Seit kurzem darf ich Mitglied der AG Medien sein, welche im Rahmen der UN – Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) ins Leben gerufen wurde. Inhalt der Arbeitsgruppe ist insbesondere die Klimakommunikation im weiten Feld der Nachhaltigkeitskommunikation. Ich freue mich auf die vielen fähigen Mitglieder – von denen es viel zu lernen gibt, wie es auch im grünen Medienpool der Fall ist. Die Mischung aus Wissenschaftlern, etablierten Institutionen, nachhaltigen Medienmachern und großen Medienhäusern birgt ein attraktives Potenzial. Die entscheidende Frage aber ist, wie das Potenzial so genutzt werden kann, dass sich die Welt tatkräftig nachhaltiger entwickelt.

Es gibt viele erfolgreiche Projekte zur nachhaltigen Entwicklung, deren Effekte augenscheinlich von den schnell wachsenden Fehlentwicklungen überschattet werden. So ist die Energiewende ein tolles Bäumchen, dem man nun gerade leider das Wasser entziehen will. Würde man die Energiewende hier durchziehen, dann muss dennoch eine gewaltige Lawine an weiteren nationalen Energiewenden folgen. Nur so kann Klimaschutz gelingen. Wie können wir diese Prozesse optimal unterstützen? Diese Frage wird mich und uns noch lang begleiten. Als Geleitworte passt die Formulierung „It´s too late to be a pessimist“, die zum Abschluss des bildschönen Filmes HOME von Yann Arthus-Bertrand gebracht wurde.

Was will das Nationalkomitee?

Das deutsche Nationalkomitee für die UN – Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ hat im vergangenen Jahr ein Positionspapier erarbeitet: „Zukunftsstrategie BNE 2015+“. Es soll allen Akteuren als Richtschnur dienen. Hier stelle ich nur die medienrelevanten Aspekte vor.

Es beginnt mir hohen Ansprüchen, was mir gut gefällt. Mit den Worten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) wird verdeutlicht, das wir eine dringlich notwendige „fundamentale Transformation der Weltgesellschaft“ benötigen. So etwas benötigt eine funktionierende Kommunikation. Im Vordergrund steht plausibler Weise, die BNE im Bildungssystem zu verankern. Baustellen für uns sind:

veränderte Konsummuster und Lebensstile und ein mentaler und kultureller Wandel im großen Maßstab

Das Nationalkomitee ist sich der fehlenden medialen Präsenz bewusst und will die Öffentlichkeitsarbeit intensivieren:

Die Innovationsbereitschaft in Bezug auf nachhaltiges Handeln ist weiterhin Sache einer Minderheit in Deutschland. So hält die Umweltbewusstseinsstudie des BMU von 2012 fest: Die „Umfragedaten zeigen, dass die Problematik des alltäglichen Verhaltens im Hinblick auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit offenbar erkannt wird. Ebenso ist vielen Befragten bewusst, dass Verhaltensänderungen notwendig sind. Dabei handelt es sich aber nur um ein latentes Veränderungspotenzial, denn es ist nur eine Minderheit, die eine für diese Veränderungen notwendige Innovationsbereitschaft erkennen lässt“ (S. 64) . Die Innovationsbereitschaft lässt sich über Lern – und Kommunikationsprozesse stärken. Dazu ist allerdings eine breitere Öffentlichkeitsarbeit notwendig. Im Rahmen der Strategie 2015+ sollte ein breites Bündnis geschaffen werden, bei dem unterschiedliche Kommunikationsformate (neben dem Fachportal) – wie zum Beispiel an der Website „mehr – wissen – mehr – tun“ deutlich wird – und unterschiedliche Akteure wie zum Beispiel der Nachhaltigkeitsrat, die Stiftung „Forum für Verantwortung“ und viele andere zusammenwirken.

Welche Antworten könnte die AG Medien erarbeiten?

Da ich erst bei einem Treffen dabei war, kann ich nur meinen ersten Eindruck vermitteln. Ein Handlungsfeld hat der rennomierte Klimaforscher Schellnhuber so formuliert, dass Wissenschaft Studien produziert und dass das Papier über eine Mauer schmeißt, in der Hoffnung das es dann an den richtigen Stellen ankommt. Es wird also ein funktionierender Transfer von Wissenschaft zu Praxis benötigt.

Zu dem Mangel an öffentlicher Warnehmung finde ich die Frage besonders wichtig, wie man ein Agenda-Setting zugunsten der Nachhaltigkeit realisiert. Ebenfalls denke ich an Netzwerke wie die Energieblogger, bei denen wir beachtliche Kapazitäten aufgebaut haben. Ich finde attraktiv, dass sich jeder in sozialen Medien als Teil der Lösung betätigen kann. Ich hoffe diese Erfahrungen sinnstiften einbringen zu können. Gemeinsam arbeiten wir an einer Fachkonferenz im September und an einem Workshop im Rahmen der Konferenz „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) in Bonn (29. bis 30. September).

Auch wenn die Weltdekade in diesem Jahr ausläuft, ist bereits jetzt klar, dass die AG Medien im Rahmen des kommenden Weltaktionsprogrammes fortgeführt werden soll. Wo sehen Sie die wichtigsten kommunikativen Stellschrauben für nachhaltige Entwicklung?