nachhaltigkeit?

Die Analyse von Agnes Schipanski ist kostbar. Sie verglich die Nennungen der Nachhaltigkeit im politischen Diskurs in den Jahren 2005 und 2014. Man diskutiert diese Themen anders und intensiver, als man dies vielleicht erwarten würde: Rhetorisch hat die SPD die Nachhaltigkeit mit allen drei Säulen thematisiert, während die Grünen bei der Ökologie verhaftet bleiben. Die nächste Forschungsfrage wäre, ob den Worten über die Nachhaltigkeit auch konkrete Taten gefolgt sind.

Mit einer nachhaltigen Strategie werden Unternehmensrisiken minimiert

Diese Botschaft konnte ich aus Matthias Welkers Vortrag ziehen. Dinah Barbian & Ronald Orth stellten eine entsprechende CSR-Methode vor, mit der Unternehmen diesen Vorteil für sich nutzen können. Neben dem CSR gibt es mit dem „Integrated Reporting“ ein weiteres Instrumen, dass Peter Holm humorvoll präsentierte. Wichtig ist, dass über das Berichten die Strategie in die Tat umgesetzt wird.

Bilder zählen mehr als 1000 Worte

Foto Im Vortrag der Designerin Susanne Klaar gab es stimmungsvolle Fotos. Immerhin konnte ich davon Handyphotos ergattern.Die Stimmungen waren schön und ehrlich, ohne im Horrorszenario stecken zu bleiben.

Herausgefordert zum Nachdenken

Der Vortrag „Als-ob – Nachhaltigkeitskommunikation als produktive Fiktion“ hatte es in sich. Jürgen Schulz und Robert Müller sprachen über komplexe Gedankengebäude. Nach und nach ist mir klar geworden, dass diese Überlegungen wichtig für die Konzeption sind. Verständlicher wird es, wenn man sich die Forschung der Beiden anschaut: restriktionen.org/forschungsergebnisse

Wie überbrücken wir die Distanz zu Nachhaltigkeitsthemen?

Laura Loys Forschung war für mich ein Highlight. Es geht an den Kern dessen, dass eine kognitive Einsicht bei weitem keine Verhaltensänderung auslöst. Es ist ein emotionaler Bezug nötig. Wie aber stellt man diese Nähe über Medien her?

Eine Geschichte in mehreren Medien erzählen

Einmal mehr hat Jutta Franzen die Chancen des „Storytellings“ aufgezeigt. Mich bewegt die Frage, wie die Verküpfung zwischen den Medien gut gelingt, da man nie die Garantie dafür hat, dass jemand alle Medien nutzt. Dementsprechend muss jeder Abschnitt für sich selbst wirken und unabhängig von der erlebten Reihenfolge funktionieren.

Bildung für Nachhaltige Entwicklung funktioniert

Ebenso ist die Forschung von Siegmar Otto von hoher Bedeutung. Er hat nichts geringeres als eine Evaluation der Wirkung und Wirkmechanismen von Bildung für Nachhaltige Entwicklung geleistet. Ja, die Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung hat etwas gebracht. Dies ist mir sehr wichtig, denn dann bringt auch meine Arbeit mit SUSTAINMENT etwas.

Umweltbildung für Kinder funktioniert

Donald Gollmann hat festgestellt, dass die Grundschulkinder dadurch prosozialer und naturverbundener werden. In der Pubertät rückt dieser Effekt vorübergehend in den Hintergrund.

greeneducation

Projektdokumentation dürfen cool gezeichnet sein

Stefanie Gendera berichtete von Ihrer Umweltbildung im vietnamesischen Mekong-Delta. Mir gefiel Stefanies hemdsärmelige Pragmatik im Umgang mit den örtlichen Realitäten.

Stellen Sie sich die entsetzlichen Berichte an Geldgeber vor und betrachten Sie dann die ganze Zeichnung in Ihrem Blog. Eines davon kommt an.

Glaubwürdigkeit zählt

Julia Fink berichtete zur „Glaubwürdigkeit – Qualitätskriterium von Nachhaltigkeitskommunikation im Web 2.0“. Sie analysierte dies in ihrer Masterthesis am Beispiel Followfish.

Julia traf dabei in eine Kerbe, in die ich ebenfalls mit meiner Einschätzung und den Angeboten zu Blogs und sozialen Medien ziele.


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