Während in den USA um die Präsidentschaft und hier um die Wirren der Finanzwelt gekämpft wird, hat sich eine gefährliche Klimafolgen-Amnesie epidemisch ausgebreitet. Bemerkenswert ist die  Ignoranz, mit der die großen Probleme wie der Klimawandel oder die Überbevölkerung verdrängt werden. Hier möchte ich noch einmal an den Stand des Wissens erinnern, bevor in den kommenden Wochen in Sachen Strompreis die Fetzen fliegen.

Die Ursache der Klimafolgen-Amnesie ist noch nicht ausreichend erforscht und mag unterschiedlich gelagert sein – in den Köpfen der Menschen erscheint die Suche hoffnungsvoll. Einer der psychologischen Gründe ist sicherlich der schleichende, leise Charakter der Erderwärmung, weshalb sie nicht als unmittelbare Gefahr wahrgenommen wird. Wenn ein Meteor mit der selben Zerstörungskraft auf die Erde zufliegen würde, wäre entschlossenes Handeln wahrscheinlicher. Die Treibhausgas-Emission vollzieht sich indirekt, so dass sie nur wenige als eindeutige „Mitursache“ im täglichen Leben wahrnehmen.
Bereits seit über dreißig Jahren ist der Zielkonflikt zwischen Wirtschaftswachstum und  Emissionsvermeidung beschrieben, dennoch geschieht deren Entkopplung mithilfe erneuerbarer Energien noch immer viel zu langsam. Obwohl das Wissen, der Wille vieler, die Taten einiger und die Technik zum Abbremsen der Klimafolgen vorhanden sind, muss ein wirksames Mittel gefunden werden, um den menschlichen Faktor der Klimafolgen-Amnesie zu heilen.

Erinnerung an den Klimawandel
Als ich ein Kind war, wurde das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) gegründet, um den globalen Forschungsstand zur globalen Erwärmung zusammenzufassen. Bevor demnächst ein neuer Bericht erscheint, ist der vierte Sachstandsbericht die globale Wissens-Grundlage zum Klimaschutz. Liest man diese Berichte, begegnen einem durchgerechnete Szenarien, wie sich unter bestimmten Bedingungen das Klima in diesem Jahrhundert entwickeln würde. Da global  – statt der notwendigen Trendwende – ein Anstieg der Treibhausgas-Emissionen eingetreten ist, werden leider die schlechteren Szenarien als wahrscheinlicher gehandelt. Eines davon sieht folgendermaßen aus:

A1F1-Szenario – Wir können hinterher nicht sagen, dass wir nichts gewusst haben.
Im Jahr 2100 ist es im Durchschnitt 2,4 bis 6,4 Grad Celsius wärmer. In Europa, wo die Auswirkungen geringer sind, erwarten mich im Rentenalter: ein erhöhtes Risiko durch flutartige Überschwemmungen im Landesinneren, häufigere Küstenüberschwemmungen und verstärkte Erosion (durch Unwetter und Meeresspiegelanstieg). Ebenso sind Dürreperioden wahrscheinlicher als bisher. Viele biologische Arten können sich nicht anpassen und werden aussterben, andere werden in ihrer Zahl zu schnell anwachsen. Landwirtschaft wird auch hier bei uns deutlich schwieriger. In den Bergen schmelzen Gletscher, das Artensterben wird sich dort besonders radikal vollziehen. Durch Hitzewellen entstehen vielfältige gesundheitliche Risiken. Die Häufigkeit von Waldbränden steigt drastisch an. Aus den am härtesten betroffenen Regionen strömen Klimaflüchtlinge in die gemäßigteren – also unsere – Breiten.
Im demnächst erscheinenden fünften Sachstandbericht zur Klimaforschung werden nach Aussagen der beteiligten Forscher noch wärmere klimatische Verhältnisse prognostiziert.