In den kompakten Solarthemen und Connis Ecoquent Positions las ich davon: Die Solarbranche fordert eine Sommerpause für fossile Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen an Wärmenetzen, um der Solarthermie dort den Marktzugang zu stärken. Im Sommer könnte saubere Solarwärme klimaerwärmende fossile Energie aus Wärmenetzen verdrängen. Der Gedanke würde mich fast begeistern; wenn die Komplexität der Energiewende mitgedacht worden wäre. Das Gegenteil ist die Fall, denn die Forderung vernachlässigt die für das Stromnetz nötige Flexibilität: Im erneuerbaren Energiesystem müssen die Billigmacher Wind und Sonne ausgeglichen werden. Hinter der Forderung verbirgt sich die Konkurrenzangst durch die Novelle des Kraft-Wärme-Kopplung-Gesetzes. Trotz guter Ansätze ist das Heizperiodenmodell halbgar.

Hintergrund: Das Geld wird nur einmal in die Hand genommen

Ich vermute, dass folgende Überlegung hinter den Vorschlag steckt: Die Solarthermie könnte in Wärmenetzen im Sommer die Versorgung voll übernehmen. Genannt werden optimistisch klingende Kosten von 3 bis 5 Ct/kWh. Man will einen neuen Sektor erschließen und den Anlagenverkauf ankurbeln. Dieses Ziel verfolgen die Anlagenbauer von Kohlekraftwerken und Solarthermieanlagen gleichermaßen – erneuerbare Umsätze sind mir natürlich auch lieber.

Doch hier kommt der Haken: In einem bestehenden Netz kann die Thermie nachgerüstet werden. Unwarscheinlich aber ist die doppelte Investition, sprich das KWK und Thermie zugleich nachgerüstet werden. Im Referentenentwurf des KWKG liegt der Schwerpunkt auf der Modernisierung bestehender Anlagen. Es handelt sich um einen strategischen Zielkonflikt der Anlagenbauer, die um die Entweder-oder-Entscheidung ringen. Auch beim Neubau ist eine zeitgleiche Investition in mehrere Wärmequellen nicht immer naheliegend – Betreiber müssen schließlich erst einmal das Geld in die Hand nehmen. Hier ist ein Einspeisevorrang für erneuerbare Wärme schon ein guter Ansatz. Insbesondere wenn diese ohne Holz auskommt, aber das ist ein weiteres ökologisch zu differenzierendes Fass, dass ich heute lieber zu lasse.

Bizarr ist der Hintergrund: Erst scheitert die steuerliche Förderung der energetischen Modernisierung. Als Ersatz fließt mehr Geld in die Solarthermie. Nun scheiterte die Klimaabgabe und es fließt mehr Geld in die KWK. Nun schreien jene auf, die vom ersten schlechten Kompromiss profitieren und nennen das Ganze „Wettbewerbsverzerrung“.

Das halbgare „Heizperiodenmodell“ des Bundesverbandes Solarwirtschaft

Geschäftsführer des BWS: Carsten Körnig

Geschäftsführer des BSW: Carsten Körnig

Das ist die Idee Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW):

  • KWK-Anlagen in der Fernwärmeversorgung nicht in der Heizperiode fördern
  • die KWK-Mindereinnahmen aus dem Sommer würden nach Angaben des BSW rund 12 % im Jahr entsprechen und durch eine längere Förderdauer je Anlage kompensiert werden

Halbgar heißt, dass ich einen Teil des Vorschlages richtig gut finde:
Im Winter brauchen wir mehr Heizung und müssen wetterbedingt fehlenden erneuerbaren Strom ausgleichen – der November lässt grüßen. Dafür ist die KWK im Winter ideal. Für das Klima ist jeder Liter auch die effiziente Verbrennung von Gas problematisch.

Woher aber will der Bundesverband Solarwirtschaft im Sommer positive Regelenergie nehmen, wenn Sonne oder Wind kurzfristig anders liefern als prognostiziert? Die Idee denkt den Ausgleich der eigenen Photovoltaik nicht mit. Sie ziehlt nicht auf ein sich ergänzendes System aus 100 % erneuerbaren Energien ab.

Der Verband aber meint das KWK im Sommer dem Stromsystem Flexibilität rauben würde.
So steht in der Pressemitteilung folgender fragwürdiger Satz:

Damit würde die fossil erzeugte KWK-Wärme den Markt zulasten Erneuerbarer Energien verstopfen und dem Stromsystem Flexibilität rauben.

Lösungsvorschlag: Wir brauchen eine Wärmewende und Flexibilität für die Stromwende

Es stimmt das die Wärmewende bislang politisch entsetzlich vernachlässigt worden ist. Dennoch wurmt mich der Versuch das Eine gegen das Andere auszuspielen. Der Anreiz mit Marktzugang für erneuerbare Wärme müsste eine differenziertere Architektur aufweisen:

Eine ausgewogene Lösung bietet Flexibilität für den Strommarkt und bevorzugt erneuerbare Wärme immer dann, wenn gerade keine Regelenergie gebraucht wird. Ich fände einen Zuschuss für die Kombination aus Solarthermie und flexibler KWK in Wärmenetzen klug. Denn bei Bedarf brauchen wir positive Regelenergie aus BHKW´s. An allen anderen Zeitpunkten im Sommer aber darf die KWK gerne eine Pause machen. Anstelle einer Sommerpause für die KWK plädiere ich für eine Siesta bei Notdienst auf Abruf.

Der bisherige Entwurf der KWK Novelle ist keine starke Konkurrenz

Solang aber der Eigenstrom aus KWK mit der EEG-Umlage belastet ist, wird auch die Novelle den stagnierenden Ausbau nicht anheizen. Es wurde zu früh gebrüllt, denn die Konkurrenzkraft gegenüber der Solarthermie ist schwächer, als die Leute im Solarthermiegeschäft befürchten.

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