Es ist schon bemerkenswert, wenn wir den Stand der Dinge mit Notwendigkeiten vergleichen: In München wurden mit 20,7 Grad die wärmsten Weihnachtstage gemessen, in Doha wurden ein weiteres Mal die Verhandlungen vertagt, in Berlin werden Erneuerbare gebremst, und die EU hört auf, wirksame Klimaschutzziele zu setzen. Dennoch gibt es noch immer eine betriebsblinde Masse, die mit einem leichtgläubigen „Gut so!“ weiterschläft. Dennis Meadows hat unsere Gesellschaft einmal mit einer Straßenbahn ohne Steuerung verglichen: Wir fahren mit und niemand kann bremsen oder eine Weiche stellen.

Das ist die erste Hälfte der Geschichte; die zweite ist die von den unzähligen bemühten Menschen, die wirksame Versuche starten. Diese müssen multipliziert und verstärkt werden. Ein kollektiver, einiger Entwicklungsschritt ist notwendig. Es geht um eine globale, also umfassende Energiewende und eine vollständige Hinwendung zur Nachhaltigkeit: Wir brauchen ein Umdenken, einen Kulturwandel in unseren Werten und Taten, einen Strukturwandel, viele Paradigmenwechsel, viele kleine Beginner mit vielen kleinen Anfängen, die als wahre Helden den Lauf der Dinge ändern. Neben dem warmen Klima sterben zu viele Arten, degradieren und erodieren zu viele Böden, vermüllen die Meere in unerträglichem Übermaß, und zu viele Menschen müssen in inakzeptablen Zuständen leben.

Die Medienkunst für Nachhaltigkeit:

Wie aber motiviert und ermutigt man zur Initiative und zu bewusstem Konsum? Wie vermittelt man die Situation ohne ermüdende Vorwürfe, welche die Ohren auf Durchzug schalten lassen? Wie überzeugt man mit einem Mix aus ebenso strategisch wie zeitlich definierten Planungshorizonten, so dass man die Entwicklung in Jahresschritten, Wahlperioden, Dekaden und Jahrhunderten einplant? Wie wächst ein Verantwortungsgefühl über die individuelle Bedürfnisbefriedigung hinaus? Bisher waren wissenschaftliche Warnungen unzureichend, die in Politiker-Zusammenfassungen, Interviews und ängstlich stimmende Szenarien verpackt serviert wurden. Damit sind wir mitten in der Psychologie und Didaktik der Nachhaltigkeits-Kommunikation.

Es geht um neue Wege und die gesamte Palette der Medientechnologie. Schwierige Themen dürfen und können Spaß machen und spielerisch gelöst werden. Unbequeme Wahrheiten müssen angesprochen und mit einer Lösung verknüpft werden, mit der jeder zum Held seiner eigenen Welt wird. Auch Humor ist ein Instrument zur Generierung von Einsichten. Künstlerisch und kommunikationswissenschaftlich sind in diesem Bereich gewaltige Entwicklungsschritte möglich.

Vor den Kulissen:

Wir selbst haben begonnen, mit spielerischen Apps unser Handwerkszeug zu erweitern. Außerdem sind die Anstrengungen in Dialog-Medien ausgeprägt worden – was immer in Gesprächen mit den Menschen hinter den Rechnern münden muss. Mit der freien Öffentlichkeitsarbeit für die Energieagentur Region Göttingen wurde neben diversen PR-Maßnahmen als Highlight ein Puzzle-Tisch für Veranstaltungen entwickelt, die in der Lage sind, unterschiedliche Teile einer vollständigen Energiewende zu symbolisieren. Mit www.solarportal-goettingen.de realisieren wir ein anspruchsvolles Web-Portal. Der Bioladen Neues Haus hat nun ein neugestaltetes Corporate Design und ansprechende Schilder. Der Waldorf-Kindergarten Bovenden ist online und offline repräsentiert. Das Center for Demand Side Integration erklärt nun in Videos, wie durch intelligentes Last-Management Erneuerbare und das vorhandene Stromnetz harmonieren können. Für ein regionales Nachhaltigkeitsmagazin (CHARAKTER-Zeitgeist) wurden Artikel verfasst. SUSTAINMENTs Blog hat mit 22 Artikeln aktuelle Fachinformationen aufbereitet.

Hinter den Kulissen:

Wenn ich reflektiere, denke ich zum Beispiel an Kaffee. Fair gehandelt und biologisch zertifiziert, erhält dieses beliebteste, also auch quantitativ durchschlagende Doping eine ganz vorn mitspielende, gewichtige Rolle. Zu einem aufrichtigen Blick hinter unsere Kulissen gehören nicht nur die Erfolgsmomente, sondern der Alltag: Unsere nachhaltige Medienproduktion ist ein Termingeschäft in Projekten. Es wird immer im Team gearbeitet, wobei die Auftraggeber immer eingeladen sind mitzumachen. Die Berufung besteht aus sehr vielen Gesprächen und digitalen Dialogen. Es wird mit Skizzenblock nachgedacht – geschrieben und gestaltet am Rechner. Eigentlich müsste auch der wilde Gemüsegarten mit zum Betrieb gezählt werden, da es ein zwingend notwendiger Ausgleich zur sitzenden Kopfarbeit ist.