Einmal mehr sitze ich im Zug in die Hauptstadt zu den Berliner Energietagen. In der Nähe des Bahnhof Zoo eröffnen wir Energieblogger zum zweiten mal unser „Open Table“. An dem offenen Tisch wollen Andreas Kühl, Clemens Weiß, Frank Urbansky, unsere über 100 angemeldeten Gäste und ich diskutieren, wie man die Energiewende am Gebäude durch zielgruppengerechte Dialoge stärken kann. Ich habe eine echte Vorfreude im Bauch. Um 17:30 Uhr geht es los. Für alle die nicht dabei sein können, beschreibe ich im Blog vorab einige unserer Kernbotschaften.
Für uns Energieblogger bedeutet Gebäude-Energiewende, dass wir die Energieeffizienz und auch eine erneuerbare Vollversorgung für richtig halten. Mit der Methodik des „Dialogs“ wollen wir das öffentliche Bild positiv beeinflussen und für die individuelle Entscheidung zum energetischen Modernisieren begeistern. Dialoge geschehen ebenso über das Internet mit „sozialen Medien“ als auch in persönlichen Gesprächssituationen.
Was braucht man für gelingende Dialoge?
Erst muss sich jemand interessieren und die Ansprechpartner finden, damit ein Dialog zustande kommt. Dann geht es um die Empathie, das Know-how und die Begeisterung der „Experten“, damit die „Beratenen“ ihnen das nötige Vertrauen entgegen bringen.
In meiner Erfahrung ist dabei eine gewisse Unabhängigkeit und Freiheit zur eigenen Meinung hilfreich: Authenische Aussagen sind glaubwürdiger als Sprachregelungen und Doktrin.
„Wir müssen die Diskussion versachlichen“ reicht nicht
Es ist ein Denkfehler, wenn die Versachlichung ohne Emotionalisierung als Lösung propagiert wird. Diesem Irrtum unterliegen viele. Ohne Betroffenheit oder ein positives Gefühl, das unter die Haut geht, wird niemand freiwillig energetisch modernisieren. Das ist eine bittere Pille für die vielen fachlich kompetenten Experten. Erst mit positiven Emotionen kann die liebe Sachlichkeit vertrauensbildent wirken. Gute Beziehungen bestärken positive Emotionen.
Empfehlungen sind natürlich
Wenn ich einen Maler brauche, dann frage ich meinen Freund Thorsten. Thorsten empfiehlt mir den Richtigen, denn er versteht viel vom Handwerk und ich vertraue ihm. Persönliche Beziehungen sind Teil einer erfolgreichen Dialogkultur. Diesen Effekt machen sich auch moderne „soziale Medien“ zunutze, wobei ein zusätzlicher und neuartiger Verbreitungseffekt hinzu kommt.
Relevanz entsteht durch Beziehung. Das sind soziale Medien!
Mundpropaganda und Empfehlungen sind seit jeher die beste Werbung – auch für die energetische Modernisierung.
Wie kann man Vertrauen gewinnen?
Nicht umsonst steckt in dem Wort „vertrauenswürdig“ die tugendhafte Würde. Der Absender oder besser „Interaktionspartner“ muss sich also anständig verhalten. Ideal ist es für ein Kommunikationsprojekt, wenn ein Absender im Gespräch kein Eigeninteresse hat – so wie es beispielsweise bei vielen Energieagenturen der Fall ist. Dies ist offensichtlich, denn…
… wer glaubt der “Dämmstoffindustrie”, dass das Dämmen am wichtigsten ist?
… wer glaubt dem “Heizungsinstallateur”, dass die Heizung am wichtigsten ist?
Manche haben schlicht ein Eigeninteresse. Damit ist die Kommunikation aller Hersteller, Handwerker und Planer gemeint. Diese Absender mit Eigeninteresse sollten sich in der Zurückhaltung üben. Vertrauensbildend wirkt in diesem Fall:
- wenn auch mal Konkurrenten empfohlen werden
- wenn auch mal andere Maßnahmen außerhalb des eigenen Geschäftsmodells empfohlen werden
- wenn nicht übertrieben wird und dadurch keine Enttäuschungen passieren.
- wenn Dinge aufrichtig so erklärt werden, wie man es wirklich sieht.
Wenn das Kundeninteresse anstelle des Eigeninteresses im Vordergrund steht wird dies mit Vertrauen belohnt. Zufriedene Menschen empfehlen wobei indirekt durchaus auch ein Eigennutzen bedient wird.
Uneigenützige Kommunikation will niemand bezahlen
Unabhängige, kompetente und authentische Kommunikation ist das bestmögliche für ein positives öffentliches Bild und damit einer indirekten Marktbereitung für alle Bereiche der Gebäude-Energiewende. Bezahlen will dafür erstaunlicher Weise kaum jemand.
Die Marketingziele werden so ein Teil des Problems. Ohne einfach intern erklärbaren „Return on Investment“ wird es oft schwer Gelder freizugeben. Ohne Logodarstellungen, eingebaute Links oder Erwähnungen gegenüber der Presse mag kaum einer etwas für die Sache tun. Auch fällt es den Marketingverantwortlichen schwer, eine freie Hand zu lassen, die jedoch für die authentische Kommunikation nötig ist.
Ich bin gespannt, was heute Abend als Input auf den offenen Tisch kommt. Vermutlich wird überwältigend viel Erfahrung im Saal vertreten sein. Wenn es wie erwartet spannende Ergebnisse gibt, werden wir diese hier mit Ihnen teilen.
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