Auf mich wirkt es irritierend, was sich E.ON und RWE zurechtschustern. Wer mich kennt, der weiß, dass es mir unter anderem um eine schnelle Umstellung auf erneuerbare Energien und Gestaltungsspielraum für Bürger sowie kleine, mittelständische Unternehmen geht. Durch diese Brille betrachte ich die Neuordnung des Oligopols.

Beginnen wir mit Fakten

Kurz nachdem klar ist, wer regieren wird, kommt der Plan in die Medien. RWE teilt mit

  1. E.ON kauft RWE-Tocher Innogy, um dessen Netze und Vertrieb zu erhalten.
  2. RWE erhält erneuerbare Energien von E.ON und 16,67 % Anteile an E.ON.

Ergebnis des Deals, falls die Fusion durchgeht

RWE macht den Strom

Sie vereint die Stomproduktion aus konventionellen Großkraftwerken, erneuerbaren Energien und dem Strom-Großhandel. Auch Innogys Gasspeicher-Geschäft und die Beteiligung am österreichischen Energieversorger Kelag würde unter dem Dach des Konzerns betrieben werden. Außerdem soll RWE von E.on die Minderheitsbeteiligungen an den von RWE betriebenen Kernkraftwerken Emsland und Gundremmingen erhalten.

E.ON macht die Energienetze und das Endkundengeschäft

Die Stromnetze gelten schon lang als Cashcow und verlässlicher Gewinnbringer. Zuletzt sollen sie, ausgestattet mit staatlichen Garantien, rund 65 Prozent der Erträge beigesteuert haben.

Der Filz wirkt: Justus Haucap

Einmal mehr wurde der alte Filz reaktiviert. Ein uns Energiebloggern altbekannter Experte tritt erneut auf das Parkett: Justus Haucap wird auf Spiegel Online als “Wettbewerbsexperte” zitiert, der in der Übernahme von Innogy durch E.ON kein großes kartellrechtliches Problem sehe. Spätestens hier schrillen die Alarmglocken! Vor Jahren wurden bereits die vielseitigen Beschäftigungen des Herrn Haucaps beschrieben. Auch der Eintrag auf Lobbypedia hilft bei der Einsortierung der Aussagen. Googelt die Spiegel-Redaktion Personen nicht einmal, wenn sie deren Aussagen in Artikel aufnimmt?

Der Trend geht vom Oligo- zum Monopol

Jürgen Döschner vom WDR kommentiert bissig:

“Die deutsche Energiewirtschaft baut RWE und E.ON um.”

Damit spielt er auf die mangelnde Gestaltungskraft an. RWEs Versuch sich mit seiner Tochter “Innogy” an die Energiewende anzupassen ist gescheitert. Wie nun RWE mit einem atomar-fossilen Klotz am Bein “vorweg gehen” will, kann ich mir schwerlich vorstellen. RWE wird so nur noch mehr als bremsende Kraft an seinen Großkraftwerken festhalten wollen. Und E.ON wird sich noch mehr über Stromüberflüsse freuen, die sie – gut bezahlt mit staatlichen Garantien – an europäische Nachbarn leiten. Wenn tatsäch der größte Energieversorger Europas entstände, dann wird diese Marktmacht noch mehr Einfluss auf die Politik gewinnen. An Tagen wie diesen gewinnt die Bedeutung der Dezentralität für die Zukunftsfähigkeit unserer Spezies.