Ist das Kind in den Brunnen gefallen? Oder ist es in einen Tunnel gefahren, der sich auf der anderen Seite öffnet? Resilienz wird die Fähigkeit genannt, durch die man aus Schwierigkeiten gestärkt hervor geht. Diese gesunde Problembewältigung und konstruktives Handeln sind gefragter denn je, denn wir können und müssen die Energiewende einfach machen.

Die Gedanken zu diesem Artikel sind auf dem just vergangenen 2. Deutschen Nachhaltigkeitsforum gewachsen. Dort waren gute Gespräche die Regel. Eine anregende Unterhaltung mit Alexander Stellmach hatte den Inhalt, dass uns die Unsicherheit in den EEG-Rahmenbedingungen keinesfalls lähmen darf. Gerade jetzt zählen Taten und der Blick nach vorne. Eigentlich sei die EEG-Deform ein Ausdruck der Angst, die in den entscheidenden Etagen der alten Energieindustrie umhergeistert. Diese Nervosität ist ein Erfolg für sich. Vielleicht sollte man sich dort mit massiven Investitionen in regenerative Energien beruhigen. Alexander bietet ISDN-Telefonkonferenzen und einen Sekretariatsservice mit naturstrom. Der geschätzten Transparenz wegen: Wir haben auch über eine Zusammenarbeit gesprochen.

Nachhaltigkeit-UmweltstiftungDer Wirtschaftsrat der Deutschen Umweltstiftung ist für nachhaltige Unternehmen. Viele aber nicht alle haben dort hohe qualitative Ansprüche an die Nachhaltigkeit. In einer „Open-Space-Session“ hatte der Coach Harald Korsten mit seinem Kölscher Dialekt uns Wirtschaftsräte zu einem Lösungsdenken bei Problemerfahrungen aufgerufen. In der Session habe ich den politischen Energiewende-Rückschlag noch als Problem an das Poster geschrieben, aber zur Diskussion fehlte mir die Neugierde. Wir haben monatelang das Trauerspiel der EEG-Reform analysiert und Alternativen wie in Germany´s next Top-EEG beschrieben und sind mit der Argumentationslandschaft sehr vertraut.

Die Erneuerbaren sind auch eine Industrie

Am Freitag sprach auch der parlamentarische Staatssekretär Uwe Beckmeyer (BMWi) im Haus der Demokratie über die Energierückwärtswende. Der Mann, der anstelle seines Vorgesetzten Sigmar Gabriel in die unkomfortablen Gefilde der Umweltbewegung geschickt wurde, hielt zwischendrinn ein flammendes Plädoyer für die deutsche Industrie. Dies waren die einzigen Redepassagen, in denen er nicht die Stichworte von Kärtchen ablesen musste. Schade, dass der freundliche Herr nicht auch regenerative Energie und Energieeffizienz als Teil der Industriepolitik gesehen hat, auch wenn Herr Beckmeyer unbestimmte Anstrengungen zugunsten der Energieeffizienz angekündigt hat. Selbst die geliebte Seefahrt des Bremers darf gerne Windräder exportieren, nur von den Kohle und Ölfrachtern müsste er sich verabschieden.

Eigentlich beißt keiner in die Hand die ihn füttert. Warum aber begreifen große Teile in Industrie und Wirtschaft nicht, dass deren Überleben vom größeren Ökosystem abhängt? Es ist den Klimafolgen egal, ob dadurch Grundzüge der heutigen menschlichen Gesellschaft zerbrechen: Das Wirtschaftssystem ist mittelfristig stark gefährdet.

Der gestandene schwäbische oecoach Dr. Stefan Rösler erzählte mir von seiner Methode: In der Natur zieht er mit Geschäftsleuten Vergleiche zwischen natürlichen Dynamiken und der wirtschaftlichen Lebensrealität, wobei auch Kenntnisse zum Ökosystem vermittelt werden. Wenn ein Sturm Bäume bricht, schießen in der neuen Lichtung kleine Bäume empor in unerwartete Höhen. Mich begeistern metaphorische Bilder, auch wenn ich alte Bäume mag. Aus bunten Scherben werden wunderbare Mosaike, wenn der kreative Geist Hundertwassers Wohnräume aus Lebensfreude formt. Mit den Vergleichen will ich auf die planmäßig ab August reformierten Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien hinaus. Wie im Toyota Prius müssen wir die Bremsenergie der aktuellen Energiepolitik in Antriebsenergie für die Energiewende wandeln.

Neue Ideen und Geschäftsmodelle für die Energiewende

Heute sind neue Ideen und Geschäftsmodelle für die Energiewende gefragt. Just do it! Mit dem Slogan hatte NIKE einer ganzen Turnschuhgeneration vermittelt, dass wir Dinge einfach tun können. Vielleicht werden Verbindungen aus Stadtwerken und Bürger-Energiegenossenschaften etwas Starkes. Vielleicht entsteht eine solche Vermarktungsgenossenschaft von und für Bürger-Energiegenossenschaften, wie ich sie seit der letzten Woche anregen will. Vielleicht sind Guerilla-Balkonmodule doch sicherer als ihr Ruf, wofür mich eine unabhängige Einschätzung eines Elektrotechnik-Ingenieurs interessieren würde. Vielleicht lassen sich noch viel mehr Geschäftsmodelle zur Energieeffizienz erfinden und ebenso auch frische Vermarktungswege. Alle regenerative Energie, die ohne Fördermechanismus auskommt ist phantastisch, wobei ich mit in die Hand beißen muss, damit ich nicht wieder die Eigenstrombelastung oberhalb der Bagatellgrenze besorgt sorgfältig beschreibe. Verhehlen will ich auch nicht, dass weiterhin auch politisch dicke Bretter gebohrt werden müssen, um beispielsweise den langsamen „Ausbaukorridor“ aufzubrechen, da dieser mehr als Bestandsgarantie für Kohlekraftwerke seine Wirkung entfaltet. Dafür bin ich Edenhofer & Co vom IPCC sehr dankbar, die mit der scheibchenweisen Veröffentlichungsstrategie gerade zu einem guten Zeitpunkt den Finger an die richtige Stelle legen. Noch immer gehört Klimaschutz auch auf die politische Agenda.

Wir brauchen eine starke Lern- und Adaptionsfähigkeit, um just die Energie hin zum Klimaschutz zu wenden. Das Gleiche brauchen wir auch um mit den Klimafolgen umzugehen. Die Zeit beständiger Garantien ist abgelaufen. Also werden Kreativität, langer Atem, Resilienz und pragmatischer Optimismus nicht nur im Fußballspiel mit fragwürdig produzierten Turnschuhen zählen, wie es das Schwarzbuch der Markenfirmen beschreibt. Statt der Energiewende habe ich in Berlin lieber kreative Räume des gesellschaftlichen Wandels diskutiert. Es geht um neuartige Erfahrungen, mit denen sich Bewusstsein und Verhalten wandeln können. Lass uns die Anpassung in der Energiewende zu einer solchen Erfahrung werden lassen. Lass uns das Ruder wieder auf Segelkurs bringen. Bei gedrehtem Wind werden Segel neu eingestellt um zügig auf Kurs zu bleiben. Wehende Fähnchen im Wind aber, die können flattern. Diese Charaktere klopfen auch dann wieder, wenn die offizielle Energiewende-Wende-Wende in der Gesetzgebung passiert.