Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Inmitten der Koalitionsverhandlungen blasen nach der Steigerung der EEG-Umlage einmal wieder die Spatzen eine angebliche Notwendigkeit zur „Kostenbremse“ vom Dach. Seit Monaten beschäftigt uns die einsilbige Diskussion um Stromkosten, die den Erneuerbaren in die Schuhe geschoben wird. Wenn die erwarteten Schwarz-Roten Koalitionsverhandlungen fertig sind, stellen wir uns nur noch auf die Gestalt und das Maß der Beschneidung der dezentralen Energiewende ein. Die Frage ist, ob die alte fossile Energielobby nun einen Totalstop oder einen harten Schuss vor dem Bug durchsetzten kann. Oder gelingt es den wenigen aufrechten Vertretern des Klimaschutzes in den Reihen der SPD und der CDU/CSU doch mit Unterstützung der Länder einen milden Schritt nach vorne zu machen? Dazu müsste die alte Kohlegarde der Volksparteien bezwungen oder überzeugt werden.

Bevor man sich die Sorgenfalten zu Herzen nimmt, sollte man prüfen, ob die erneuerbaren Energien wirklich für die Kostensteigerung des Strompreises verantwortlich sind. Robert von den Energieexperten hat dazu wichtige Aspekte unter die Lupe genommen. Merken muss man sich, dass die Kosten für das EEG deutlich mehr steigen, als die tatsächlichen Investitionen in Erneuerbare Energien gekostet haben. Auch Susanne Henkel vom SMA Sunny Blog hat sich mit den eigentlichen Kostentreibern beschäftigt. Wenn ihr diese Artikel gelesen haben solltet und euch ohnehin mit dem Thema eingehender beschäftigt, werdet ihr merken, warum wir die in den Medien geführte Kostendiskussion als verzerrt bewerten.

Welche Reformkonzepte schwirren im politischen Raum?

Mittlerweile ist es unübersichtlich geworden. Die meisten dieser Vorschläge hat die MetropolSolar Rhein-Neckar aufgelistet. Dort findet ihr alle fast alle Kommentare und Konzepte, sofern ihr euch intensiv mit dem Reformthema befassen wollt.

Die wohl bekanntesten Ideen sind ein weiterentwickeltes EEG, ein Quotenmodell und ein Prämienmodell. Heute will ich einige Stimmen von Energiebloggern und mit eigenen Kommentagen euch eine Hilfestellung geben, damit ihr die Konzepte grob einsortieren und euch durch die Quellen selbst ein Bild machen könnt:

Quotenmodell / Prämienmodell

Bereits die Entstehung des Quotenmodells ist bedenklich. Die Energiebloggerin Tina Ternus hat in dem bedeutenden Bericht „Bremser der Bürgerenergiewende“ Teil 1 und Teil 2 die Ergebnisse einer gründlichen Recherche vorgestellt, in denen klar wird, dass dieser Vorschlag an Konzerninteressen ausgerichtet worden ist. Die zugehörige Kampagne stand bei mir auch auf dem Prüfstand. Im Klartext geht es im Quotenmodell um die Sicherung von Marktanteilen von Energiekonzernen und um die Eindämmung erneuerbarer Energien, damit mit fossilen Energien noch länger Geld auf Kosten des Klimas erwirtschafet werden kann. Die Monopolkomission schlägt merkwürdiger Weise ebenfalls ein Quotenmodell vor (Energie 2013: Wettbewerb in Zeiten der Energiewende), was man schelmischer Weise als Versuch der Stärkung von Oligopolen verstehen kann.

Der BDEW favorisiert ein Prämienmodell, zu dem ich noch nicht genug sagen kann. Habt Ihr das unter die Lupe genommen? Freue mit über gute Links in den Kommentaren.

EEG 2.0

Die Agora Energiewende hatte vor kurzem ein radikales Konzept eingebracht, welches das EEG massiv vereinfachen will und ebenfalls umstritten ist. Kritiken dazu findet Ihr im Blog von Naturstrom. In der Presse wurde es als ein Konzept vom Schöpfer der Energiewende, Herrn Baake angekündigt, welcher sein Gesetz nun selbst nicht mehr mag. Blöder Weise ist auch diese Darstellung verzerrt, da dieses Konzept in erster Linie von Hans-Josef Fell und dem leider verstorbenen Hermann Scheer geschrieben wurde. Die Einschnitte hier sind ebenfalls hart, jedoch könnte die Energiewende auf kleiner Flamme weiterlaufen.

Eine gute Lösung sehe ich unter den hier aufgeführten Ansätzen noch nicht. Das Dokument zur niedersächsischen „Energiewende 2.0“ liegt mir noch nicht vor, was ein weiterer Vorschlag ist, für den unsere Landesregierung eine Mehrheit einwerben will. Möglicherweise ist dieser Vorschlag erstrebenswert. Ebenfalls als Fortschritt empfinde ich die Gedanken einiger Autoren von Eurosolar. Wir brauchen also eine Reform, die Elemente des vorhandenen EEG´s weiter entwickelt. Erhalten werden sollte aus meiner Sicht die 20-jährige Preisgarantie, da durch diese kleine Investoren befähigt werden, womit die Energie durch Hände von Energiebürgern und KMU gewonnen werden kann. Ebenfalls unantastbar sollte der Einspeisevorrang bleiben.

Ebenfalls brauchen wir technologiespezifische Einspeisetarife, um durch das Zusammenspiel unterschiedlicher erneuerbarer Quellen die Versorgungssicherheit leisten zu können. Dabei kommen nun Regelenergie, Infrastruktur und Speicher in den Fokus, denn diese müssen geschickt integriert werden, damit die Energiewende gelingt.

Die Kosten müssen ebenfalls im Blick behalten werden, was durch den Abbau klimaschädlicher Subventionen und durch weniger Ausnahmen für Gewerbebetriebe möglich ist. Ebenfalls sollte das „EEG-Paradoxon“ reformiert werden: Börsenstrom der durch Erneuerbare billiger wird, verteuert die EEG-Umlage. Anstelle dessen müssen diese Vorteile zur Senkung der Strompreise dienlich gemacht werden. Ich will hier nicht den Eindruck erwecken, dass ich ein fertiges Konzept im Geiste hätte. Klar aber ist mir, dass der Klimaschutz wichtig ist und das dessen Priorität zurück in die Energiepolitik gehört. Wie aber erklärt man dies an Börsen, die statt einem ordentlichen Gewinn, permanent die Gewinnmaximierung fordern? Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Wachstumsparadigma und der Abwehr erneuerbarer Energien, wofür ein Kulturwanden nötig wird. Die Gesellschaft in den Industrienationen muss umdenken.